Linearraumtorpedos (II)


Kommentarnummer: 1828

Heftnummer: 2704

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

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Ein Linearflug kann auch unter den Bedingungen der erhöhten Hyperimpedanz weiterhin beliebig unterbrochen werden. Eine Kursänderung auf einen anderen Zielstern während des Fluges wird dagegen unter den veränderten hyperphysikalischen Bedingungen durchaus als risikoreich eingeschätzt: Sie ist mit der Gefahr verbunden, wegen der eingeschränkten »paraoptischen« Erfassung vollständig die Orientierung zu verlieren – was zwangsläufig gleichbedeutend ist mit einem vorzeitigen Etappenende und dem Rücksturz ins Standarduniversum. Unabhängig von der hyperschnellen Funkmessortung des Standarduniversums zur Navigation während eines Linearfluges gibt es die auch Libro-Orter genannten Halbraumspürer, deren serienreife Entwicklung bemerkenswert lange gedauert hat. Mit ihnen ist es vom Standarduniversum wie auch vom Linearraum aus möglich, andere Raumschiffe im Linearraum zu orten und anzupeilen.
 
Angedacht wurden die Aufspürung und Verfolgung eines Raumschiffes im Linearraum bereits parallel zu den ersten Einsätzen der Lineartriebwerke. Nach anfänglichen Erfolgen kam es immer häufiger zu Versagern. Erst im Jahr 2435 entwickelte Geoffry Abel Waringer ein verwendungsreifes Gerät, das bei Roi Dantons FRANCIS DRAKE installiert wurde (PR 307). Bei ihm handelte es sich um ein Aggregat, das mit zwischendimensionalen Libroflex-Impulsen auf aktiver Echoreflexbasis arbeitete – es strahlte aktiv Tasterimpulse aus, die reflektiert und aufgefangen wurden. Zu ihrer Erzeugung war ein Wandler erforderlich, durch den »vierdimensional stabile Impulse« der »neutralenergetischen Zustandsform« von Ultra-Neutrantos angepasst wurden (PR 307).
 
Die seit 2435 bestehende Möglichkeit, andere Raumer auch im Linearflug anzumessen und zu verfolgen, führte selbstverständlich zur intensiven Forschung, um geeignete Gegenmittel zu entwickeln. Meist wurde versucht, dieses Ziel mittels Eigenemissions-Absorbern oder verbesserter Tastschutzfelder zu erreichen – doch die Erfolge hielten sich in Grenzen. Erst mit dem vom wissenschaftlichen Team unter Professor Waringers Leitung um das Jahr 3438 entwickelten Librationstarner gelang es, anderen Völkern unmöglich zu machen, Schiffe der Solaren Flotte im Linearraum zu verfolgen. Von Dauer war aber auch dieser Erfolg nicht, denn wiederum verbesserte Halbraumspürer, die zur Zeit der Larenherrschaft auf Gäa in der Provcon-Faust Serienreife erlangten, konnten sogar die beim Librationstarner verbleibenden minimalen Restemissionen erfassen. Diese unterschieden sich nun mal von der übrigen hyperenergetischen Streustrahlung der Sterne.
 
Abgesehen von der Streustrahlung war der Linearraum leer – eine graue, dem menschlichen Verstand unbegreifbare Einöde. Entfernungen konnten nicht gemessen werden, nur Streustrahlungsintensitäten, die dem Astronauten Aufschluss gaben, wann er seinem Ziel nahe genug gekommen war. (PR 261)
 
Angesichts dieser Schwierigkeiten braucht es nicht zu verwundern, dass Forschungen mit dem Ziel, Angriffe auf andere Raumschiffe während eines Linearfluges zu ermöglichen, bestenfalls ein Randgebiet für Sonderlinge blieben. Und das, obwohl den Wissenschaftlern weiterhin insbesondere jenes markante Ereignis vom April 2404 vor Augen stand, als die CREST III in Andromeda von tefrodischen Einheiten im Linearraum nicht nur verfolgt, sondern sogar angegriffen worden war. Angemessen wurden damals an Bord der CREST Objekte, die als ovale Lichtflecken angezeigt wurden, bei denen es sich nicht um Sterne handelte. Vielmehr besagte die Ortungsanalyse, dass die ovalen Objekte, obwohl klein, ungeheuer energiedicht seien – oder dass sie sich in unmittelbarer Nähe der CREST befanden. (PR 261)
 
Leutnant Spic Snider weiter, nachdem er zunächst als inkompetent und verrückt bezeichnet worden war: Die ovalen Flecke rühren von einer Strahlung her, die zusammen mit variablen Gravitationsfeldern auftritt – oder handelsüblichen Schirmfeldern, um die Sache deutlicher zu machen. Was wir sehen, sind die Ausstrahlungen von Schutzschirmen, daher ihre ovale Form. Ihre Feststellung ist insofern richtig, als bisher noch niemals etwas anderes als die Streustrahlung von Sternen im Linearraum beobachtet wurde. Meiner Ansicht nach liegt das jedoch daran, dass Schiffe einander noch nie so nahe gekommen sind wie die Tefroder uns. Irdische Flottenverbände halten beim Linearflug stets weite Abstände zwischen den einzelnen Einheiten ein. Die Tefroder dagegen sitzen uns dicht auf der Pelle. (PR 261) Und sie griffen sogar an ...
 
Inwieweit die damaligen Ereignisse nun zur Erforschung der Linearraumtorpedos beitragen können, bleibt abzuwarten.


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