Nummer: 2277 Erschienen: 08.04.2005   Kalenderwoche: 14 Seiten: 59 Innenillus: 1 Preis: DM Preis seit 2001 in €: 1,75 €

Die Macht der Sekte
Er will Rache für seine tote Tochter - und kämpft gegen die Jünger Gon-Orbhons
Michael Nagula     

Zyklus:  

33 - Der Sternenozean - Hefte: 2200 - 2299 - Handlungszeit: 1331 - 1333 NGZ (4918 - 4920 n.Chr.) - Handlungsebene:

Großzyklus:  09 - Die Friedensfahrer / Hefte: 2200 - 2499 / Zyklen: 33 - 35 / Handlungszeit: 1331 NGZ (4918 n.Chr.) - 1347 NGZ (4934 n.Chr.)
Örtlichkeiten: Solsystem               
Zeitraum: Februar bis März 1333 NGZ
Hardcover:
Goldedition:
Leihbuch:
EAN 1: 4199124601753
EAN 2: 52277
Ausstattung:  Clubnachrichten Nr.378
Anmerkungen: 
Hörspiel »Sternenozean« Teil 30
Besonderheiten: 
"Seite 3"

Zu Beginn des Jahres 1333 Neuer Galaktischer Zeitrechnung sind achtzehn Monate seit dem Hyperimpedanz-Schock vergangen. Endlich scheint es mit Terra wieder aufwärts zu gehen - zumindest wirtschaftlich. Politisch muss sich die Regierung auf der Erde noch immer mit einer Entwicklung herumschlagen, die zusehends kosmische Verwicklungen erahnen lässt: Der Kult um den »Gott« Gon-Orbhon, der Ende 1331 NGZ entstanden ist, wird immer mächtiger. Die seltsame Religionsgemeinschaft redet den Untergang herbei und predigt Hass auf die Maschinen. Sie scheint zudem mit einer Geistesmacht verbunden zu sein, die ihren Sitz in der Großen Magellanschen Wolke hat. Gon-Orbhons »Verkünder« Carlosch Imberlock hat es indessen verstanden, jede Verantwortung für Gräueltaten seiner Anhänger weit von sich zu schieben. Ihm geht es ausschließlich um DIE MACHT DER SEKTE ...

PR-Redaktion

 
Die Hauptpersonen
Barto Datone Der Fremdenführer stirbt viermal
Miguele Carreras Der »Don« von Neapel versucht seinen Konkurrenten auszuschalten
Philippe Romero Carreras' Rivale liebäugelt mit dem Kult des Gon-Orbhon
Carlosch Imberlock Der Verkünder plant einen Monumentalbau
Homer G.Adams Der Residenz-Mister sieht eine Möglichkeit, Imberlock loszuwerden
T'ai-Ghün Ein Gataser begeistert sich für das terranische Altertum

Allgemein
Titelbildzeichner: Alfred Kelsner
Innenilluszeichner: Michael Wittmann   
Kommentar / Computer: Rainer Castor: Terra-Nostalgiker
PR-Kommunikation: Der Perry-Surfer
Statistiken: Redaktioneller Hinweis - Falsche Zeitangaben in PR 2260, 2268 & 2269 / Die Welt von PR - Einstiegshilfe / PR - 3.Auflage Heft 1680 - 1681
Witzrakete:
Leserbriefe: Dieter Eberle / Veit Schagow / Tobias Kersten / Thomas Gruber / Bernhard Kletzenbauer / Peter Barmettler / Dirk Nagel / Holger Litzinger / Alf Heyer / Martin Raspel
LKSgrafik: Saskia Hengstermann: Mondra und Norman
Leserstory:
Rezensionen:
Lexikon - Folge:                            
Glossar: Neapel - Lage   Neapel - Geschichte    Vesuv                                                           
Computerecke:
Preisauschreiben:
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Journal

Journaldaten: Nummer: / Seite:
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Journalnews:

