Die Meister der Insel (III)


Kommentarnummer: 1917

Heftnummer: 2793

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

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In einem visonären »Miterleben« erfuhren Atlan und die anderen, wie sich die Geschichte der Meister der Insel wirklich ereignet haben sollte. Sie wurde, entgegen vieler Bedenken vor allem von Atlan, Teil der offiziellen Geschichtsschreibung (gemäß ATLAN-Traversan 12): Im 23. Jahrtausend vor Christi Geburt übergab Ernst Ellert als Bote von ES dem lemurischen Wissenschaftler Nermo Dhelim vierzehn zylindrische Zellaktivatoren, die sich innerhalb einiger Tage irreversibel auf ihre Träger einstellten. Diese Aktivatoren sollten nicht nur den Zellhaushalt der Träger steuern, sondern auch ein stabilisierendes Element im Kosmos bilden und damit der Abwehr der Chaosmächte dienen. ES (und/oder Anti-ES?) berief damit die nach Andromeda ausgewanderten Lemurer zu seinen Helfern und zum herrschenden Volk der Lokalen Gruppe, setzte ihnen eine Frist von zwanzigtausend Jahren, bis in der Milchstraße aus Lemurernachkommen ein neues Hilfsvolk herangereift sei.
Nermo Dhelim trug eines der Geräte selbst und übergab ein weiteres seiner Tochter Ermigoa. Seine Geliebte, die Tamrätin Mirona Thetin, erfuhr von den Zellaktivatoren und raubte die zwölf freien Geräte. Danach tötete Mirona Thetin Dhelim, indem sie ihm seinen Aktivator abnahm. Dieser explodierte daraufhin. Während sich Ermigoa verbergen konnte, fand Mirona Thetin in den folgenden Jahren elf Verbündete, denen sie die verbliebenen Aktivatoren übergab: die Meister der Insel. Zeitweise trat sie in Maske als dreizehnter Meister auf, weil sich fünf der MdI als unzuverlässig erwiesen; nachdem sie Mirona Thetins wahre Identität als Faktor I erkannt hatten, wurden sie vor ihr getötet …
 
In diesem »alternativen« Geschichtsbild gab es, nicht nur mit Blick auf Ermigoa und das Selaron-Fragment, so viele Ungereimtheiten und verwirrende Elemente, dass Atlan nie von seiner Wahrhaftigkeit überzeugt war. Seine Skepsis wurde durch die Ereignisse auf Wanderer bestätigt. Immerhin hatte ES den Unsterblichen durch seinen Boten Homunk am 30. September 1169 NGZ den »Ruf der Unsterblichkeit« übermittelt und die Rückgabe der Zellaktivatoren eingefordert. Atlans Logiksektor vermutete: Im Hintergrund des Ganzen ist vermutlich die eigentliche Begründung für das verwirrende Konstrukt einander widersprechender Geschichtsabläufe, Wirklichkeitsebenen und pararealer Überschneidungen zu suchen! (ATLAN-Traversan 12)
 
Als dem Kosmokrat Taurec im Jahr 429 NGZ der Weg hinter die Materiequellen verschlossen blieb, begann er mit einer kosmischen Intrige, die mehrere Galaxien gleichzeitig umfasste. Unter anderem manipulierte er das Kosmonukleotid DORIFER, um damit ES zu beeinflussen. Als das Kosmonukleotid aufgrund des Hangay-Transfers am 28. Februar 448 NGZ kollabierte, kam es zu einer rätselhaften Veränderung der Superintelligenz, die sich schließlich zu einem Zustand totaler Verwirrung ausweitete. Dennoch schaffte es ES, durch Raum und Zeit einen Hilferuf an ESTARTU auszusenden, der diese Superintelligenz vor rund 50.000 Jahren erreichte und sie zu einer gigantischen Rettungsaktion veranlasste: ES sollte mithilfe von Zellaktivatoren von den Folgen der Manipulation befreit werden.
 
Bevor das am 15. Mai 1174 NGZ gelang, brachte der Verwirrungszustand von ES eine Reihe von Wirkungen, die in ihrer Konsequenz viel weitreichender waren, als es im ersten Moment schien. Drei Tage zuvor hatte Atlan mithilfe des Extrasinns die These entwickelt, dass ES, als ein der Zeit nur bedingt oder gar nicht unterworfenes Wesen, im Bestreben, innere Ausgeglichenheit zu erreichen, quasi eine alternative Wirklichkeit konstruierte (PR 1598).
 
Seiner Meinung nach gehörte der Komplex um die Meister der Insel und ihre Geschichte ganz ohne Zweifel zu dem »raumzeitlich-pararealen Verwirrspiel«: Was sie über ihre Aktivatoren erlebt und erfahren hatten, war bestenfalls ein »Möglichkeitsaspekt«. Die Glaubhaftigkeit konnte deshalb nur unter Vorbehalt in Erwägung gezogen werden; zu berücksichtigen war der »verwirrte« Zustand von ES ebenso wie den Aspekt eines »pararealen Wirklichkeitsniveaus«. Aus eigenem Erleben wusste Atlan, dass solches offensichtlich wiederholt mit der Superintelligenz verbunden werden musste: Viel zu gut erinnerte er sich an das Verwirrspiel einander überlappender Welten und Paralleluniversen, in das ihn ES und ANTI-ES vor allem in den Jahrzehnten vor Beginn seines letzten Tiefschlafes im Jahr 1971 gerissen hatten.
 
In der Zeit seiner Larsaf-Verbannung hatte er keine Möglichkeit gehabt, ES von seinem »inneren« Widerpart ANTI-ES zu unterscheiden. Geflüchtete Androiden, Aufgaben und Manipulationen – wie viel davon ging aufs Konto von ES, wie viel auf das seines Gegenpols? Fragen, die Atlan seinerzeit quälten, ohne dass er eine Antwort gewusst hätte …


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