921. Nr. 47. / Intrawelt 11. Erschienen: Februar 2006 Seiten: 63 Preis: 1,75 Euro EAN 1: 4194727401755 EAN 2: 60047

 

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Die Kathedrale von Rhoarx

  Michael Marcus Thurner



Zyklus:  

Intrawelt-Miniserie  (Heftliste)

Weitere Angaben:

Örtlichkeiten: 

Zeitraum: 

Hardcover:

Intrawelt

1225 NGZ bzw. 4812 n. Chr.



Die Hauptpersonen
Atlan Der Arkonide betritt eine Kathedrale und erfährt die eigene Bedeutungslosigkeit
Tuxit Der Oberste Brüter weist Atlan den Weg zum Flammenstaub
Jolo Das Echsenwesen begleitet seinen Herrn auf einer gefährlichen Reise
Peonu Der Lutvenide sieht sich dank Atlan am Ziel seiner Wünsche
Allgemein   
Titelzeichner: Dirk Schulz
Innenillustration: Harry Messerschmidt
LKS: Leserkommentare und Kurzbewertungen

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Romaninhalt
Nach Uquarts Freitod ist der Weg frei für Tuxit und damit auch für Atlans Pläne, an eine Probe des Flammenstaubs zu gelangen. Leider erscheint kurz darauf Peonu und versucht das Vogelwesen in seinen Bann zu zwingen. Was jedoch scheitert, da die Rhoarxi gegen die Parafähigkeiten des Seelenhorters immun sind. Um die peinliche Situation aufzulösen, erklärt Atlan unter dem suggestiven Zwang Peonus, daß es sich bei diesem um einen engen Freund handele. Der Rhoarxi akzeptiert diese Erklärung widerstrebend. Nachdem Tuxit von den Bürgern Aspoghies als Oberster Brüter anerkannt wurde, beginnen die Rhoarxi ohne große Umschweife mit dem Wiederaufbau der Wanderstadt. Große Sentimentalitäten scheinen diesen Vogelwesen fremd zu sein. Als überraschend die Amme Demio erscheint und dem Obersten Brüter ein Kästchen übergibt, darin ein von ihr über viele Jahre gehütetes Ei Tuxits, läßt dieser jedoch Gefühle erkennen.
Noch am selben Abend sucht der Rhoarxi das Quartier von Atlan und seinen Begleitern auf. Es sei jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, Atlan zur Kathedrale von Rhoarx zu führen, der Quelle des Flammenstaubs. Der Zugang zur Kathedrale befindet sich im Zentrum der Intrawelt, dort wo sich auch die Kunstsonne des riesigen Hohlplaneten befindet, allerdings in den Hyperraum versetzt. Atlan, Peonu, Jolo und Tuxit begeben sich auf eine lange Reise mit Hilfe des Gondelsystems. Ihr Weg führt sie über die Flachstation ZER-95 und die Hochstation OB-66 zur Ultrastation D-1. Sie befindet sich 140.000 km über der Oberfläche der Intrawelt. Die 12 Ultrastationen bilden das Zentrum des Himmelsnetzes und verfügen über uralte Maulspindler als Besatzung. Einst gab es ein eigenes Hilfsvolk der Rhoarxi, das allein für den Betrieb der Ultrastationen und die Bewachung der Kathedrale zuständig war, doch dieses ist aus unbekannten Gründen vor langer Zeit verschwunden. Obwohl der Dienst auf der Ultrastation von den Maulspindlern als Privileg empfunden wird, sieht Atlan mit Schaudern, wie sich die uralten Spinnenwesen bei ihrer Arbeit abquälen. Tuxit denkt ebenfalls über Reformen der verkrusteten Strukturen in der Intrawelt nach.
Die Weiterreise ins Innere der Kunstsonne der Hohlwelt ist erst in der Nacht möglich, da die Passagiere samt Gondel andernfalls von der großen Hitze vernichtet würden. Die Kathedrale von Rhoarx präsentiert sich jedem Besucher in anderer Gestalt. Atlan erscheint sie als großer grauer Kasten. Das Innere ist ebenfalls an die Gedankenwelt der Besucher angepaßt. Atlan und seine Begleiter finden sich in einer riesigen, hell erleuchteten Höhle wieder, deren Wände und Decken sich im allgegenwärtigen, leuchtenden Nebel verlieren. Tagelang irren sie durch das Gewölbe und Jolo droht schließlich zu verdursten. Erst als Atlan völlig verzweifelt zusammenbricht und erkennt, daß es im Leben wichtigere Dinge gibt als persönlichen Ruhm und niemand, nicht mal ein Ritter der Tiefe unersetzlich ist, daß ihm persönlich die Freundschaft zum kleinen Echsenwesen eigentlich wichtiger war als die Suche nach dem Flammenstaub, erst in diesem Moment erscheint scheinbar aus dem Nichts eine Wasserquelle. Nachdem Jolo gerettet ist und sich langsam erholt, glaubt Atlan plötzlich den Weg zum eigentlichen Zentrum der Kathedrale mit dem Flammenstaub zu kennen. Tatsächlich erscheint ein Pfad, auf dem Atlan Stationen aus seinem Leben vorgeführt werden. Der Zellaktivatorträger erkennt, daß die Kathedrale erst sein Ego gezielt zerstört hat, um es anschließend in gewünschter Form wieder zusammenzusetzen. Am Ende des Pfades warten nicht nur die Bilder der Gegenwart auf den Arkoniden, sondern auch das Portal zum Allerheiligsten der Kathedrale.
Der Zugang zur Kammer des Flammenstaubs präsentiert sich, in seiner für Atlan maßgeschneiderten Form, als hölzernes, mit feinen Schnitzereien verzierten Tor. Allein Atlan kann es öffnen. Er durchschreitet es, in Begleitung von Tuxit. Sie erscheinen am Ort zwischen den Orten. Der Ursprung des Flammenstaubs erweist sich als ein äußerst erstaunlicher Ort. Es handelt sich schlicht um einen Ankerpunkt um den das Mulitversum rotiert. Er ist gewissermaßen der Mittelpunkt des Universums und aller anderer Universen. Von hier aus kann man, mit nur einen Schritt jeden beliebigen Ort und jede beliebige Zeit erreichen. Optisch präsentiert sich der Ankerpunkt als schwarze Kugel die von einem dünnen weißen Nebel umgeben ist. Die Kugel dreht sich dabei beständig um sich selbst und produziert als Abrieb den mysteriösen Flammenstaub. Durch berühren des schwarzen Balls kann sich jeder mit diesen Flammenstaub aufladen und ins normale Universum zurückgekehrt, wahre Wunderdinge vollbringen, wie Zeitparadoxa oder die völlige Umgestaltung ganzer kosmischer Regionen. Allerdings bleibt einem normalen Wesen nicht viel Zeit dazu, da der Flammenstaub unglaublich energiereich und aggressiv ist und deshalb nach kurzer Zeit tödlich wirkt. Allein die Rhoarxi können für längere Zeit Flammenstaubs in sich tragen, ohne daran zu sterben. Tuxit spekuliert sogar, daß sein Volk von den Kosmokraten speziell für die Aufgabe als Wächter des Flammenstaubs gezüchtet wurde. Atlan läßt sich von diesen Eröffnungen jedoch nicht einschüchtern. Er nimmt eine größere Portion Flammenstaub auf und kehrt in die eigentliche Kathedrale zurück.
Dort warten Jolo und Peonu. Atlan steht dank des Flammenstaubs nicht mehr unter dem Bann des Seelenhorters. Der Arkonide will sich endgültig seines Unterdrückers entledigen und es kommt zum Zweikampf. Jolo wird von Peonu dazu gezwungen zu seinen Gunsten in den Kampf einzugreifen. Tuxit wird ebenfalls in den Kampf hineingezogen. Der Oberste Brüter und Atlan unterliegen jedoch. Jolo ist Tod und Peonu mit einer großen Portion Flammenstaub geflohen als der Arkonide und der Rhoarxi wieder zu sich kommen. Atlan beschließt, den Seelenhorter zu stoppen, bevor dieser weiteren Schaden anrichten kann.

