SERUNS (III)


Kommentarnummer: 1943

Heftnummer: 2819

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

Bordkombination    SERUN

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

2818            



Die für SERUNS typischen leistungsstarken Möglichkeiten der zugrunde liegenden Technik beruhen – vor allem mit Blick auf Regeneration, Aufbereitung, Ver- und Entsorgung – auf einem inzwischen erstklassigen Verständnis der Neukonfiguration anorganischer und organischer Moleküle. Verbindungen werden auf engstem Raum in nanorobotischen Mikro-Clustern nach Art lebender Zellgruppen sanft getrennt und rekombiniert. Gentechnisch angepasste Gewebe werden verwendet. Giftige Reststoffe werden durch Ausscheidung oder Desintegration vollständig vernichtet.
 
Neben Schutz- und Isolationslagen gehören zum Innenaufbau des Anzuggewebes Mikrokanäle des Heiz-, Kühl- und Belüftungssystems sowie jene zur Sammlung und Weiterleitung der Ausscheidungsprodukte von Haut und Körper. Zehntausende Mikrokammern enthalten dezentralisierte Depots für bakterienkleine Nanoroboter oder programmierte Kunstzellen, die in die vielfältigen Funktionsprozesse eingebunden sind oder sie überhaupt erst ermöglichen. Sie müssen auch als Kernbestandteil des ausgeprägten Selbstreparaturmechanismus angesehen werden, der von der Notabdichtung bei eventuellen Lecks bis zur Wiederherstellung schadhafter Mikroaggregate reicht.
 
Biomechanische oder bionische Mikroroboter liegen in diversen Größen vor – von millimeterkleinen Roboter-Termiten über pollen- oder staubkornartig winzigen beim kybernetischen Staub (auch: Cyberdust) und ganz zu schweigen von solchen im Nanobereich in der Größe roter Blutkörperchen (Erythrozyten), Bakterien und zum Teil noch kleinerer Ausführung. Zur Wiederaufbereitung kommen bei ihnen wie den biologischen Kunstgeweben chemische, physikalische wie auch bakterielle Prozesse zum Einsatz, in einigen Fällen sogar solche auf hyperenergetischer Basis.
 
Voraussetzung ist, dass sämtliche gasförmigen, flüssigen und festen Körperausscheidungen gesammelt, zwischengelagert, teilaufbereitet und gegebenenfalls an die Aggregate des Rückentornisters weitergegeben werden. Hinzu kommt, dass dem Körper über Hautkontakt und/oder intravenös beziehungsweise weise intramuskulär Nährstoffe und Medikamente in flüssiger Form zugeführt und ein regelbares Körperklima erzeugt werden. Für den Träger fühlt sich das innere Verbundmaterial (im Rahmen der Möglichkeiten) sehr angenehm an – es ist ein mehrlagiges synthoplastisches Kompositmetallnetz mit Polymer- und Biosynthetikeinlagerung und entsprechender Innenbeschichtung.
 
Neben den »fest programmierten« Basiseinheiten gibt es solche, die den jeweiligen Soll-Anforderungen angepasst werden können. Darüber hinaus lassen sich in einer Reihe von »Nanofabriken« bei Bedarf Stoffe von ganz spezifischer Struktur und Aufgabe herstellen. Es ist quasi ein pseudolebendiger und teilweise sogar tatsächlich lebendiger Produktionsprozess, der in gewisser Weise analog dem von weißen Blutkörperchen oder vergleichbaren Antikörpern im menschlichen Organismus zu sehen ist. Steuerung und Kontrolle erfolgen über den Anzugrechner auf einer dem Träger weitgehend unzugänglichen »unbewussten« Ebene. Nur in Ausnahmefällen kommt es zu einer direkten Interaktion, wobei auch hier der Rechner die Schnittstelle darstellt – also Auskünfte gibt, detaillierte Befehle entgegennimmt oder Alternativvorschläge unterbreitet.
 
Die mit den kraftverstärkenden Schichten verbundenen Möglichkeiten unterstützen bei Bedarf – in Verbindung mit dem Cybermed-Modul – die automatische medizinische Notversorgung beispielsweise im Fall von Knochenbruchstabilisierung oder Wiederbelebung. Die Medo-Einheit an sich dient der medizinischen Überwachung, Diagnostik und dem bei Bedarf notwendigen therapeutischen Eingriff. Zur Verfügung steht ein ausreichender Vorrat an Pharmaka, Sedativa, Analgetika, Analeptika und Seren zur Behandlung im physischen wie psychischen Bereich. Sollte es sich als notwendig erweisen, kann sogar ein komaähnlicher Tiefschlaf herbeigeführt werden, um die Zeit bis zur intensiven medizinischen Hilfe zu überbrücken.
 
In die Handschuhe sind Mento-Rezeptoren eingearbeitet, deren Wirkung vor allem auf Effekthärchen beruht. Sie vermitteln Handballen und Fingern eine realistische Berührungsempfindlichkeit für Druck und Temperatur bis zu einem Schwellenwert im Sinne einer »Schmerzgrenze «, die in ihrer Feinabstimmung selbstverständlich regelbar ist. Extrem verästelte »Mikrohärchen« an Handschuhen wie Stiefeln gestatten überdies einen außergewöhnlichen Hafteffekt vergleichbar Geckofüßen. Die übrige Ausrüstung – wie der Rückentornister – variiert abhängig vom jeweiligen SERUN-Modell.


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