| ARCHETIM-Schock |
Kommentarnummer: 1810 Heftnummer: 2686 Erschienen: 01.01.1970 |
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Am 16. Dezember 1469 NGZ, 18.15 Uhr Terrania-Standardzeit, tut sich etwas bei der Sonne, die seit dem 30. September 1469 NGZ von der Fimbul-Kruste überzogen ist und sich zu einem riesigen schwarzen Ball von rund 35 Millionen Kilometern aufgebläht hat. Zunächst gibt es eine Art Aufhellung, ein gespenstisches Flimmern und Flirren, ein Kunterbunt aus bekannten Farben und solchen, wie sie noch nie jemand gesehen oder für unmöglich gehalten hat: ein blutiges Gold, Dutzende Abstufungen von Gelb, Zwittergrün, Zeitblau.
Dann durchdringen 14 Nagelraumer die transparente Fläche und ziehen etwas Irreales, Unfassbares aus der Sonne, das von den Ortungs- und Tastungsgeräten der in der Nähe Sols stationierten Raumschiffe nicht erfasst werden kann. Dieses wesenlose Etwas erfüllt auf unerklärliche Weise die Sinne aller Besatzungsmitglieder: mit Klängen, Düften, Geschmäckern. Und es zieht eine Spur hinter sich her, einen Schleier, einen Faden, eine sich immer weiter verdünnende Verbindung, die schließlich abrupt reißt …
Alle Farben, alle Töne, alle sinnlichen Sensationen erlöschen. Die Menschen schreien: Eine solche innere Leere hat noch niemand erlebt, eine solche bodenlose Hoffnungslosigkeit und unsägliche Trauer. Als seien Familienmitglieder oder Freunde gestorben. Weinen und Klagen, das Gefühl, ins Nichts zu stürzen, in eine abgründige Leere, ein einziges Jammertal, ein kosmisches Tal der Tränen. Und alles »nur«, weil die Spenta den psimateriellen Korpus ARCHETIMS aus der Sonne gelöst haben. Für rund 20 Millionen Jahre war ARCHETIMS Leichnam Bestandteil des Sonnensystems, verwandelte es in ein »sechsdimensional funkelndes Juwel«. Das ist nun abrupt vorbei.
Wer oder was die Superintelligenz ARCHETIM wirklich war, ist immer noch unbekannt. 5011 Jahre vor ihrem Tod erschien sie jedenfalls – zuvor schon von den rätselhaften Schmetterblütern angekündigt – im Jahr 20.064.820 vor Christus erstmals in der damals Phariske-Erigon genannten Milchstraße, als goldenes Licht und mentale Wärme spürbar. ARCHETIM beendete das Dunkle Zeitalter des Chaos und der Barbarei, wählte die Schohaaken zum »auserwählten« Volk und etablierte in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten das SYSTEM (PR 2279).
788 Jahre nach dem Ende der Kriege wurde im Jahr 20.064.032 vor Christus die Paradieswelt Oaghonyr, der innerste Planet des im Milchstraßenzentrum gelegenen Fünf-Planeten-Systems der orangefarbenen Sonne Oa, zum geistigen Zentrum der Galaxis und Sitz der Superintelligenz – bis heute Standort von ARCHETIMS HORT.
Mehrfach verließ ARCHETIM in den folgenden Jahrtausenden Phariske-Erigon, um mit anderen Superintelligenzen in der rund 45 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxis Tare-Scharm gegen die dort entstehende Negasphäre zu kämpfen; Unruhen und sogar Kriege in der Milchstraße waren die Folge. Im Jahr 20.059.809 vor Christus kehrte ARCHETIM nach der erfolgreichen Retroversion der Negasphäre siegreich aus Tare-Scharm zurück, war allerdings dem Tod geweiht. In den sechs Monaten, die bis zum endgültigen Tod der Superintelligenz vergingen, stellte Orgid Sasstre die »Kette von Oaghonyr« zusammen, einen Trauerzug aus 60.000 Raumschiffen der unterschiedlichsten Völkern der Galaxis, der den psimateriellen Leichnam ARCHETIMS den schohaakischen Gebräuchen gemäß zu ihrer letzten Ruhestätte geleiten sollte.
Zu dieser hatte die Superintelligenz eine bislang unbedeutende gelbe Sonne im Gretton-Mok-Spiralarm von Phariske-Erigon bestimmt – auf dessen drittem Planeten sich allerdings ein von den Algorrian eingerichteter Zeitbrunnen befand. In einem knapp vier Wochen währenden Flug erreichte die Kette von Oaghonyr ihr Ziel. Spezialschiffe transportierten mithilfe von Energiefeldern ARCHETIMS Leichnam.
Der Kommandant der LISAM-GO, Deixta Sorgid, nahm an, dass dieser Plan auf Geheiß der Superintelligenz selbst entwickelt wurde, die sowohl die Gegenwart als auch die Vergangenheit und die Zukunft gekannt habe. Immerhin hatte ARCHETIM bereits vor (!) ihrem ersten Aufbruch nach Tare-Scharm diesen Standort ausgewählt (PR 2279). Während ARCHETIMS Leichnam tief in die Zielsonne versenkt wurde, gingen die ausgewählten Schohaaken in das dreigeteilte »Mausoleum« der Superintelligenz. Dem Tod ARCHETIMS folgte der Niedergang.
17.756.360 vor Christus erreichte die geschwächte Wanderer-Entität die nun Ammandul genannte Milchstraße und ließ sich, angelockt vom »sechsdimensional funkelnden Juwel«, auf dem dritten Planeten der gelben Sonne nieder. Einige Millionen Jahre später entstand aus der Entität bekanntlich die Superintelligenz ES …
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