Clubnachrichten / ab PR 3001 - Perry Rhodan-Fanszene
Clubdaten: Nummer: 378 / Seiten: 4
Clubgrafik: Claas Wahlers: Titelbild zu Exterra 31
Nachrichten: Hermann Ritter: Vorwort
Fanzines: Exodus 16 - René Moreau / Fandom Observer 188 - Martin Kempf / Perry Rhodan Perspektive 75 - Werner Hoebart / Future Magic 46 - Eva Kalvoda / Paradise 58 - Joachim Kutzner / Perry Rhodan News 113 - Achim Havemann / World of Cosmos - Bernd Labusch / Zapfs Pranger - zapfs-pranger@gmx.de
Magazine: Blätter für Volksliteratur 1/2005 - Dr.Peter Soukup / Kartefakt 53 - nautil@abenteuermedien.de / Mephisto 28 - Martin Ellermeier
Fan-Romane: Erde 2000 - Mohlberg-Verlag / Der Ring der Sternenwale - Spaceshop - Achim Havemann / Lenkbare Luftschiffe - www.dieter-von-reeken.de / Das Aure - Joachim Kutzner / Reinschrift 1 - Johannes van Aaken Verlag
Internet:
Veranstaltungen: Autogrammstunde in Köln / ColoniaCon 2006
Sonstiges:

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Innenillustrationen

Neapel 1333 NGZ - Impression
Zeichner:  Michael Wittmann  
Seite:25
© Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt


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Inhaltsangabe

Carlosch Imberlock kommt mit einer ungewöhnlichen Forderung zu Homer G. Adams. Da die Gon-Orbhon-Sekte immer weiter wächst, braucht sie Platz für den Bau einer großen Begegnungsstätte, in der sich alle Orbhonisten versammeln können. Einen Bauplatz dieser Größe gibt es in ganz Terrania nicht, aber Imberlock hat schon eine Alternative gefunden, die er für angemessen hält: Den Vesuv! Adams willigt ein, denn er hofft, dass in Terrania endlich Ruhe einkehren wird, wenn die Orbhonisten die Stadt erst einmal verlassen haben.
 
Es gibt allerdings bereits einen Pächter des Vesuv: Don Miguele Carreras, den Chef der Neuen Camorra von Neapel. Carreras ist mit Hilfe der Galactic Guardians an die Spitze des Verbrecherclans gekommen und steckt gerade in einem Machtkampf mit einem anderen Clan. Da kommt ihm ein Bündnis mit Imberlock gerade recht. Die Pachtverträge werden den Orbhonisten überschrieben, und so beginnen bald großmaßstäbliche Baumaßnahmen, die das Gesicht des Vesuvs verändern. Außerdem wird der Tempel der Degression in Terrania ab- und an den Hängen des Vulkans wieder aufgebaut.
 
Mondra Diamond, die mit einigen TLD-Agenten vor Ort ist, kann nicht viel mehr tun als beobachten. Ganz besonders schlimm ist die Situation für Barto Datone, einen ehemaligen Camorrista und Fremdenführer auf dem Vesuv. Er verliert seinen Job und gerät vollends unter die Räder, als er eine von Don Carreras lancierte Protestbewegung gegen die Orbhonisten gründet. Am Ende steht er als Heimatverräter da, denn in Neapel und Umgebung empfängt man die Orbhonisten mit offenen Armen…

Johannes Kreis

 
Rezension

Ein Nagula-Roman, in dem es um die Gon-Orbhon-Sekte geht und in dem Norman vorkommt - das sind alle Zutaten, die man für ein ungenießbares Gericht braucht, dachte ich. Ganz so schlimm ist es dann doch nicht geworden, aber auch in diesem Roman wird wieder einmal um eine Information herum, die man in ein bis zwei Zeilen abhandeln könnte, eine ziemlich uninteressante Geschichte gekleistert. Das ist symptomatisch für den ganzen Sternenozean-Zyklus.
 
Auch muss ich -ich - wie schon mehrere Male z-vor - sehr über die Terraner wundern. Was ist nur aus ihrem vielbeschworenen „kosmischen Bewusstsein“ geworden? Ist es in den letzten Jahrhunderten zu einem komischen Bewusstsein degeneriert oder wie kann es sonst sein, dass eine kriminelle Organisation wie die Camorra im 14. Jahrhundert NGZ wieder erstarkt, und das auch noch im Zentrum der terranischen Macht? Die klischeebeladene Darstellung der Camorra passt auch nicht in die aktuelle Handlungszeit. Mit der Terra-Nostalgiewelle, die seit 1320 NGZ angeblich viele Menschen mitgerissen hat, kann man das alles jedenfalls nicht erklären!
 
