Die Ringwelt Andrabasch


Kommentarnummer: 1947

Heftnummer: 2823

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

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Jener Bereich, den der Konfigurator von ANNDRIM als raumzeitliche Einschnürung umschreibt, ist eine entscheidende Übergangszone zwischen der Synchronie und den Jenzeitigen Landen. So äußert sich das ANC, nachdem sich die erste Mnemokapsel seines Gedächtnisses geöffnet hat. Dieser Limbus stellt, wie der Konfigurator betont, eine hyperphysikalische Anomalie dar, ist von einer Grenzschicht, einer Art Umhüllung, umgeben und erreicht einen Durchmesser von rund 400 Millionen Kilometern.
 
Vor diesem Hintergrund braucht es nicht zu verwundern, dass es in diesem »unerwarteten Knoten im Nichts« nur eine fast normale Raumzeitstruktur gibt. Folglich liefern die Ortungssysteme der ATLANC zwar viele brauchbare Daten, aber auch völlig surreale, einander widersprechende Werte. Insbesondere je näher sie sich an die Grenzfläche zur Synchronie herantasten. Fast wirkt es, als würden immer wieder Parameter verschwimmen; als duckten sie sich weg, wenn sie beobachtet werden. Als würde jede Messung das Ergebnis beeinflussen – weshalb Tauro Lacobacci das Ganze pointiert als Schrödinger-Kontinuum bezeichnet.
Die Besonderheit der Umgebung gilt gleichermaßen für die Ringwelt Andrabasch – vom Konfigurator eine Singularität innerhalb der Synchronie genannt. Laut dem Konfigurator ist Andrabasch überaus komplex, was zum Teil an der hyperphysikalischen Anomalie, zum Teil an der Makrobeschaffenheit des Planeten selbst liegt. Die Komplexität enthält Interaktionen auf den primärrealen Ebenen, wie auch auf solchen höherer Ordnung.
 
Das Gestirn im Zentrum des Limbus wirkt wie ein Weißer Zwerg. Die Masse entspricht etwa der von Sol; die Instrumente zeigen einen Durchmesser von knapp 23.000 Kilometern und eine Oberflächentemperatur von fast 25.000 Grad an. Trotz der eigentlich kleinen Leuchtkraft von nur 0,02 Prozent des Solwertes erhält Andrabasch Licht und Wärme wie von einer normalen G-Sonne.
 
Die »unwahrscheinliche« Ringwelt selbst wiederum sieht wie ein riesiger Donut aus, hat die Form eines deutlich abgeflachten Toroids. Arkonidische wie auch terranische Denker haben die theoretische Existenz einer Welt wie Andrabasch schon früh erörtert, denn grundsätzlich widerspricht ein reifenförmiger Planet weder den Gesetzen der Normal- und Hyperphysik. Andererseits ist es äußerst unwahrscheinlich, dass ein solches Objekt jemals natürlich entstanden sein sollte.
 
Ebenso, dass es für längere Zeit stabil bleiben würde. Mit anderen Worten: Andrabasch ist vermutlich künstlichen Ursprungs.
 
Der innere Äquator ist rund 8630 Kilometer vom Zentrum entfernt – das Loch hat somit einen Durchmesser von 17.260 Kilometern. Bei einer Äquatorringdicke von 11.300 Kilometern ergibt sich ein Durchmesser für den äußeren Äquator von 39.860 Kilometern. Anders gesagt: Er ist 19.930 Kilometer vom Zentrum entfernt. Im Gegensatz dazu beträgt die »Pol-zu-Pol«-Dicke nur 8140 Kilometer. Dementsprechend erreicht der »Pol-zu-Pol«-Umfang mit knapp 31.000 Kilometern lediglich drei Viertel des Wertes von Terra, während der Umfang der Polkreise mit über 125.000 Kilometern mehr als dreimal so groß ist wie der Äquatorumfang der Erde.
Insgesamt gibt es sechzehn Kontinente unterschiedlicher Größe sowie Tausende Inseln. Optisch näher betrachtet ergeben weiße Wolken, braunes und grünes Land und große Meere einen erstaunlich erdähnlichen Anblick – wenn man die ungewöhnliche Planetenform beiseitelässt. Allerdings ist die Gesamtoberfläche mit 2,5 x 109 Quadratkilometern fast fünfmal so groß wie jene Terras, und mit 6,5 x 1012 Kubikkilometern wird ein fast sechsfaches Erdvolumen erreicht. Die Gravitation von Andrabasch beträgt entlang der Polkreise 1,1 Gravos, am äußeren Äquator 0,75 Gravos und am inneren Äquator 0,81 Gravos.
 
Eine weitere, durch die Form bedingte Besonderheit ist, dass es Licht mangels Achsneigung nur auf der Ringaußenseite gibt, nicht auf der Oberfläche im dem zentralen Loch zugewandten Bereich. Bei einer »Tageslänge« von nur 3,53 Stunden ist die Eigenrotation von Andrabasch fast siebenmal schneller als die der Erde.
Aufgrund des Unterschieds zwischen beleuchteter Außen- und dunkler Innenseite sind auch die Temperaturunterschiede groß: ziemlich heiß am Außenäquator, gemäßigter zu den Polkreisen hin, Permafrost und eisig auf der Innenseite. Die schnelle Eigenrotation, Atmosphäre und Meere ermöglichen zwar einen gewissen Ausgleich, insbesondere die Innenseiten-Permanentnacht wirkt dennoch gravierend – sofern nicht auch hier gewisse »Anomalien« eine Rolle spielen, auf die der Konfigurator mit Interaktionen auf den Ebenen höherer Ordnung angespielt haben dürfte.


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