Hintergrund zu VATROX-VAMU (2)
Das Vamu machte die Vatrox in ihren Augen zu etwas Einzigartigem – und in ihrer Weiterentwicklung nach der Entdeckung durch Lucba Ovichat gewann es mehr und mehr Bedeutung. Vorangetrieben von den starken Mentalinnen des Vamu-Ordens, entstanden Akademien auf den Kontinenten Vamunam, Daagan und Cuurson. Durch intensivierte genetische Zuchtselektion wurde das geistige Potenzial um ein Vielfaches verstärkt, und neben dem Gedankenlesen bildete sich daher bei ei nigen Hochbegabten eine zweite Fähigkeit heraus: eine besondere Empathie, mit der die Mentalinnen das Vamu aufspüren konnten. Um diese Empathie vollends auszuschöpfen, waren sie zudem in der Lage, das ei gene Vamu vom Körper zu lösen. Man nannte diese besonders begabten Frauen Vamu-Fängerinnen, de ren Aufgabe es war, überall nach dem Vamu zu suchen und es behutsam heimzugeleiten. (PR 2575) Triolithformationen aus tiefroten Tiovam-Riesenkris tallen wurden für das Vamu zu maßgeblichen Bezugs punkten auf den drei Kontinenten. Mit der Zeit entstan den daraus an Schichtvulkane erinnernde Berge – in ihre Bausubstanz integriert waren zu feinem Granulat verarbeitete Tiovam-Kristalle, die ihnen einen weithin sichtbaren rot funkelnden Schimmer verliehen.
Aus den drei unablässig wachsenden Depots ent wickelten sich eigenständige Kollektivbewusstseine, die die Geschicke des Volkes lenkten, übermittelt durch die drei Stellvertreterinnen des Vamu-Ordens. An der Spitze stand VATROX-VAMU – »Erster der Vatrox«, der erste Herrscher. Die anderen waren VATROX-CUUR und VATROX-DAAG. Die Namen waren mehr als Titel zu verstehen: Erster, Zweiter und Dritter Herrscher. Sie bildeten das Triumvirat, lenkten die Geschicke des Volkes, das blühte, gedieh und seinen Einfluss in der Galaxis Vamu-Vamu ausdehnte. »Erste des Einzigartigen« hatten die Vatrox ihre Sterneninsel genannt.
Zur Stabilisierung ihres Wachstums benötigten die Herrscher Tiovam-Kristalle. Je mehr Vatrox lebten, je mehr Vamu entstand, desto mehr Tiovam wurde be nötigt, und umso näher kam der kritische Punkt, an dem die geistigen Kollektive nicht mehr weiterwach sen konnten, ohne die Stabilisierung zu gefährden und Schaden zu nehmen. Was bedeutet hätte, dass jedes in ihnen gespeicherte Vamu spontan freigesetzt wür de, und zwar so eruptiv, dass es vermutlich im Hyper raum verwehen musste.
Neue Mentaldepots konnten nicht mehr geschaffen werden, weil die drei alles Vamu anzogen und es ihnen nicht möglich war, dieses einfach auszulagern. Des halb entwickelten sie einen Plan, um Abhilfe zu schaf fen. Die drei Kollektive konnten die kritische Menge nur auf eine Weise vermeiden – indem sie sich teilten. Sie wollten gezielt eine Separierung von Vamu aus ihrem Kollektiv vornehmen und daraus eine weitere Geistesmacht schaffen, die im Gegensatz zu ihnen nicht an den Planeten gebunden, sondern frei beweg lich sein würde. Ihr KIND ...
54 Milliarden Vatrox waren im Vatar-System versam melt, als die drei Kollektivwesen ihren Plan umsetzten. Sie alle bekamen mit, wie aus den drei Vamu-Depots gleichzeitig gleißende Kugeln aufstiegen, um dann zu verharren. Die Kugeln blähten sich auf, jeweils an einer Stelle bildete sich eine Einschnürung.
Die Einschnürung beanspruchte eine gewaltige Menge an Energie, welche die Kollektivwesen einforderten. Ihre gewaltige Ausstrahlung legte sich über die Vatrox, egal an welchem Ort, ob auf Vat, anderen Planeten oder in den Raumschiffen. Der Druck verstärkte sich und mit ihm die Lockung, die Anziehungskraft, der innige Ruf. (PR 2575)
Und die Vatrox folgten. Zu Millionen und Milliarden setzten sie ihrem körperlichen Leben ein Ende. Drei neue kleine Kugeln stiegen auf, bildeten über die Ent fernung hinweg feine Verbindungsfäden zueinander, faserten auf und verschmolzen wieder zu einer wei teren nebelartigen Erscheinung, in die das Vamu von siebenundzwanzig Milliarden Vatrox hineinfloss.
Das neu gebildete vierte Wesen wuchs zu riesenhafter Größe, wurde zum Titanen, der seine Schöpfer bereits kurz nach der Geburt um ein Vielfaches übertraf. Seine gleißende Erscheinung konnte an jedem Punkt von Vat aus am Himmel beobachtet werden, und auch vom Weltraum aus war der immaterielle, diffuse Nebel deutlich zu erkennen.
Milliarden lebender Vatrox, platziert zwischen Milliar den Leichen, beobachteten staunend die Geburt des Wesens, fühlten sich ihm nah und vertraut, wie zuletzt dem Mann, der Frau, dem Kind, neben dem sie gestan den hatten. Sie spürten das Vamu, und sie spürten, wie etwas Neues entstand und zum ersten Mal einen Ge danken bildete. (PR 2575)
Rainer Castor
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