Die Tiuphoren


Kommentarnummer: 1926

Heftnummer: 2802

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

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Als im Jahr 20.064.820 vor Christus die Superintelligenz ARCHETIM erstmals in der Milchstraße erschien, die man damals Phariske-Erigon nannte, beendete sie ein Dunkles Zeitalter des Chaos und der Barbarei. Vieles spricht dafür, dass es die RAS TSCHUBAI mit ihrem Sprung in die rund 40.000 Jahre frühere Zeit des Jahres 20.103.191 vor Christus genau in die Anfänge dieses Dunklen Zeitalters ver- schlagen hat. Angreifer sind die nicht aus der Milchstraße stammenden Tiuphoren in ihren Sterngewerken – fliegenden Habitaten von beachtlicher Größe, die zugleich Raumstation, Werft, Industriekomplex und Trägerschiff sind.
 
Noch halten sich die ermittelten Informationen in Grenzen, aber es sieht ganz so aus, als wanderten die Tiuphoren von Sterneninsel zu Sterneninsel, sodass sie keine Galaxis mehr als ihre Heimat betrachten. Vielmehr ist es sogar so, dass die Herkunft wie auch ihr Ursprungsplanet mit einem ausgeprägten Tabu belegt sind. Als Rhodan den Tiuphoren Ohxon Bysccu – als Caradocc der Kommandant des Sterngewerks YONNTICC – nach dem Verlassen ihres Planeten befragte, lautete die Antwort: Wir sind von ihm erlöst. Die Nachfrage nach der Bedeutung dieser Aussage – haben die Tiuphoren ihre Welt freiwillig aufgegeben, wurde sie zerstört oder durch eine Umweltkatastrophe vernichtet? –, wurde unmissverständlich beschieden: Wir sprechen nicht darüber, Kriegsgast Perry Rhodan. Niemals. Wenn du erneut fragst, exekutiere ich jemanden aus deiner Besatzung. (PR 2800)
 
Was auch immer genau geschehen sein mag – die Zeiteinteilung der Tiuphoren wird in »Zeitstrecken nach der Erlösung« (ZSE) gerechnet, wobei das Jahr 20.103.191 vor Christus 87.770 ZSE entspricht. Bislang ist die Dauer einer Zeitstrecke nicht bekannt; sie könnte unter Umständen aber grob die Bedeutung eines Jahres haben. Angesichts dieser Zeitspanne, in der die Tiuphoren schon in den Sterngewerken geboren werden, leben und sterben, verwundert es wenig, dass ihnen ein Leben auf Planeten zuwider ist. Doch damit nicht genug: Sie betrachten sich und ihre Lebensweise als höherwertig, alles planetengebundene Leben hingegen als minderwertig, weil von diesem Planeten abhängig.
 
Als Nomaden, die von Galaxis zu Galaxis ziehen – um nicht zu sagen heu- schreckenähnlich über diese herfallen –, ist es mit dem Leben an Bord der Sterngewerk-Habitate allein natürlich nicht getan. Die Tiuphoren benötigen ebenfalls Planeten und andere Himmelskörper als Ressource beispielsweise für ihren Flottenbau. Mit anderen Worten: Letztlich sind auch sie von dem abhängig, was sie als generell minderwertig betrachten. Durchaus möglich, dass genau dieser Faktor einer der Gründe für das brutale Vorgehen in diesem Krieg ist. Die Tiuphoren nehmen sich, was sie benötigen, hinterlassen dann aber »verbrannte Erde«, was euphemistisch als Nutznießung und dem sich dienstbar machen der jeweiligen Planeten umschrieben wird ...
 
Die Tiuphoren erobern jedenfalls bevorzugt technisch hochentwickelte Planeten, die und deren Technik binnen kurzer Zeit in Werfen umgebaut oder hinsichtlich ihrer Bodenschätze genutzt werden können. Nach dem Ende der Plünderung werden diese Welten vor dem Abzug zerstört – was aus Sicht der Tiuphoren nur folgerichtig ist: So wird einerseits verhindert, dass technisches Wissen der Tiuphoren von anderen Völkern genutzt wird, während andererseits kaum ein deutlicheres Zeichen dafür gesetzt werden kann, die eigene Position absolut überlegen zu betrachten.
 
Mindestens ebenso wichtig ist neben dieser Funktion die kulturell-religiöse des vorangetriebenen Krieges. Dessen Einzelaktionen werden – auch und vor allem unter dem Aspekt der Zuführung weiterer Geist-Komponenten beziehungsweise ÜBSEF-Konstanten in die Sextadim-Banner der Sterngewerke – mit dem Begriff Banner-Kampagne umschrieben. Dort werden, wie Bysccu betonte, möglichst viele der »erlesensten Geister eingebettet«. Wir haben sie aus den Gefängnissen ihrer Körper befreit und sie einem besseren Daseinszweck zugeführt (...) Der Geist des Gegners lebt in den Bannern. Auch wenn er sich das Gegenteil wünschen mag. (...) Unser Sozialprestige steigt, wenn wir eine gute Ernte haben. (PR 2800)
 
Hinzu kommt hierbei neben der internen Konkurrenz der einzelnen Stern- gewerke, dass der, der besonders intelligent und kreativ ist – sich als Kriegskünstler ausweist –, sich oder seiner Gruppe den Weg zum Catiuphat bahnt. Für Tiuphoren und ihren Ahnenkult ist dieses künstliche Jenseits real; sie glauben, dass manche ihrer Orakel mit dem Catiuphat in Verbindung stehen, in das die Tiuphoren durch besonders herausragende Kampfhandlungen aufgenommen werden können …


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