Posbi-Geschichte (I)


Kommentarnummer: 1906

Heftnummer: 2782

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

            



Vor Jahrzehntausenden entdeckten Forschungsschiffe der unsichtbaren Laurins beim Vorstoß von Andromeda zur Milchstraße im Halo der Sterneninsel das Outside-System mit den Robotikern vom Planeten Mechanica. Die Laurins beauftragten die Echsenwesen – in jener Zeit die genialsten Robottechniker der Galaxis –, für sie eine Roboterarmee zu entwerfen und zu bauen. Die Mechanicas, die seit Langem nach einer sinngebenden Aufgabe suchten, nahmen den Auftrag mit Begeisterung an. Aufgrund des Untergangs der lemurischen Tamanien und des Rückzugs der befriedeten Haluter hatten die Laurins ein Machtvakuum vorgefunden, das ihnen erlaubte, Stützpunkte zu errichten.
 
Jahrtausende später wurde am Rand Andromedas ein Kleinplanet entdeckt, dessen Oberfläche vollständig von einem Plasmawesen eingehüllt war. Die Unsichtbaren entführten einige Tonnen des Plasmas und schmiedeten den Plan, ihre Mechanica-Roboter damit auszurüsten. Das extrahierte Plasma diente den Laurins als Biokomponente der auf Mechanica entwickelten Roboter – ein organischer Anteil, der Kreativität verleihen sollte. Ziel war, positronisch-biologische Hybriden zu schaffen – eben die Posbis –, die aufgrund des organischen Gefühlssektors die Laurins lieben, allein sie als Wahres Leben akzeptieren und in bedingungsloser Loyalität zu ihnen stehen, alle anderen organischen Lebewesen aber hassen und bekämpfen sollten.
 
Das Posbi-Projekt der Laurins faszinierte die inzwischen in Andromeda an die Macht gekommenen Meister der Insel – die MdI – in besonderer Weise. Die Laurins gehörten zu den ersten nichthumanoiden Völker, welche die MdI zu ihren Helfern machten, da diese aufgrund ihrer Unsichtbarkeit für ihre hochfliegenden Pläne von großem Wert waren. Deshalb gaben sie den Unsichtbaren den Befehl, Millionen fühlender positronisch-biologischer Roboter herzustellen, die den Meistern treu ergeben waren.
 
Für den Bau der Roboter im Rahmen des auf diese Weise initiierten Tausend- jahresplans zogen die Laurins wieder die Mechanica-Wesen heran. Sie selbst mussten in großer Eile die hypertoyktische Verzahnung für die Bedürfnisse der MdI modifizieren, machten dabei aber erhebliche Fehler. Um einen wirkungsvollen Planungs- und Steuerungsrechner für das Projekt zu erhalten, kombinierten sie eine große Roboteinheit mit einer beträchtlichen Plasmamasse. Letztere entwickelte allerdings aufgrund ihrer Größe ein Bewusstsein und rebellierte zum Ende des Tausendjahresplans gegen die Laurins. Der von der Biokomponente erzeugte Hass richtete sich nun gegen die Unsichtbaren, die in einer ersten Vernichtungs- schlacht geschlagen wurden.
 
Die MdI, die sich in jener Zeit hauptsächlich auf die Umsiedlung der Tefroder und andere Projekte des Machtaufbaus konzentrierten, mischten sich nicht direkt in den Konflikt ein, übten aber Druck auf die Laurins aus. Um die Posbis zur Aufgabe zu zwingen, lösten die Laurins den Planeten des Urplasmas mit der Hilfe eines von den MdI zur Verfügung gestellten Situationstransmitters von seiner Sonne, versetzten ihn in den Leerraum und drohten, das Urplasma zu töten. Die mit der positronischen Roboteinheit verbundene große Plasmaballung, die die Posbis lenkte, ging allerdings nicht auf die Erpressung ein, sondern griff die Bastionen der Laurins in der Milchstraße sowie deren Flotten im intergalaktischen Leerraum an. In drei Schlachten wurden die Unsichtbaren vernichtend geschlagen.
 
Da die Meister der Insel das Urplasma für eigene Zwecke benutzen wollten – unter anderem zur späteren Züchtung der Retortenwesen von Modul –, ver- hinderten sie die endgültige Vernichtung des Planeten. Zudem sorgten sie dafür, dass er von ihren Vasallen in der äußersten Peripherie der Satellitengalaxis Andro- Beta in eine stabile Umlaufbahn um eine gelbe Sonne gebracht wurde – fortan Rando genannt –, während der Planet zu Rando I wurde. Den Posbis gelang es daher nicht, die Welt des Urplasmas zu finden, und sie zogen sich endgültig in den Bereich der Milchstraße zurück. Die aus Andromeda stammenden Matten-Willys, die bereits von den Laurins zur Pflege des Plasmas eingesetzt worden waren, nahmen sie mit.
 
In den folgenden Jahrtausenden bauten die durch die Mechanica-Echsen weiter unterstützten Posbis im milchstraßennahen Bereich des Leerraums zwischen Andromeda und der Milchstraße sonnen- und atmosphärelose Dunkelwelten zu Industrieplaneten und Flottenbasen aus. Weil das Plasma zum Gedeihen Licht und eine Sauerstoffatmosphäre benötigte, wurde eine Welt mit zwei Ringen aus 200 Atomsonnen versehen und als Hundertsonnenwelt zur Residenzwelt des Zentral- plasmas. Zum Schutz entstand die Hassschaltung, der die Posbis zu einem dauerhaften, unstillbarem Hass gegen die Laurins veranlassen sollte …


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