Im Zentrum der Milchstraße


Kommentarnummer: 1830

Heftnummer: 2706

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

            



Aus großer Distanz betrachtet, wirkt unsere Galaxis wie ein riesiges spiraliges »Feuerrad« mit einem Durchmesser von 100.000 Lichtjahren, das aus 200 Milliarden oder mehr Sonnen besteht. Zu dem Bereich ober- und unterhalb der Hauptausbreitungsebene der Sternenspirale, den man als Halo bezeichnet, gehören als markanteste Objekte einige Hundert überaus prächtige Kugelsternhaufen, in denen sich zwischen einigen 10.000 bis zu mehreren Millionen Sonnen ballen. Wie alle anderen Sterne ebenfalls umkreisen sie das galaktische Zentrum in einem Bereich von rund 200.000 Lichtjahren Durchmesser. Die weiten Bahnen stehen allerdings in unterschiedlichen Winkeln zur Scheibe der Hauptebene, die auf diese Weise immer wieder durchstoßen wird.
 
Die Ausdehnung des gesamten Halos erreicht einen Durchmesser von bis zu 600.000 Lichtjahren bei einer Gesamtmasse von mehreren Billionen Sonnenmassen, von denen aber nur rund eine Milliarde auf die Kugelsternhaufen und einzelne Halosterne verteilt sind. Den überwiegenden Teil machen Gaswolken und nicht leuchtende Materie aus.
 
Die galaktische Hauptebene wird geprägt von der »dicken Scheibe«, die mit einer vertikalen Ausdehnung zwischen 3000 und 18.000 Lichtjahren die »dünne Scheibe« mit ihrer Dicke zwischen 300 bis 3000 Lichtjahren einhüllt. In Letzterer konzentrieren sich eben mal fünf Prozent der Gesamtmasse, dennoch werden von hier neunzig Prozent des Lichts ausgestrahlt. Neben Gas- und Staubwolken, die noch für Jahrmilliarden Nachschub für die Sternentstehung liefern können, finden wir hier jüngere, metallreiche Sonnen, von denen etwa achtzig Prozent eher unscheinbare Zwergsterne sind. Der Rest setzt sich aus größeren Sonnen oder Riesensternen zusammen. Gemeinsam formen sie die Struktur der Spiralarme, die jedoch keineswegs statisch ist, sondern überaus dynamisch: Genau wie in einem Springbrunnen die gleichbleibende Form stets durch neue Wassertropfen entsteht, findet eine Wanderung der Sterne mit unterschiedlicher Geschwindigkeit statt.
 
Ein ellipsoider, rund 16.000 Lichtjahre dicker »Bauch« (»Bulge«), aus dem die Spiralarme entspringen, umgibt mit rund 20 Milliarden Sonnenmassen das eigentliche Zentrum der Milchstraße. Im rund 1000 Lichtjahre durchmessenden Kernballungsgebiet befinden sich etwa eine Milliarde Sonnenmassen; die Massendichte nimmt zum Zentrum hin steil zu – von etwa einer Sonnenmasse pro Kubiklichtjahr in einer Distanz von etwa 300 Lichtjahren bis zu rund 12.000 Sonnenmassen pro Kubiklichtjahr in einer Distanz von etwa drei Lichtjahren. Die Distanzen zwischen den Sternen betragen im Zentrumsbereich häufig nur Lichtmonate oder gar nur Lichtwochen.
 
In der eigentlichen Kernregion des galaktischen Zentrums befindet sich ein supermassives Schwarzes Loch, das bei den Terranern unter der Bezeichnung Sagittarius-A bekannt ist. Die Arkoniden sprechen von Thelak-Holur, die Blues von Zyürfityür-Piilike – galaxisweit durchgesetzt hat sich inzwischen allerdings der Name Dengejaa Uveso. Der Begriff kommt aus dem Sothalk, der Sprache der Ewigen Krieger aus Estartu, und bedeutet wörtlich »der Abgrund voller Kraft«.
Es hat eine Masse, die dem Hundertmillionenfachen von Sol entspricht, zwei mal zehn hoch achtunddreißig Kilogramm. Der Durchmesser des Ereignishorizonts erreicht mit 594 Millionen Kilometern fast die Distanz Sol – Jupiter; der Durchmesser der Akkretionsscheibe misst fast zwei Milliarden Kilometer. Dengejaa Uveso wird von Gas und Staub, Sternhaufen, Supernova-Überresten sowie riesigen Gas- und Molekülwolken umkreist. Hinzu kommen einige Tausend Schwarze Löcher mit bis zu 1500 Sonnenmassen, die das zentrale Black Hole ebenfalls umrunden – darunter Tephaya mit etwa 1300 Sonnenmassen.
 
Im Zentrum der Milchstraße waren die Bedingungen für die Raumfahrt zwar seit jeher massiv erschwert, aber nach dem Hyperimpedanz-Schock von 1331 NGZ haben die veränderten hyperphysikalischen Bedingungen dem gewissermaßen noch eins draufgesetzt. Zu den normalphysikalischen Auswirkungen – erhöhte Strahlung des ganzen Spektrums, extreme Magnetfelder, flammende Gasnebel, starke Partikelströme, Plasmajets und dergleichen mehr – kommen die hyperphysikalischen hinzu. Aufgrund von Überlagerungs- und Zerreinflüssen sind Ortung, Tastung und Hyperfunk extrem eingeschränkt und eben mal auf geringer Distanz von mitunter wenigen Lichtmonaten oder gar nur Lichtwochen nutzbar. Massive Störeinflüsse auf sämtliche Aggregate sind an der Tagesordnung, und Linearflüge nur über kurze Entfernungen und mit geringen Überlichtfaktoren möglich. Ganz zu schweigen von den Einflüssen der Hyperorkane, deren Wirkungen sich gegenseitig aufschaukeln.


Alle Seiten, Datenbanken und Scripte © PR & Atlan Materiequelle (1997 - 2019)