Rechner und Roboter


Kommentarnummer: 1794

Heftnummer: 2670

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

            



Mit Beginn der PERRY RHODAN-Serie wurde in Form der Positroniken, die vor allem in der Anfangszeit häufig als Positronengehirn oder positronisches Gehirn umschrieben wurden, das Grundmodell der fortgeschrittenen arkonidischen Computer-Technologie für Rechner und Roboter aller Art – als stationäre oder mobile Maschinen vom Automaten bis zum Maschinenmenschen – eingeführt. Bekanntlich gab es dazu genau genommen keine weitere Erklärung; weder zur Wortherkunft noch zur eigentlichen Funktionsweise.
 
Das heute längst in den allgemeinen Sprachgebrauch eingeflossene Roboter beispielsweise hat seinen mit »Arbeit«, »Frondienst« oder »Zwangsarbeit« zu übersetzenden Ursprung im slawischen beziehungsweise tschechischen robota. Andere Begriffe hat Isaac Asimov erfunden – »positronisch« wurde in Reason von 1941, »Robotik« in der Kurzgeschichte Runaround vom März 1942 erstmals erwähnt. Sie wurden wie die berühmten »drei Gesetze der Robotik« Science-Fiction-Gemeingut.
 
Dass die bei RHODAN verwendeten Begriffe nicht zwangsläufig etwas mit ihrem Ursprung zu tun haben mussten, zeigte folgende Passage aus PR 10: Die arkonidische Technik schien geradezu krampfhaft bemüht zu sein, die auf der Erde geltenden Lehrsätze umzuwerfen und wissenschaftliche Unmöglichkeiten möglich zu machen. Nach Rhodans letzten Vorlesungen in der neuen, weltberühmten Akademie für Raumfahrt zu urteilen, war es zum Begreifen der arkonidischen Erkenntnisse unumgänglich, einen großen Teil des irdischen Schulwissens über Bord zu werfen oder wenigstens andere Beziehungen gelten zu lassen. Impulstriebwerk und Korpuskelwelle – das waren Begriffe, die nur durch eine fünfdimensionale Mathematik rechnerisch erfasst und beherrscht werden konnten.
 
Eine ähnliche Andeutung findet sich hinsichtlich der Positroniken bereits in PR 1: »Sehr einfach!«, stöhnte Rhodan. Er war grenzenlos verwirrt. »Sie sehen Dinge als einfach an, die uns wie Märchen erscheinen. Außerdem – was heißt positronisch! Wir haben elektronische Rechenmaschinen von enormer Leistungsfähigkeit. Ein Positron ist ein äußerst kurzlebiges Ding.«
 
Crest lachte. Etwas wie väterliches Mitleid stand in seinen Augen.
 
Frei interpretiert könnte das auch bedeuten, dass »positronisch« – insbesondere unter Einbezug hyperphysikalischer Aspekte – recht wenig mit dem konventionellen Positron als Antiteilchen des Elektrons zu tun hat ...
 
Wie dem auch sei: Schon die alten Arkoniden, von denen die Terraner Hypertechnik und Positroniken übernahmen, waren bemüht, ihren Rechnern das zu verleihen, was mit dem Begriff »Pseudobewusstsein« – »pseudo«: griechisch für »Unwahrheit, Täuschung«, also dem Schein nach – ebenso treffend wie letztlich unvollkommen umschrieben wurde: Ziel sollte ein perfekter Diener sein, der im Rahmen seiner Basisprogrammierung einerseits möglichst eigenständig arbeitete, Eigeninitiative bis hin zu echter Kreativität entwickelte und lernfähig war, andererseits aber nicht zur Gefahr werden sollte – unabhängig davon, ob es sich um stationäre (Groß-)Rechner oder mobile Einheiten handelte.
 
Einen Schritt weiter gingen die Mechanica-Echsenwesen, denen die Posbis ihre Existenz verdankten – die positronisch-biologischen Roboter: Bei ihnen gab es neben der Positronik als sogenannten Gefühlssektor den Plasmateil. Dieser brachte bei Individualrobotern zwar eine Steigerung hin zur »künstlichen Intelligenz« mit sich, entwickelte aber erst in großer Massierung wie bei den Plasmakommandanten der Fragmentraumer oder mehr noch bei Großrechnern wie dem Zentralplasma der Hundertsonnenwelt oder NATHAN quasi Eigenleben, Individualität, um nicht zu sagen das Bewusstsein eines echten Lebewesens, ohne hierbei jedoch die mit der Positronik verbundenen Möglichkeiten einzubüßen.
 
Gemäß der alten posbischen Definition wird der Komplex von hypertoyktischer Verzahnung plus Hyperimpuls-Umformer plus Positronik als Hyperinpotronik bezeichnet, bei der der Plasmazusatz »nur« die Aufgabe des Gefühlssektors übernimmt – andererseits aber gerade deshalb Eigenleben und Kreativität entwickelt. Die Denkvorgänge sind also effizienter und erreichen im Rahmen der Grundsatzprogrammierungen einen nicht zu unterschätzenden Grad individueller Entscheidungsfreiheit.
 
Die bis zum Hyperimpedanz-Schock von 1331 NGZ eingesetzten Syntroniken schließlich, die als Pikosyn im SERUN ebenso Verwendung fanden wie bei Großrechnern, arbeiteten ausschließlich mit Hyperenergiefeldern, die überdies in ein eigenständiges Miniaturkontinuum ausgelagert waren.


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