Masken


Kommentarnummer: 1581

Heftnummer: 2457

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

            



Verkleidungen in diversen Formen und unterschiedlichsten Ausprägungen gehören vermutlich zu jenen Dingen, die den Aufstieg der Menschheit seit ihrer Frühzeit begleiten. Anfänglich waren es Hilfen zur Tarnung - beispielsweise durch das übergeworfene Fell eines Beutetiers - oder der Wunsch, Göttern und Geistern näher zu kommen. Dies erreichte zum Beispiel der Schamane, indem er die jeweiligen Vorstellungen durch entsprechende Masken und damit verbundene Rituale im weitesten Sinne umzusetzen versuchte. Mit der kulturellen Weiterentwicklung verbesserten sich nicht nur die Masken, sondern auch die Einsatzgebiete, ausgehend vom religiösen Ritual bis zum profanen Schauspiel sowie jenen Aspekten, die mit Ausspähung und Spionage zu tun hatten.
 
Ob einfache Verkleidung, Perücken, falsche Bärte oder sonstige Hilfsmittel - je besser die Möglichkeiten wurden, desto echter wirkten selbstverständlich die eingesetzten Masken und Verkleidungen. Mit Theater und Film gewannen sie eine neue Qualität, verbunden allerdings mit dem beträchtlichen Aufwand eines stundenlangen Procedere, so dass sich Personen komplett in andere verwandeln konnten. Mit dem Qualitätssprung vergrößerten sich nochmals die Einsatzmöglichkeiten, die von der lustigen Karnevalsverkleidung über die Verkleidungslust diverser Fans gewisser Filmgenres bis hin zu perfekt inszenierten Undercoveraktionen reichten - ganz zu schweigen von Dingen, die eher mit dem Oberbegriff »Auswuchs« zu umschreiben sind und medizinische Eingriffe aller Art beinhalteten, euphemistisch Schönheitschirurgie genannt.
 
Auch beim Sprung ins All blieben Masken aktuell, neue Möglichkeiten kamen hinzu, die die Verkleidungen noch perfekter machten. Insbesondere der Kontakt zu den Galaktischen Medizinern zeigte mehr als deutlich, dass sich letztlich alles nur Denkbare auf die eine oder andere Art umsetzen lässt. Wiederum waren es nicht zuletzt die diversen Geheimdienste, die genau diese Möglichkeiten der Aras auf ihrem Gebiet ein- und umsetzten. Robottechnik und Biomedizin gestatteten nunmehr Dinge, von denen in früheren Zeiten bestenfalls geträumt werden konnte. Ob Solare Abwehr, USO, akonisches Energiekommando oder die Celistas der Arkoniden - aus der mitunter turbulenten galaktischen Geschichte der letzten Jahrtausende sind verdeckte Einsätze mit entsprechenden Masken in beträchtlicher Zahl überliefert.
 
Höhepunkte dieser Entwicklung waren zweifellos Verkleidungen, wie sie kaum perfekter gestaltet werden konnten - sei es bei einem Lemy Danger in der Vogelmaske, den Siganesen im Paladin-Roboter mit dem Äußeren eines Haluters oder die sogenannten Pseudo-Variablen-Kokon-Masken als biovegetativ lebende Maskenkörper des Superroboters Vario-500. Letzterer wurde im Rahmen des 500-Jahre-Plans entwickelt und kam in seiner Hauptmaske des Freihändlerkaisers Anson Argyris auf Olymp zum Einsatz. Da die PVK-Masken humanoide Körper vortäuschen mussten, entsprachen sie in Zellform, Zellanordnung, Adernetz, Muskeln und den meisten inneren Organen vollständig einem humanoiden Lebewesen, während der »Kern« eine eiförmige Robotkonstruktion darstellte, die quasi nach Belieben von einer »Haut« in die andere schlüpfen konnte.
 
Auf technischem Gebiet mag die Erhöhung der Hyperimpedanz ein empfindlicher Rückschlag gewesen sein, doch inzwischen weiß man immer besser mit den Einschränkungen umzugehen und an frühere Möglichkeiten anzuknüpfen. Dennoch stellt eine Ganzkörpermaske, wie sie nun Roi Danton verpasst bekommen hat, eine ganz besondere Anforderung dar - bei den Maskenspezialisten wie an Danton selbst als Träger. Immerhin soll er mit der Person des Dantyren einen Dual darstellen, der einen mikrorobotischen Flansch erfordert, mit dem der Kopf und der halbe Oberkörper des Mor'DaerYrendir im höchstmöglichen Maß perfekt nachgebildet wird - ein semirobotischer Kokon, dessen rechte Seite Yrendir darstellt.
 
 
Das Gewicht der Maske beträgt rund fünfzehn Kilogramm unter Standardgravitation. Eine integrierte Mikropositronik ist in der Lage, auf TraiCom und in der Stimmlage der Mor'Daer durch Yrendirs Mund zu sprechen. Selbstverständlich stehen bestimmte Lage-Simulationen zur Verfügung, wie Zorn, Müdigkeit, Gleichmut und dergleichen. Permanent erfassen Sensoren das Verhalten der Danton-Seite - und passen das der Yrendir-Seite auf der Basis der gespeicherten Daten an. Vordefinierte Unterhaltungen können geführt werden (die sich Danton per Hypnoschulung angeeignet hat), und im Ernstfall lassen sich weitere Unterhaltungen durch Danton »verbal programmieren«. Welche Schwierigkeiten eine solche Maske bereitet, schildert der vorliegende Roman


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