Die Hüter der Zeiten


Kommentarnummer: 1930

Heftnummer: 2806

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

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Für den Kodex von Phariske-Erigon ist das Mitraiasystem außerordentlich relevant. Von hier stammen nämlich jene Wesen, die als Hüter der Zeiten umschrieben werden. Seit Jahren informieren sie die Kodex-Völker vor allem über Schiffsbewegungen der Tiuphoren sowie darüber, wen und wann sie angreifen, in welcher Stärke sie es tun sowie welche Taktik sie anwenden. Zwar sind die Aussagen der Hüter mitunter orakelhaft und treffen nicht immer zu, doch ohne sie hätte der Kodex noch größere Verluste zu verzeichnen. Grundlage sind latente Paragaben von Wesen, die sich selbst Kerouten nennen – intelligente Eingeborene des Planeten Kerout oder Terra.
 
Wie sich herausgestellt hat, entstammen die Hüter der Zeiten einer vergleichs- weise primitiven Kultur von Chalicotherien – einer vom oberen Eozän bis zum Pleistozän in Eurasien, Nordamerika und Afrika nachgewiesenen wald- bewohnenden Familie der Unpaarhufer. Bei Körpergrößen von bis zu drei Metern hatten diese Pflanzenfresser einen grob an Gorillas erinnernden, halb auf- gerichteten Körperbau mit langen Vorderarmen und kürzeren Hinterläufen. Teils einziehbare Krallen an den dreizehigen Händen und Füßen machten sie zu guten, geradezu behänden Kletterern; sie liefen auf den Knöcheln und setzten sich zum Äsen auf ihr breites Hinterteil. Die mächtigen Klauen waren der Hauptunterschied zu allen anderen Unpaarhufern, die durch huftragende Laufbeine gekennzeichnet sind.
 
Die körperlich extrem starken Kerouten – kluge, liebenswerte Geschöpfe, hilfsbereit, freundlich, neugierig, verständnisvoll – sind keine Jäger, sondern friedfertige Wesen, die sich aber durchaus gegen Raubtiere zu wehren wissen. Die Gesamtzahl der Kerouten liegt bei etwa 50 Millionen. Sie haben nicht alle Kontinente ihrer Heimatwelt gleichmäßig besiedelt; ihr Siedlungsschwerpunkt ist das spätere Nordamerika, genauer: Nebraska. Die Kerouten glauben an die Firmamenteltern, auf denen die ganze Welt lastet. Das Firmament und alle Welten zu tragen, ist kein Spaß. Aber die Firmamenteltern sind geduldig und liebevoll – sie sehen selbstverständlich so aus wie die Kerouten, haben allerdings völlig weiße Felle. Das der Firmamentmutter besteht aus Sonnenglanz, das des Firmament- vaters aus Mondglanz. Raumfahrer sind für die Kerouten Firmamentfahrer, Raumschiffe Firmamentmaschinen.
 
Ausgewählte Kerouten, die nach Zeedun/Zeut gebracht werden, erhalten eine Ausbildung per Hypnoschulung – die Laren und Eyleshioni fungieren als Geburtshelfer der Hüter der Zeiten für jene Kerouten, die auf das Hüter-Metall genannte PEW-Metall ansprechen.
Einige Milligramm PEW-Metall werden hierzu in eine parasensible Struktur ihres Gehirns injiziert – ein Verfahren, das letztlich jenem ähnelt, bei dem seinerzeit flüssiges PEW-Metall injiziert wurde, um die Bewusstseine der Altmutanten in Trägerkörpern zu binden. Schlummernde Paragaben werden auf diese Weise erweckt – wenn auch nicht zu voller Stärke, so dass der Verbund als Parablock von dreißig bis fünfzig Erweckten nötig ist. Hinzu kommt als weitere Komponente eine sogenannte Parapsychotronik. Sie ist ein Hybrid aus einer Hochleistungspositronik und dem Para-Silo, in dem Bewusstseinsfraktionen erweckter Kerouten gespeichert und koordiniert werden.
 
Der Eyleshion Nisköhner erläuterte Poungari den Prozess wie folgt: Die Parapsychotronik wird in Zukunft mit euch zusammenarbeiten. Sie wird euch instruieren und dabei unterstützen, wenn eure Geister durch die Galaxis reisen (...) ausschließlich im Geiste. Ihr werdet dabei von der Parapsychotronik gestützt, geleitet. Sie wird euch Ziele vorgeben, und zwar die Koordinaten der Sterngewerke. Sie wird euch sagen, was ihr erlauschen sollt. Und wenn ihr in den eigentlichen Einsatz geht, schließt die Parapsychotronik das Konglomerat der gespeicherten Fragmente aus dem Parasilo mit euren erweckten Spenderbewusstseinen zu- sammen. (...) Erst der Verbund aus Parapsychotronik und euren Bewusstseinen ergibt einen Hüter der Zeiten von Zeedun. Und wenn ihr einen Vergleich erlaubt: Ihr als Hüter der Zeiten ähnelt dem Aufbau der Sextadim-Banner der Sterngewerke. Diese Struktur-Analogie ermöglicht euch, die Tiuphoren zu belauschen, sie auszuspionieren. (PR 2805)
Kein Wunder also, dass der Kodex von Phariske-Erigon dafür sorgen will, dass die Kerouten von Kerout/Terra zum Planeten Sheheena/Medusa umgesiedelt und mit dieser Welt aus dem System evakuiert werden, nachdem der Abtransport Zeeduns/Zeuts nicht funktionierte. Sheheena muss sowieso entfernt werden, weil der Planet in zwar noch ferner Zukunft, aber unvermeidlich mit Kerout zu kollidieren droht; ein Desaster, das keiner der beiden Planeten überstehen würde.


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