Wundertüte JULES VERNE?


Kommentarnummer: 1588

Heftnummer: 2464

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

            



Kurz nach dem Start von der Kosmokratenwerft Evolux zurück zur heimatlichen Milchstraße ist nach wie vor noch nicht klar, auf welche Weise genau die JULES VERNE von den Metaläufern der Weißen Welt modifiziert wurde. Fest steht, dass es durch sie haufenweise Manipulationen gab. Prä-Hi-Technologie wurde abgebaut, recycelt oder aus dem Schiff gebracht - und stattdessen sind zahlreiche kleinere wie auch große, technisch noch nicht identifizierte Aggregate hinzugekommen. Teils befinden sie sich, angesichts der Packungsdichte aller Technik in dem Hantelraumschiff verständlich, an völlig unzugänglichen Stellen. Vieles ist vermutlich noch gar nicht entdeckt, obwohl die Techniker, Ingenieure und Wissenschaftler nonstop an der Erfassung arbeiten. Aber bislang reichte die Zeit nicht aus, um sich einen kompletten Überblick zu verschaffen, was alles verändert wurde, was alles hinzugekommen ist und wie das Zusammenspiel der Komponenten aussieht.
 
Ein Problem ist hierbei - neben dem Zeitfaktor -, dass die JULES VERNE mit der Rückkehr zu den Hyperimpedanz-Bedingungen der Gegenwart nach wie vor mit nutzloser, einst extrem wertvoller Prä-Hi-Technologie geradezu vollgepfropft ist. Ein Zustand, dem man nun mit absoluter Konsequenz abzuhelfen versucht, indem alles hinausgeworfen wird, was unter die Rubrik »überflüssig« fällt. Angesichts eines Gesamtvolumens von rund 686 Millionen Kubikmetern und einer Besatzung von nur 3500 Personen kann man sich jedoch denken, dass - trotz intensiver Roboterunterstützung - jede Aktion nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Aber auch die »Tropfen« summieren sich ...
 
Parallel dazu laufen die Untersüchungen für eine (erste) Bestandsaufnahme. Hierbei hat es die Besatzung gleich mit mehreren Problemen zu tun, die neben der rein technischen Seite auch mit der Mentalität und Psychologie der Metaläufer zu tun haben. So ist beispielsweise zu beachten, dass sie, Werfttreue hin oder her, am Schiff des »verehrten Ritters« gearbeitet haben und zumindest einen gewissen Loyalitätskonflikt zu überwinden hatten. Pure »Blackbox-Aggregate« könnten da fast schon als »besondere Form der Sabotage« ausgelegt werden. Schon aus diesem Grund sollten die Hoffnungen hinsichtlich einer vermeintlichen »Wundertüte JULES VERNE« vielleicht besser nicht zu hoch geschraubt werden.
 
Hinzu kommt, dass die Metaläufer auch angesichts des Vorgefundenen (das zweifellos mit diversen abfälligen Bemerkungen bedacht wurde) nicht unbedingt das absolute Nonplusultra verbaut haben dürften - schlicht schon aus dem Grund, weil die JULES VERNE dazu keineswegs geeignet ist. Motto. So'n Zeugs mag zwar in eine Kobaltblaue Walze oder vergleichbare Objekte passen, nicht aber in diese »Primitivumgebung« wie diese seltsame Hantel - genau wie ein Supertriebwerk für einen Superjet nicht in einen schrottreifen VW-Käfer passt.
 
Grundsätzlich mag den Metaläufern zwar der Hang zur Perfektion zu eigen sein, doch gerade unter dem Aspekt »Werfttreue vs. Ritter-Verehrung« stellt sich die Frage, ob nicht gerade deshalb auch Technik verbaut wurde, die nur »einen Kick besser« als die vorgefundene ist, sodass gerade diese bewusst »kleine Hilfestellung« eben nicht gegen die Werfttreue verstößt, aber dem Ritter und seinem Volk langfristig gesehen »mehr bringt« - indem das »leicht Bessere« erforscht und mehr oder weniger gut reproduziert und unter Umständen als Grundlage für spätere eigenständige Verbesserungen genutzt werden kann..
 
Andererseits kann es sich selbst beim Einbau von für Metaläufer-Verhältnisse »nicht ganz so guter Technik« dennoch in vielen Fällen um eine solche handeln, die mit den technischen Mitteln der Terraner unter den erschwerten Post-Hyperimpedanz-Schock-Bedingungen eben nicht reproduziert werden kann. Sei es, weil die Materialien und ihre Herstellung zu ungewöhnlich sind oder unter Umständen zum Teil oder ganz aus Formenergie oder Materieprojektionen bestehen, sei es, weil andere leistungsfähigere Hyperkristalle zum Einsatz kommen oder gar Miniaturisierungen und Auslagerungen in Hyperraum-Nischen Teil des jeweiligen Aggregats sind.
 
Hier greift nämlich das an etlichen LFT-Universitäten immer wieder zitierte Beispiel. Selbst wenn der geniale Erfinder Leonardo da Vinci den exakten Bauplan einschließlich sämtlicher Materialdaten einer relativ primitiven Quarz-Armbanduhr zur Verfügung gehabt und er die damit verbundenen theoretischen Aspekte auch verstanden hätte, wäre er mit den Mitteln seiner Zeit nie in der Lage gewesen, die Uhr nachzubauen - von dem damit verbundenen theoretischen Verständnis ganz abgesehen (PR 2360)


Alle Seiten, Datenbanken und Scripte © PR & Atlan Materiequelle (1997 - 2019)