Das Galaktikum (1)


Kommentarnummer: 1750

Heftnummer: 2626

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

            



Die Aufräumarbeiten nach dem Abzug der Terminalen Kolonne TRAITOR sind beendet, jedoch hat sich die Milchstraße noch längst nicht vom Hyperimpedanz-Schock erholt. Der interstellare Handel kam zwar wieder in Schwung – vor allem dank der Handelsorganisation Ammandul-Mehan –, aber insbesondere in entlegenen Gebieten der Milchstraße ist Hightech Mangelware.
 
Zu den ersten Hauptaktivitäten des Galaktikums nach dem TRAITOR-Abzug gehörte es beispielsweise, die galaktische Kommunikation sicherzustellen – insbesondere mit der Hilfe der Posbis gelang es in wenigen Jahrzehnten bis etwa 1380 NGZ, die zum Galaktikum gehörenden Welten via Hyperfunk-Relaisstationen weitgehend miteinander zu vernetzen. Hierzu müssten Abermillionen dieser meist nur korvettengroßen Relaisstationen gebaut und stationiert werden, ein beachtlicher Kraftakt angesichts erhöhter Hyperimpedanz und tobenden Hyperstürmen. Im Gegensatz dazu ist uneingeschränkte Raumfahrt weiterhin schwierig und in etlichen der Hypersturmgebieten sogar extrem gefährlich oder in manchen Sektoren sogar komplett unzugänglich.
 
1469 NGZ herrscht in der Milchstraße Friede – von lokalen Scharmützeln einmal abgesehen. So etwas lässt sich bei der Größe der Milchstraße leider nicht vermeiden, zumal das Ringen um Ressourcen wie Hyperkristalle durchaus eine gewisse Brisanz in sich birgt ... Nicht zu vergessen, dass die einzelnen Mitgliedsvölker in »inneren Angelegenheiten« selbstverständlich ihre Autonomie behalten haben.
 
Nach der hastigen (Neu-)Gründung des Galaktikums am 27. Juni 1346 NGZ im Wurm Aarus-Jima (PR 2412) wurde es am 1. Januar 1350 NGZ offiziell bestätigt, Imperator Bostich I. erneut zum Vorsitzenden gewählt und seither immer wieder im Amt bestätigt.
 
Nicht zuletzt Ohnmacht und Hilflosigkeit angesichts der Terminalen Kolonne TRAITOR schärften den Blick darauf, dass ein weiteres »Klein-Klein« der Einzelvölker und Machtgruppen langfristig eher von Nachteil sein würde. Fremdinvasionen einerseits wie Tolkander, Goedda, Tradom, Kybb, TRAITOR – nur um die Wichtigsten rings um die Zeit des Hyperimpedanz-Schocks zu nennen – wie auch lokale Konflikte andererseits wie die Krise rings um Topsider/Linguiden, massive Expansion des Kristallimperiums zu Beginn des 14. Jahrhunderts NGZ und dergleichen mehr erforderten ein neues Bewusstsein und eine daran angepasste »Sicherheitsstruktur«.
 
Motto: Im Bedarfsfall wehrhaft nach außen, im Inneren konfliktbereinigend bei gleichzeitiger größtmöglicher Freizügigkeit und Eigenständigkeit der lokalen Zivilisationen.
 
Von Beginn an war klar, dass sich das Galaktikum in vielen Aspekten auf das Prinzip der Subsidiarität zu berufen hat – das heißt eine (staatliche) Aufgabe soll so weit wie möglich von der unteren Ebene beziehungsweise kleineren Einheit wahrgenommen werden. Das Galaktikum darf demzufolge nur tätig werden, wenn die Aktionen der Mitgliedstaaten nicht ausreichen oder wenn die politischen Ziele besser auf der Gemeinschaftsebene erreicht werden können. Das Galaktikum ersetzt daher nicht die Regierungen der einzelnen Planeten, Sternensysteme oder Völker, sondern ergänzt sie. Allgemeine Richtlinien, die das Galaktikum erlässt, werden von den Einzelregierungen selbstständig so umgesetzt, dass deren Zielvorgaben erreicht werden – die Wege dazu sind jedem selbst überlassen.
 
Insgesamt waren rund 400 Völker an der Gründung beteiligt – vergleichbar jenen beim aus GAVÖK im Jahr 429 NGZ hervorgegangenen Galaktikum. Diese Zahl war jedoch stets mit Vorsicht zu genießen, erfasste sie seit jeher eigentlich nur einen Bruchteil der tatsächlich vorhandenen Völker in der Milchstraße: Schon mit dem Großen Imperium wurden etwa drei- bis fünftausend Kolonialvölker verbunden, die aus den Arkoniden hervorgegangen waren, sowie kaum weniger Fremdvölker, die entweder zum Imperium gehörten oder eigenständige Enklaven innerhalb des Gebiets des Großen Imperiums bildeten. Ähnliches galt für die rund 2800 Staaten der Jülziish/Blues in der Eastside – und sogar die Terraner blicken inzwischen auf mehrere Tausend eigenständige Nachkommenvölker, von denen Siganesen und Ertruser nur zwei Extreme darstellen. Ganz zu schweigen von all jenen raumfahrtbetreibenden Intelligenzwesen, die wenige oder gar nur ihr eigenes Sonnensystem besiedelt haben.
 
Das Bestreben des Galaktikums war und ist es deshalb – insbesondere auch und gerade durch Bostich als Vorsitzendem des Galaktischen Rates vorangetrieben! –, zu einer wirklich die galaktischen Völker vertretenden und repräsentierenden Organisation zu werden.


Alle Seiten, Datenbanken und Scripte © PR & Atlan Materiequelle (1997 - 2019)