| Sonnenzündung (I) |
Kommentarnummer: 1817 Heftnummer: 2693 Erschienen: 01.01.1970 |
![]() |
Betrifft die Begriffe: |
|
Mit ihrem Mosaikbewusstsein erweisen sich die Spenta, die auch »Sonnenhäusler« genannt werden, als eine ziemlich exotische und kaum verständliche Lebensform. Selbst die Vermittlung durch einen sayporanischen Explikator wie Chourwayrs oder durch eine Mutantin wie Shanda Sarmotte helfen hierbei nur bedingt. Somit bleiben die genauen Vorgänge und Prozesse, die sie im und mit dem Zentralgestirn des Solsystems anstellten, eher von vager Natur – bei der Lösung und Aufblähung zu einem riesigen, schwarzen, 35 Millionen Kilometer durchmessenden Ball am 30. September 1469 NGZ ebenso wie bei der nun am 11. Januar 1470 NGZ stattgefundenen Wiederzündung.
Grundlage ist in jedem Fall jener Stoff von weitgehend flüchtiger Konsistenz und relativ vergänglicher Stabilität, der als Ephemere Materie umschrieben wird. Er erinnert zwar durchaus an die vor dem Hyperimpedanz-Schock auch von Terranern beherrschte Formenergie wie auch an die annähernd stabilen Materieprojektionen, weist dennoch einige Unterschiede auf. Die besondere Art von Formenergie mit sehr geringen Abstrahlungsverlusten oder gar weitgehend stabiler Struktur wurde bei den Hathor Strukturon genannt – ein Material aus strukturverdichteter, feldstabilisierter Energie –, während die Erranten die Umschreibung Materieprojektion bevorzugten.
Gemeinsam ist ihnen wie der Ephemeren Materie, dass es sich um Energie handelt, die in beliebige pseudomaterielle Objekte umgewandelt wird und die bei purem Augenschein nahezu keine Unterschiede zu solchen von festmaterieller Natur erkennen lässt. Die künstliche Herstellung der hyperenergetisch konfigurierten Matrix unterscheidet sich im Prinzip ebenfalls nicht. Hypermathematisch betrachtet wird die dritte reale Ableitung der Hyperfunktion im raumzeitlichen Kontinuum materiell und von den groben Sinnen eines normalen Lebewesens als stofflich stabil wahrgenommen. Der Unterschied zu normaler Materie ist, dass wir es hierbei mit einer Projektion zu tun haben, die auf makroskopischer wie mikroskopischer Ebene beliebig verschoben, aufgelöst, neu gestaltet oder umgruppiert werden kann.
An Bord der Nagelschiffe befinden sich beispielsweise vorgefertigte Maschinen und/oder Proto-Maschinen, die innerhalb einer Sonne mit Energie angereichert werden, bis sie einsatzbereit sind. Zweite Komponente sind direkt von den Spenta geschaffene quasimaterielle Schablonen. Je mehr Sonnenhäusler am Prozess der Traumverdauung beteiligt sind, desto deutlicher tritt das Objekt hervor, desto funktionstüchtiger ist es. Kombiniert mit den Proto-Maschinen, wird alles allerdings in eine industrielle Größenordnung befördert.
In die Ephemere Materie integriert sind physikalische wie hyperphysikalische Komponenten, also fünf-, in Spuren sogar sechsdimensionale Energien. Schon daraus ergab sich für Shanda Sarmotte ein Problem bei der Beobachtung: Hyperphysikalische Phänomene führen unabhängig von der Detailstruktur der beteiligten Hyperfelder im weitesten Sinn zu Nebeneffekten, die sich im vierdimensionalen Standarduniversum als Zeit-, Raum-, Masse- und Energie-Anomalien äußern. Häufig gibt es Ähnlichkeiten mit Phänomenen wie relativistischer Massezunahme, Längenkontraktion und Zeitdilatation oder jenem der Entrückung Richtung Hyperraumniveau in Verbindung mit Teilentstofflichungen. Hinzu kommt, dass die Ephemere Materie der Spenta laut Shanda Sarmotte etwas wie ein mentales Wasserzeichen trägt. »Man könnte sagen: einen geistigen Fingerabdruck des jeweiligen Erträumers.«
Bei der Sonnenlöschung musste nicht nur ihre Kernfusion gestoppt werden. Die Ephemeren Maschinen unterbrachen auch den uralten Photonenstrom und so weiter. Unterteilt war der Vorgang in die Kartografie-Phase, gefolgt von der Netzphase. Dritte Phase war laut dem Sonnenphysiker Mofidul Huq die Initiierung des Fimbul-Impulses – als dessen Folge sich die Sonne aufblähte und mit der ultragravitationellen Ephemeren Folie überzog, die er auch Fimbul-Kruste nannte.
Der Begriff Fimbul-Winter geht übrigens auf das altnordische Fimbulvetr zurück, den »riesigen Winter«. Snorri Sturluson erwähnt diesen in der Prosa-Edda als Auftakt zu Ragnarök, dem Untergang der Götter; geschildert wird er als drei strenge Winter, ohne Sommer dazwischen, geprägt von Schnee, klirrendem Frost und eisigen Stürmen. Möglicherweise realer Hintergrund dieser Legende könnte der Klimawandel sein, der zum Ende der Nordischen Bronzezeit in Skandinavien einsetzte. Im Wafthrudnirlied der Lieder-Edda wird Fimbul-Winter dagegen als Synonym zum Weltuntergang allgemein gebraucht.
|
| Alle Seiten, Datenbanken und Scripte © PR & Atlan Materiequelle (1997 - 2019) |