Polyrealität im Multiversum? (II)


Kommentarnummer: 1892

Heftnummer: 2768

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

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Aus Professor Waringers Jugend stammen einige als bahnbrechend bezeichnete Veröffentlichungen, die zunächst unter dem Pseudonym Schneider Eingang in die wissenschaftliche Literatur gefunden haben. Dass die Wahl des Namens Schneider mit Blick auf das Grimm-Märchen vom »Tapferen Schneiderlein« erfolgte, war später eine viel kolportierte Anekdote, wurde allerdings von Waringer niemals bestätigt oder überhaupt kommentiert. Tatsache ist, dass schon nach der Veröffentlichung des ersten Beitrags am 18. Juli 2432 unter den Wissenschaftlern eine rege Diskussion begann, wie die Regeln der »Schneider'schen Mechanik« auszulegen seien, die sich vor allem mit höchst- frequenten, mehr oder minder »psionischen« Bereichen des hyperenergetischen Spektrums befasste. Ein zweiter Beitrag der Schneider'schen Mechanik – NATHAN-examine PeRh368 – war die sogenannte Dimensionsgitterkonstante, die dem Standarduniversum den Wert Eins zuwies.
 
Es ist unschwer zu erkennen, dass sich Payne Hamiller davon inspirieren ließ: Er führte die Theorie der parallelen Universen fort und stieß bei seinen Berechnungen auf eine zunächst unerklärliche Variable, die offenbar für die Beschreibung eines fünfdimensionalen Objektes benötigt wird, weil ohne sie die Beschreibung unvollständig bleibt. Das von ihm entwickelte »Relationenmodell der Kontinua« wurde stets von anderen, jedoch niemals von ihm selbst »Hamillersche Algebra« genannt.
 
Er beschrieb den Zustand eines hyperenergetischen Feldes mit einer Gruppe von sechzehn nichtlinearen Differentialgleichungen, die für jeden Lösungsfall mindestens 32, jedoch nicht mehr als 2048 voneinander unabhängige Lösungen lieferten. Mit dieser Lösungsvielfalt, die zwar nur selten eintrat, aber durchaus eintreten konnte, wusste Hamiller zu seinem Bedauern nicht viel anzufangen und hielt es für eine Schwäche seines Relationenmodells. Zudem erwiesen sich von den 2048 nur maximal 128 als »brauchbar« und konnten zu vierdimensionalen Aussagen des Standarduniversums umgedeutet werden. Schon Hamiller vermutete oder befürchtete, dass es in Wirklichkeit sogar eine weitaus höhere Zahl an Lösungen gibt, als er zunächst glaubte – womöglich 4096 oder 8192.
 
Schwierigkeiten bereitete ihm das Verhalten besonders einer Variablen, die sowohl die Zahl als auch die Aussagekraft der Lösungen in unvorhersehbarer Weise beeinflusste. Hamiller bezeichnete das Verhalten dieser Variablen als symodal, weil sie »mit zur Verhaltensweise des Lösungsausgangs« beiträgt. Sie ergab sich aus der Hamillerschen Algebra sozusagen von selbst und nahm verschiedene Werte an, allerdings stets Null, wenn sie auf das Standarduniversum bezogen wurde. Dem Phänomen, das die Variable beschrieb, gab Hamiller den Namen Fremdartigkeit – Strangeness.
 
Durch seine Berechnungen erkannte er, dass mit der Strangeness-Variablen angeben wird, ob ein Objekt aus diesem oder einem anderen Universum stammt. Der Minimalwert Null besagt, dass Objekt und Beobachter aus demselben Universum stammen. Andere Universen sind umso weiter »entfernt« (als Grad der »Fremdheit«), je mehr ihr Strangeness-Wert von Null verschieden ist und sich dem Extremwert Eins annähert. Für Letzteren wird angenommen, dass das Objekt aus dem vom Beobachter am »weitesten« entfernten Universum kommt. Mit anderen Worten: In das übergeordnete Kontinuum des Multiversums sind Einzeluniversen mit jeweils eigenem konstanten Strangeness-Wert eingebettet, die somit durch individuelle Zuordnung unterscheid- und (in der Theorie) direkt ansteuerbar sind.
 
Ein absoluter Wert der Strangeness lässt sich allerdings nicht definieren, nur Strangeness-Unterschiede können messtechnisch bestimmt werden. Das heißt andererseits aber auch, dass – auf das Ganze bezogen – die (Poly-)Realität der Universen, der parallelen wie alternativen oder potenziellen Zeitabläufe oder wie immer es im Einzelnen genannt wird, einander gleichberechtigt ist.
 
Erst sehr viel später wurde erkannt, dass die von Hamiller bedauerte Schwäche des Modells weniger in der Algebra an sich zu suchen ist als vielmehr in der von den Arkoniden übernommenen allgemeinen hyperphysikalischen Praxis, n-dimensionale Aspekte auf rein fünfdimensionale Parameter »zu reduzieren«, welche wiederum als Äquivalente beispielsweise der konventionellen Fundamental- kräfte angesehen werden. Dass Hamillers »Relationenmodell der Kontinua« unvollständig ist, zeigte die Beobachtung von negativen Strangeness-Werten: Inzwischen mit dem Arresum – der »anderen Seite« des Standarduniversums – in Verbindung gebracht, liegt ein negativer Wert der symodalen Variablen »eigentlich« außerhalb des Definitionsbereichs.


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