| Auguren? (1) |
Kommentarnummer: 1732 Heftnummer: 2608 Erschienen: 01.01.1970 |
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Die Ereignisse im Solsystem entwickeln gleich in mehrfacher Hinsicht Dramatik und Brisanz. Nicht genug, dass die Heimat der Menschheit in ein nicht einmal 150 Lichtjahre durchmessendes Miniaturuniversum entführt wurde und in dieser Anomalie von diversen Phänomenen wie Sensualirritationen, Gravospaltung, Gravoerratik und Nirvana-Phänomen heimgesucht wird, treten zwei weitere Problemfaktoren auf, deren genaue Einschätzung ebenfalls nicht leichtfällt: die als Auguren umschriebenen Fremden sowie die Nagelraumer mit den eher noch sonderbareren Spenta.
Da wir im Gegensatz zu den Betroffenen über umfangreichere Informationen verfügen, fällt uns eine Beurteilung etwas leichter, zumal wir Querverbindungen erkennen, die sich langsam zu einem größeren Bild vereinen. Dennoch fehlen noch zu viele Mosaiksteinchen, um schon jetzt das Puzzle zu vervollständigen.
Dass beim Verschwinden des Solsystems von Außenstehenden eine violett schimmernde Energieblase beobachtet wurde, deutet wie die vor und bei der Entführung der BASIS beobachteten Aureolen-Effekte sowie die Aussagen von Delorian und Ennerhahl darauf hin, dass es unter dem Strich auch beim Solsystem auf eine Aktion von oder durch QIN SHI hinauslaufen dürfte. Das ist vorerst zwar nur eine Spekulation, aber es gibt immerhin einige starke Indizien, die in diese Richtung weisen.
Ziemlich unklar bleiben im Gegensatz dazu das Auftreten, Handeln und vor allem die Ziele der als Auguren umschriebenen Fremden, von denen der Journalist Shamsur Routh immerhin herausgefunden hat, dass es sich um Sayporaner handelt.
Die Fremden gleichen äußerlich Menschen, sind mit rund 1,60 Meter Körpergröße aber eher klein, beinahe zierlich, ohne das gewisse Charisma vermissen zu lassen. Irritierend ist, dass ihnen nicht direkt angesehen werden kann, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt, sondern beides hermaphroditisch in sich vereinen. Auch die Stimmen klingen einmal sonor und sehr bestimmend, dann wieder feminin, mütterlich-tröstend, weiblich-verführerisch. Ähnlich ist es mit dem auf undefinierbare Weise eigenschaftslosen Gesicht, das irgendwie einer Maske gleicht und dessen individuelle Mimik nicht richtig in Erinnerung bleibt – vom Lächeln einmal abgesehen. Markant ist nur, dass das Weiß in allen Regenbogenfarben schillert, als bestünde es aus Perlmutt.
Neben ihrer offenbar kleinen Zahl haben zweifellos die technischen und sonstigen Möglichkeiten sowie natürlich das Chaos der Versetzung des Solsystems dazu beigetragen, dass sie nicht intensiver ins Visier der Behörden gerieten. Bully hat zwar im Gespräch mit Rhodan auf die Fremden hingewiesen, aber die Liga Freier Terraner ist ein weltoffener und toleranter Staat, in dem die Individuen – Einheimische wie Fremde – größtmögliche Freizügigkeit und Respekt genießen, solange sie sich nichts zuschulden kommen lassen oder, wie Resident Bull es formulierte, »sie keine silbernen Löffel klauen«. (PR 2600)
Leider scheint es nun viel schlimmer gekommen zu sein. Statt »silberner Löffel« muss von 50.000 bis 200.000 meist jungen Menschen ausgegangen werden, die spurlos aus dem Solsystem verschwunden sind ...
Das geheimnisvolle Auftreten und die kaum weniger rätselhaften Reden führten zur Bezeichnung Auguren – im alten Rom Deuter göttlicher Zeichen, Beamte, die damit befasst waren, den Willen der Götter zu einem geplanten Unterfangen zu ergründen, wobei das Augurat häufig von Priestern im Sinne einer Ämterkumulation übernommen wurde. Neben dem sprichwörtlichen »Augurenlächeln« als wissendes Zeichen unter Eingeweihten haben sich auch andere mit den Auguren verbundene Begriffe gehalten: »Auspizien« (lat. auspicium = Vogelschau, abgeleitet von auis = Vogel und spectare = schauen) und »Inauguration« (lat. inauguratio = Amtsübertragung und -einführung des Nachfolgers).
Da sich die Sayporaner durchaus als profunde Kenner der menschlichen wie galaktischen Geschichte erwiesen haben, lässt das den Schluss zu, dass sie die Umschreibung Augur – einmal aufgekommen – unwidersprochen akzeptierten beziehungsweise sogar durchaus mit Bedacht auswählten und selbst in Umlauf brachten. Weiterhin dürfte feststehen, dass sie schon eine ganze Weile vor der Entführung auf der Erde oder im ganzen Solsystem aktiv waren – sich andererseits aber in der Anomalie auszukennen scheinen.
Wie immer die Mittel und Methoden zur Deportation eines ganzen Sonnensystems aussehen mögen – eine spontane Aktion war es keineswegs. Was wiederum ein noch trüberes Licht auf die Sayporaner und ihre vermuteten Hintermänner oder Auftraggeber werfen dürfte.
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