Sextadimblase


Kommentarnummer: 1809

Heftnummer: 2685

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

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Am 28. November 1469 NGZ, 4.22 Uhr Terrania-Standardzeit, erreichten 48 je 18 Kilometer durchmessende, an bläuliche Kristall-Spiegelkugeln erinnernde Objekte das Solsystem. Sie bildeten entlang eines etwa 16 Milliarden Kilometer durchmessenden Kreises auf der Ebene der Ekliptik die Eckpunkte eines regelmäßigen 48-Ecks und erwiesen sich als Projektionsmaschinerie einer systemumspannenden Sextadimblase. Die riesigen Kristallkugeln standen ursprünglich zwar im Dienst der negativ-parasitären Superintelligenz QIN SHI – oder ihren Hilfsvölkern in Chanda –, aber Mitglieder von Delorians »Bund der Sternwürdigen« haben sie in seinem Auftrag gekapert und für die neue Aufgabe umfunktioniert.
 
Delorians Angaben blieben vage, aus Chanda sind uns solche Kristallkugeln jedoch durchaus bekannt und kamen hier beim Angriff auf die sich umgruppierende BASIS bei der Werft APERAS KOKKAIA zum Einsatz. Hierbei erwies sich, dass es sich bei den Gebilden nicht nur um beachtliche Ansammlungen von Chanda-Kristallen aller Varianten von Ramol-0 bis zu den hochwertigen Ramol-4 handelt, sondern ebenso um mobile Versionen riesiger Transitparketts, die für den raschen Transport auch großer Objekte sorgen können. Zum Dritten besteht ein Teil der Kristallkugeln aus programmierbaren Nanomaschinen, die quasi beliebig eingesetzt werden können.
 
Über diese – zweifellos weiterhin vorhandenen und funktionstüchtigen – Aspekte hinaus gab es bei den 48 Kristallkugeln eine Anpassung für die neue Aufgabe; Delorian wörtlich: Sie wurden mittels Rohlingen modifiziert, hochwertige Technik, die mir von der Stadt Aures im Rahmen des Vertrages von Sanhaba zur Verfügung gestellt worden ist. Durch diese Modifizierung sind sie in der Lage, das gesamte Solsystem in eine Sextadimblase zu hüllen – ähnlich dem Sextadimschleier, den ihr vom Stardust-System kennt. (PR 2658)
 
Durch den Verweis auf das Stardust-System lässt sich das grundlegende Arbeitsprinzip ableiten. Hier wie dort ist es eine undurchdringliche »Barriere«, bei der keine »normalen« fünfdimensionalen hyperenergetischen Einflüsse zur Wirkung kommen, sondern »Sextadim-Effekte im weitesten Sinne«. Diese können als einziges Merkmal durch eine schwache sechsdimensionale Streuemission erkannt werden, welche von den normalen Messgeräten zwar als solche erfasst werden, jedoch nicht genauer einzuordnen sind. Versuchen Raumschiffe Richtung Solsystem vorzustoßen, erfolgt zunächst die Unterbrechung des Überlichtfluges, gefolgt von einem auch die Sublicht-Fortbewegung betreffenden Effekt – ganz unabhängig davon, ob nun Hightech-Triebwerke oder primitive Chemoraketen eingesetzt werden. Unter dem Strich wirkt der Vorgang fast so, als rase das Schiff in einen »watteartigen Widerstand«, der sich mehr und mehr »verfestigt« und somit zur Abbremsung führt.
 
Wird dennoch versucht, weiter zu beschleunigen, droht eine Überlastung der Triebwerke – im Extrem bis zur Explosion! Aber auch ein »sanftes« Vordringen stößt an Grenzen, denn ab einem gewissen Punkt lässt sich das Schiff gar nicht mehr bewegen, sondern hängt am Rand der »Barriere« fest. Selbst eine Umkehr ist nur unter größten Schwierigkeiten möglich, denn der »verfestigte« Widerstand der Barriere stoppt das Schiff nicht nur, sondern bannt es quasi an die einmal erreichte Position. Von hier aus ist eine Umkehr nur mit der Minimalgeschwindigkeit von wenigen Zentimetern pro Sekunde möglich.
 
Nichts kann die Barriere der Sextadimblase durchdringen. Ortungen durch diese Wand sind unmöglich, Raumflüge sowieso, Waffenwirkungen bleiben ohne durchschlagenden Effekt, sondern werden ebenso wie materielle Objekte abgewehrt. Für die Passage von Raumschiffen und dergleichen werden Strukturlücken oder -schleusen geschaltet; Ähnliches betrifft die Kommunikation mittels Normal- und Hyperfunk.
 
Den bisherigen Erfahrungen nach ist es durchaus angebracht, bei Aussagen Delorians vorsichtig zu sein – sofern er überhaupt Konkretes von sich gibt. Im Fall der Sextadimblase dürfte jedoch klar sein, dass er mit den »gekaperten« Kristallkugeln keineswegs nur in letzter Minute einen Schutz für das Solsystem aus dem Hut gezaubert hat. Für ihn verbinden sich mit diesen Gebilden noch ganz andere Pläne. Welche das genau sind, kann derzeit bestenfalls vermutet werden.
 
Aufmerken lassen sollte allerdings die uns keineswegs unbekannte Zahl 48, die immerhin der Zahl der »Blütenblätter der Zeitrose« des BOTNETZES entspricht. Und genau dieses wiederum gehört zu den für die weiteren Pläne »notwendigen Bestandteilen«, wie wir inzwischen ja wissen …


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