Ob Homer G. Adams mit seiner Aufgeschlossenheit gegenüber den Wünschen Imberlocks ein Eigentor geschossen hat? Mit der Übersiedlung auf den Vesuv entziehen die Orbhonisten sich doch wohl endgültig der Beobachtung durch den TLD und können völlig ungestört ihren finsteren Machenschaften nachgehen. Sollten sie Anschläge in Terrania verüben wollen, können sie das auch weiterhin tun, dazu ist es doch völlig unerheblich, wo sie ihre „Zentrale“ haben. Zu welchem Zweck Adams die gute Mondra nach Neapel geschickt hat, ist mir auch nicht ganz klar geworden. „Wir kümmern uns um die Sekte“, sagt sie zu Datone. Na, bis jetzt hat das aber herzlich wenig gebracht!
 
Wenigstens ist dieser Roman nicht völlig langweilig und er ist vor allem frei von peinlichen Witzeleien. Und das ist doch schon mal ein Fortschritt

Johannes Kreis  

   
Inhaltsangabe 2

Kurzzusammenfassung:
Auf der Erde zieht die Sekte um Carlosch Imberlock um. Der Tempel der Degression wird in Terrania demontiert und an den Vesuv bei Neapel verlegt. Der Versuch Homer Adams', die Sekte dort durch die neue Camorra abblitzen zu lassen, scheitert kläglich. Es geschieht das Gegenteil: Der Pate verbündet sich mit den Sektierern.
 
Handlung:
Barto Datone, Fremdenführer in Neapel und gerade bei einer Führung durch den Vesuv, bekommt es plötzlich mit der Angst zu tun: Drei der insgesamt vier Touristen in seiner Führung tragen das Zeichen Gon-Orbhons! Nur der Gataser T'ai-Ghün scheint normal zu sein, und Datone freut sich, ihn in seiner Nähe zu haben, obwohl er ziemlich nervt.
 
*
In Terrania steht Homer G. Adams einem unerwarteten Gast gegenüber: Carlosch Imberlock! Er erzählt, dass seine Kirche viel zu groß geworden ist, um sich im Tempel der Degression zu treffen. Deswegen will er den Vesuv! Homer stimmt dem zu, schließlich hat er dadurch die gesamte Sekte an einem Ort und kann sie viel besser kontrollieren.
 
*
Die Nacht bricht herein, und Datone versucht zu schlafen, doch es gelingt ihm nicht. Immer wieder denkt er an seine Zeit als Kleinkrimineller, als er noch eine Frau, Cara, und eine Tochter, Sarah, hatte. Er arbeitete als Laufbursche für Miguele Carreras, den einflussreichsten Mann in Neapel, als er einen wichtigen Job von ihm bekam: Er sollte ein Kästchen an Philippe Romero abliefern und dafür sorgen, dass er auch die Quittung bekäme. Doch Datone bemerkte zu spät, dass er eine Bombe überbrachte, und wäre fast selbst mit Romero bei der Explosion ums Leben gekommen. Zu seiner Verwunderung ließ ihn Romero laufen, doch schon am nächsten Tag stellte er fest, wieso: Seine Tochter starb bei einem »Unfall« und kurze Zeit später ließ sich seine Frau scheiden, weil sie ahnte, dass er etwas damit zu tun hat. Obwohl er von Carreras enttäuscht wurde, blieb er bei ihm.
 
Am nächsten Morgen bekommt er einen wichtigen Anruf. Carreras musste den Vesuv hergeben, und da Datone sich sehr gut auskennt, soll er den neuen Besitzern – der Sekte Gon-Orbhon – helfen, einen Lageplan zu erstellen. Außerdem bekommt er eine Abfindung von einer Million Galax. Kurze Zeit später melden sich zwei Sektierer, die auch bei der Führung waren, und breiten ihm einen Lageplan aus. Er überprüft sorgfältig alle Daten und stellt fest, dass sie alles detailliert aufgeschrieben haben. Außer der Bestätigung der Daten hat er nichts mehr zu tun.
 
