Die Superintelligenz nach der Teilung


Kommentarnummer: 1905

Heftnummer: 2781

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

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Viele Faktoren spielten eine Rolle, die schließlich in die Teilung von ES mündeten. Die endgültige Trennung von Anti-ES während des Kosmischen Schachspiels, die Aufnahme von zwanzig Milliarden Menschen beim Sturz der Erde durch den Schlund, deren spätere Freisetzung im Arresum sowie etliche weitere Ereignisse hatten ES so geschwächt, dass die Superintelligenz die Lokale Gruppe und die weit entfernten Fernen Stätten nicht mehr mühelos zu stabilisieren vermochte, wie das vor der Trennung von ESTARTU noch der Fall war. Die Erhöhung der Hyperimpedanz, die Proto-Negasphäre in Hangay und auch der verdeckte Kampf gegen die Terminale Kolonne TRAITOR verstärkten diesen Effekt. ES war sogar gezwungen, seinen Anker Wanderer in TALIN ANTHURESTA zu platzieren.
 
Im Hintergrund lauerte die Bedrohung durch die Hohen Mächte, die die Weiterentwicklung der Superintelligenz zu einer Materiequelle wollten; ein Bestreben, dem ES stets entgegengearbeitet hatte. Die schnelle Fortentwicklung von ES zur Materiequelle, die einzige Alternative zum Tod, wäre mit einer beschleunigten Kontraktion der Mächtigkeitsballung und damit der Zerstörung der Lokalen Gruppe und der Fernen Stätten einhergegangen. Dabei hätten alle Lebewesen der Mächtigkeitsballung in der Entität aufgehen müssen. Deshalb wählte ES den schwerstmöglichen Weg, verbarg das aber vor Perry Rhodan, damit weder die Frequenz-Monarchie noch die Hohen Mächte von dem Vorhaben erfahren konnten. Durch die Teilung erreichten die Superintelligenzen ES und TALIN einen Zustand, der die Weiterentwicklung zu einer Materiequelle für viele Jahrmillionen nicht erlaubt.
 
Die Separation in ES und TALIN war gut und erwünscht, aber sie bewirkte auch ein Trauma. Das denkbar größte sogar. Seitdem befindet sich die Superintelligenz in einer Phase der Selbstversunkenheit, einer Art Heilschlaf, der von Atlan unterstützt wurde – oder wie Homunk es formulierte: Die Wunden heilen langsam. Mentale Trümmer müssen absorbiert, saniert, zur Not beseitigt werden. Einige Teile von ES haben den Teilungsprozess gut überstanden, andere haben sich verkapselt, müssen stimuliert und neu integriert werden. (...) In vielen Bereichen regeneriert sich das mentale Gewebe gut (...) in anderen ist es bereits wiederhergestellt, aber noch nicht initiativfähig. Einige Sektionen werden wahrscheinlich vernarben und selbst in geheiltem Stadium eine nicht mehr integrierbare Masse darstellen. Und selbstverständlich gibt es eine Menge Sonderfälle, um die man sich in der gewaltigen Summe an Mentalsubstanz kümmern muss. (...) Die Gesundung der Superintelligenz ist nicht einfach mit der Heilung einer Wunde zu vergleichen. Es geht vielmehr darum, einen Bereich in der Größe eines Sonnensystems bis hin zum kleinsten Staubkorn neu zu justieren. (PR 2778)
 
Suzan Betty Rhodan unterstrich Reginald Bull gegenüber: Die Teilung in ES und TALIN ist natürlich nicht mit dem eines Einzellers vergleichbar. Der Prozess ist wesentlich komplexer. Du musst dir vorstellen, wie kompliziert es wäre, ein menschliches Gehirn in zwei Teile zu trennen, von denen beide genauso funktionstüchtig sind wie das einzelne zuvor. (...) ES war gezwungen, Milliarden von Gehirnen oder Bewusstseinen zu trennen. Jedes einzelne davon. Gedanken wurden auseinandergerissen. Ideen. Erinnerungen. Begabungen. Gefühle. (PR 2778)
 
Atlan als Helfer befand sich unter der Oberfläche der Kunstwelt Wanderer in jenen Bereichen, die als subklusive Regionen umschrieben werden – einem an das Innere eines überdimensionierten Schwamms oder Korallenstocks erinnerndes System von Höhlen, Kavernen, labyrinthischen Schächten und Tunneln. Die Hohlräume reichen von mikroskopisch kleinen Poren bis zu riesigen Hallen, teils miteinander verbunden, teils in sich abgeschlossen – darunter etliche gigantische Maschinenhallen, während andere laut Homunk noch nicht zugänglich, bloß vorläufig oder schon beendet sind.
 
Atlan selbst umschrieb seine Hilfe wie folgt: Seit Jahrzehnten oder länger lebe ich hier in ständig erneuerten, sich wiederholenden und überlappenden Erinnerungsschüben, die ich meinen Patienten und ES zur Verfügung stelle. Die Superintelligenz nutzt mein fotografisches Gedächtnis als Maschine. Sie speist temporär Erinnerungen in mich ein, und ich gebe sie zu Heilungszwecken an diese armen Seelen weiter. Ich bin eine unbestechliche Instanz. Was durch mich gespiegelt wird, haben die Patienten auch tatsächlich so erlebt. (...) Tagaus, tagein transportiere ich Erinnerungen von in ES eingegangenen Wesen. Meine Erinnerungen, unbestechlich festgehalten, dienen als mentales Bindegewebe, um sie zu stärken und ihnen den Glauben an sich selbst zurückzugeben. (PR 2779)


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