Handlungszeit: September 1225 NGZ bzw. September 4812 n. Chr.

Anmerkungen:
Bei Uwe Anton wäre der Zyklus wohl mit diesem Heft beendet gewesen und natürlich mit vielen offenen Fragen. Diesmal ist es nur der Zyklushöhepunkt und es werden viele Fragen beantwortet und viele neu aufgeworfen. Der Roman selbst hat mir ausgesprochen gefallen, trotz kleinerer Fehler in der Serien-Kontinuität. So erinnert sich Atlan nicht mehr daran, daß auch Jolo zu den Seelenhäppchen von Penou zählt und läßt sich deshalb überrumpeln. Aber diese Fehler stören nicht wirklich. Dafür ist es Michael Marcus Thurner mit der Kathedrale von Rhoarx und der Natur des Flammenstaubs gelungen, mich nachhaltig zu verblüffen. Ich hatte ja eher damit gerechnet, daß sich das ganze am Ende als ähnlich fade erweisen würde, wie der Psi-Speicher im Lordrichter-Zyklus und die Anaksa-Station im Dunkelstern-Zyklus. Da habe ich mich zum Glück kräftig getäuscht.
Der Flammenstaub stellt alles in den Schatten, was bisher im Perryversum an magischen Stoffen präsentiert wurde. M. E. ist der Flammenstaub, ein Katalysator mit dem sein Träger riesige Zeitparadoxa auslösen und ganze Galaxien nach seinen Wunschvorstellungen umgestalten kann, schon fast zu gewaltig und überdreht. Ein Nichtrhoarxi, der für mehrere Minuten Flammenstaub in sich trägt, verglüht daher allerdings auch von innen.