Als am nächsten Tag die Bauarbeiten beginnen, kann Datone nicht zusehen. Er versucht, Carreras umzustimmen, indem er sagt, was er gehört hat. Demnach soll Romero mit dem Kult des Gon-Orbhon gemeinsame Sache machen. Der Patriarch, wie sich Carreras noch nennt, will das nicht auf sich sitzen lassen und beauftragt Datone, eine Protestbewegung zu veranstalten. Dabei soll er aber darauf achten, dass die ganze Aktion nicht mit ihm, Carreras, zusammenhängt, sondern nur über Datone selbst abgewickelt wird.
 
Um eine Protestbewegung effizient aufstellen zu können, holt sich Barto Datone den Veranstaltungsorganisator Cory Powers ins Boot. Zusammen setzen sie sich für eine Netz-Abstimmung ein, aber der erhoffte Erfolg bleibt aus. Aus Enttäuschung beschließt er, in den Vesuv einzudringen und eine wichtige Anlage zu zerstören. Doch sein Versuch schlägt fehl – er wird entdeckt und überwältigt. Nur dank Carreras' weitreichender Verbindungen kommt er wieder frei. Außerdem erhält er vom Patriarchen eine Untersuchung, die besagt, dass der Vesuv ausbrechen wird, falls die Arbeiten nicht gestoppt werden sollten. Wie immer soll er die Fakten veröffentlichen, ohne eine Verbindung zum Patriarchen aufweisen zu können.
 
Datone ist gerade dabei, vor Vertretern verschiedener Sendestationen zu reden, als er verhaftet wird, die Untersuchung erwies sich als Fälschung! Der ehemalige Fremdenführer beginnt zu verstehen, was Carreras ausgetüftelt hat. Er hat ihn dazu verwendet, Druck auf Imberlock zu machen, um dann mit dem Sektenführer gemeinsame Geschäfte zu machen. Um zu beweisen, dass Imberlock mehr von ihm als von Philippe Romero hat, stellt er seinem Rivalen eine Falle und bringt ihn ins Krankenhaus. Damit beweist er, dass er der Herr dieser Stadt ist.
 
Datones Aussichten sehen nicht gut aus. T'ai-Ghün, der ihn bei dem Kampf gegen Gon-Orbhon unterstützte, erzählt ihm, was während seiner Zeit im Gefängnis passiert ist, dann verabschiedet er sich für immer, denn er geht nach Terrania. Die Gegner Gon-Orbhons hassen ihn, und seine Arbeit hier ist zu Ende. Er verlor seinen geliebten Vesuv und sein Leben. Nur dank Mondra Diamond kommt er aus dem Gefängnis raus. Ihr und ihrem Elefanten ist er mehrmals bei seiner Protestbewegung begegnet. Sie bietet ihm an, in Terrania unter neuem Namen zu leben, doch er lehnt ab. Romero, der ihm Tochter und Frau nahm, lebt noch. Vielleicht sollte er ihn zur Rechenschaft ziehen?

Perrypedia


Kommentar / Computer

Terra-Nostalgiker

Schon die Versetzung der Erde in den Mahlstrom und die damit verbundene bpätere Aufnahme von 20 Milliarden Menschen durch ES hatten Terra quasi die »Urbevölkerung« gekostet, sodass in den Jahrhunderten nach dem »Unternehmen Pilgervater« zur Wiederbesiedlung zwar eine neue Menschheit heranreifte, diese jedoch aus Nachkommen ehemaliger Auswanderer und Kolonisten entstanden war. Später dann hatten die galaktischen Völker insgesamt, im Besonderen aber die Terraner, in den »Dunklen Jahrhunderten« der Monos-Diktatur mehr als nur die Freiheit verloren. Ab etwa 580 NGZ waren alle Bewohner des Solsystems an das Simusense genannte syntronische Netzwerk angeschlossen gewesen, so dass diese Sise-Bürger nur mehr ein Scheinleben führten, von der Realität in eine fiktive Erlebniswelt geführt, die die Betroffenen in einer minillusion gefangen hielt. Nach der Befreiung von Monos im Jahr 1147 NGZ hatte Terra noch lange mit den Simusense-Nachwirkungen zu kämpfen - bis Mitte 1149 NGZ waren 750 Millionen Menschen befreit; im Mai 1163 NGZ lebten auf Terra wieder drei Milliarden Menschen, nur noch 20.000 waren im Simusense vernetzt. Was sich in diesen Sätzen vergleichsweise »leicht« anhört, stellte in Wirklichkeit eine Zäsur ohnegleichen dar, die in mancher Hinsicht selbst jetzt noch nicht überwunden ist. Abgesehen davon, dass seither nur knapp 200 Jahre verstrichen sind und im Jahr 1333 NGZ noch immer viele Menschen leben, die Simusense als Kind, Jugendlicher oder junger Erwachsener am eigenen Leib erlebt haben, bedeutete diese Scheinwelt nicht nur Unfreiheit.
 
