Polyrealität im Multiversum? (I)


Kommentarnummer: 1891

Heftnummer: 2767

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

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In das inzwischen »bekannte« Geflecht paralleler, pararealer, komplementärer und wie auch sonst definierbarer Universen des Multiversums samt ihrer vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Ausprägungen sowie den damit verbundenen potenziellen und sonstigen alternativen Realitätsebenen und Varianten der Wahrscheinlichkeit wie des »Realitätsgrads« fügen Pend und seine diversen polyrealen Versionen weitere hinzu: monodimensionale, retrochrone, komplexdimensionale. Letztere nennt Pend »kausale Inseln im Ungefügen«; sie wirkten auf ihn besonders attraktiv und spannend zugleich. Für ihn ist »unser« Universum sogar »komplexdimensional plus eins« ...
 
Schon kurz nach dem Vorstoß der Menschheit ins All wurde sie damit konfrontiert, dass das normale Standarduniversum keineswegs das einzige war. Insbesondere die Erfahrungen mit dem »Roten Universum« der Druuf veranlassten Professor Arno Kalup, erste provisorische Modelle von Paralleluniversen zu erstellen. Für Kalup war jedoch damals schon klar, dass die eingeschränkte Betrachtung des Standarduniversums plus das, was als Hyperraum umschrieben wurde, nicht »alles« sein konnte.
 
Andererseits waren bereits den Arkoniden, denen die Menschheit den Einstieg in die Hyperphysik verdankte, Theorien über Paralleluniversen geläufig. Gleiches galt auch für lokal begrenzte Universalstrukturen – Raum-Zeit-Nischen genannt oder, sofern es sich um separierte Teil- oder Miniaturkontinua handelte, als Hyper- vakuolen umschrieben. Es hatte jedoch keine quantitativen Überlegungen gegeben, die Auswirkungen auf die Praxis gehabt hätten. In der altarkonidischen Hyperthorik waren zwar Algorithmen, Formalismen und Beschreibungsmöglichkeiten formuliert worden, da sie aber zumeist als »spekulative Grenzwissenschaft« angesehen wurde, konnte von einer praktischen Auswertung dieser Erkenntnisse seinerzeit nie die Rede sein.
 
Um sich die merkwürdigen Eigenschaften der Howalgonium-»Atome« zu erklären, hatte Kalup als Erster die Vermutung geäußert, dass sie »nur zum Teil« im Standarduniversum existierten. Im Jahr 2090 formulierte Kalup seine Hypothese einander paralleler Universen. Aufgrund seiner Kenntnis von der Ausdehnung und Massenenergie des Standarduniversums gelangte der Hyperphysiker zu dem Schluss, dass es für dieses allein schon so viele Paralleluniversen geben müsse wie Möglichkeiten, die riesige, jedoch begrenzte Anzahl von Quanten, die das Standarduniversum ausmachen, miteinander zu kombinieren – etwa 1080-Fakultät, also das Produkt aller Zahlen von 1 bis 1080 (PR 600). Über die Mächtigkeit der Gesamtmenge aller Universen, die sämtliche weiteren Kombinationsmöglichkeiten »zeitlicher« wie auch exotischer Natur beinhaltet, machte Kalup keine Aussage. Vermutlich, um keine Entscheidung darüber treffen zu müssen, ob von einer endlichen oder unendlichen Mächtigkeit auszugehen sei.
 
So ist zum Beispiel die Menge der natürlichen Zahlen, die der ganzen Zahlen und jene der rationalen Zahlen gleichmächtig (äquivalent) und wird der kleinsten »transfiniten Kardinalzahl« Aleph 0 zugeordnet, während die Menge der reellen und komplexen Zahlen zwar ebenfalls gleichmächtig ist, jedoch von höherer Mächtigkeit als die erstgenannten – ausgedrückt als Aleph 1.
 
Als die CREST III in die Vergangenheit verschlagen und mit der Ersten Menschheit konfrontiert wurde, war es der Haluter Icho Tolot, der bei seinen Erläuterungen indirekt auf »parallelzeitliche Universen« hinwies. Vario ist nichts anderes als ein Wandelfeldgenerator von ungeheuren Ausmaßen. Der Wandler durchbricht die Krümmungslinie der sechsten Dimension und der differierenden Zeitebenen, ohne jedoch die Bezugsachse zu ändern. Die halutischen Forschungen, die nunmehr verboten sind, weisen aus, dass eine Berührung der Bezugsachse eine Katastrophe heraufbeschwören müsste. In diesem Falle würde die Rückläufigkeit des Vorganges die Achsenebene so radikal verschieben, dass man eine Parallelzeit, jedoch mit ganz anderen Entwicklungsstufen erreichen müsste. Es könnte beispielsweise geschehen, dass wir eine von intelligenten Affen besiedelte Erde vorfinden würden, auf der der Mensch als belustigendes Schauobjekt in Käfigen ausgestellt wird ... (PR 264)
 
Die gegenseitige Abstoßung beim Kontakt zweier Paratronfelder, durch die seinerzeit die CREST IV bis nach M 87/Druithora geschleudert wurde, führte während des Transports zu sonderbaren Effekten. Der Hyperraum wurde als »rot- leuchtende Emulsion« umschrieben, in der »quallenartige Gewebe schwammen«, die auch Ähnlichkeit mit »Riesenmolekülen« hatten (PR 327). Später wurde – vom Zweitkonditionierten Tro Khon bestätigt – jedes der Gebilde als Einzeluniversum gedeutet.


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