Darüber hinaus klärt uns Michael Marcus Thurner über die Geschichte der Rhoarxi in groben Zügen auf. In kursiven Einschüben entwirft er das Epos “Das Große und Wahrhafte Gegacker”, dessen Kapitel als Piepse bezeichnet werden.
Vor 1,5 Millionen Jahren kehrte des Volk der Rhoarxi nach zahlreichen siegreich überstandenen Abenteuern in seine Ursprungsgalaxie Dwingeloo I zurück und traf dort auf eine Vielfalt von miteinander konkurrierenden Völkern. Die Rhoarxi jener Tage waren jedoch ein äußerst kriegerisches und aggressives Volk von Vogelwesen, das zudem über großes militärisches Geschick und überlegene Technik verfügte. Binnen kurzer Zeit hatten sie alle denkbaren Konkurrenten ausgelöscht oder unterworfen. Allein die Togronen erwiesen sich als wehrhaft und konnten ihr Imperium verteidigen. Es kam zu einem sich lange hinziehenden Krieg, der mit einem Unentschieden endete. Die Rhoarxi empfanden diese Situation als Niederlage und begannen sich untereinander zu bekämpfen. Letztlich überlebten nur vier Stämme der Rhoarxi das große Gemetzel. Als es bereits so schien, als würden auch diese sich gegenseitig auslöschen, erschien überraschend der Kosmokratendiener Lae. Er behauptete ein Freund der Rhoarxi zu sein und bot ihnen eine Aufgabe an. Die Bewachung des Flammenstaubs in der Kathedrale, die nicht nur in den Hyperraum entrückt war, sondern zudem mit zwei Energieschirmen im Standarduniversum von der Umwelt abgeriegelt wurde.
Die Oberhäupter der vier Stämme wurden zu Trägern des Flammenstaubs und errangen dadurch starke Parafähigkeiten, die es ihnen erlaubte, beruhigend auf die Angehörigen ihres Volkes einzuwirken und deren Kräfte in eine positive Richtung zu lenken. Die Rhoarxi gaben endgültig ihre Seßhaftigkeit auf und zogen nun in vier großen Raumschiffskarawanen durch Dwingeloo I. Allerdings wuchs damit auch die Abhängigkeit der Rhoarxi vom Flammenstaub und damit vom Wohlwollen der Kosmokraten. In deren Namen forderte Lae immer wieder neue Hilfsdienste. Viele Jahrtausende ging dies gut, doch die Besuche Laes, der den Zugang zur Kathedrale ermöglichte, wurden immer seltener und blieben schließlich ganz aus. Die Rhoarxi begannen erneut sich untereinander zu zerfleischen, bis Lae ein letztes mal erschien. Er versprach den Vogelwesen den freien Zugang zur Kathedrale, wenn sie als Gegenleistung für die Kosmokraten jeden noch so schmutzigen Kampfauftrag ausführten. Drei Stämme stimmten zu, der vierte Stamm, namens Anarii, weigerte sich und trennte sich vom Rest des Volks. Seit dem ist er verschollen und es zogen nur mehr drei Karawanen durch Dwingeloo.
Vor 1,2 Millionen Jahren entzogen die Kosmokraten den Rhoarxi endgültig ihre Gunst. Desorientiert und ruhelos zogen die Stämme Aspoghie, Beneses und Zirnatim durch die Galaxie, bis der Plan zum Bau der Intrawelt entstand. Dazu wurden als erstes die Energieschirme, Membranen genannt, so verändert, daß der Innere als Außenwand der geplanten Kunstsonne und der Äußere als Hülle der eigentlichen Hohlwelt dienen konnte. Außerdem schufen sich die Vogelwesen in ihren Labors vier Hilfsvölker, die Anstizen als Arbeitervolk, die Drieten als Gestalter, die Nomaden als Kundschafter und ein viertes Volk, das in der Handlungsgegenwart nicht mehr existiert. Der gesamte Raumsektor wurde so umgestaltet, daß er als Versteck für die Intrawelt dienen konnte. Anschließend zogen sich die Rhoarxi langsam zurück. Sie schufen unzählige weitere Völkerschaften, die sich schrittweise über die gesamte Intrawelt ausbreiteten. Außerdem schufen sie die Maulspindler, die Dhedeens und den Teph. Schließlich kreierten sie eine Unzahl von Legenden und Mythen für ihre Kunstgeschöpfe, die diese motivieren und in die gewünschte Richtung lenken sollten.
Längst waren die lebenden Wanderstädte an die Stellen der alten Raumschiffskarawanen getreten und allmählich zogen sich die Rhoarxi gänzlich aus dem kosmischen Geschehen zurück. Ein Vorgang, der sich beschleunigte als vor 800.000 Jahren die Varganen in Dwingeloo I erschienen. Die Rhoarxi sorgten gezielt dafür, daß die Fremden zu der Überzeugung gelangten, daß das Volk der genialen und kriegerischen Vogelwesen seit langem ausgestorben sei. In den folgenden Jahrhunderttausenden der Isolation wechselten sich Degeneration und Wiederaufbau ab. Oft geriet der große Plan vollständig aus den Augen, und die Fertigstellung der Intrawelt verzögerte sich immer weiter.


© Schrotys Materiequelle>
© Romanzusammenfassung von Bernd Labusch