Sie beraubte die Menschheit ihrer Vergangenheit und verhinderte ihre Weiterentwicklung, war gewissermaßen ein »Komplettaustausch des kollektiven Bewusstseins« vor allem der Erdbevölkerung, nachdem bereits zuvor schon die »Körper« durch Neusiedler ersetzt worden waren. Dass die weiteren Krisen keineswegs eine ruhige Entwicklung gestatteten und die Atempausen stets nur wenige Jahrzehnte umfassten, mag vordergründig zwar ganz gut »weggesteckt« worden sein, dürfte aber unter der Oberfläche in vielfacher Hinsicht bohren und nagen. Letztlich ist es zweifellos mit ein Hauptgrund, weshalb »die Terraner« noch längst nicht richtig »zu sich selbst zurückgefunden« haben. Wie auch? - Sie. sind ja genau betrachtet nicht einmal mehr die »Urterraner«. Insbesondere der Verlust der eigenen Vergangenheit, der Traditionen, Überlieferungen und was sonst alles dazugehörte durch die Simusense-Versklavung führte schon recht bald nach der Befreiung aus der Scheinwelt zu einer Entwicklung, die bis heute anhält und eher stärkeren als schwächeren Zulauf erlebt. Mehr und mehr Menschen, anfangs belächelt oder als »Spinner« abgetan, wurden zu so genannten Terra-Nostalgikern, zu Leuten, die Vergangenes pflegten, aus NATHANS und anderen Archiven hervorkramten und bis in die letzten Haarspitzen hinein mit Leben erfüllten - mitunter sogar so sehr, dass es einen echten Vertreter der jeweiligen Zeit und Umgebung eher erstaunt oder gar entsetzt hätte.
 
In vielen Dingen kam es natürlich auch zu massiven Übertreibungen, um nicht zu sagen puren Entstellungen. Ein Ende dieser Entwicklung ist noch lange nicht abzusehen. Zweifellos wird es in der einen wie der anderen Richtung Pendelausschläge geben, ehe ein gutes und gesundes Verhältnis zwischen Altem und Neuem erreicht sein wird - einschließlich aller mit einem solchen Zustand der Selbstsuche und der damit bis zu einem gewissen Grad zweifellos vorhandenen »Instabilität« verbundenen Aspekte. Der Schauplatz des vorliegenden Romans ist hierfür markantes Beispiel. Wie viele andere Städte auch hat Neapel die »Dunklen Jahrhunderte« nur im zerfallenen, heruntergekommenen oder sogar zerstörten Zustand überstanden. Rasch wurde jedoch der Wiederaufbau in Angriff genommen, bei dem viele Terra-Nostalgiker ihren Einfluss geltend machten und beispielsweise dafür sorgten, dass Straßennamen und dergleichen weitgehend im »klassischen Italienisch« gehalten sind. Ein Großteil der etwa 1,5 Millionen Bewohner spricht neben dem Interkosmo den spezifischen neapolitanischen Dialekt. Neapel gilt als hervorragendes Beispiel für die gute Kombination von »Altem« und »Modernem«. Die Kernstadt entspricht vom Flair weitgehend dem 20.1 21.Jahrhundert alter Zeitrechnung, ohne jedoch dessen negative Seiten ebenfalls übernommen zu haben,während am Stadtrand sowie im Golf von Neapel selbst modernste Hochhäuser errichtet wurden und sich hinter »alten« Fassaden moderne Technik verbirgt, die zu einem großen Teil inzwischen sogar auf die neuen Bedingungen der Hyperimpedanz umgerüstet ist

Rainer Castor

   
NATHAN