Erste Bestandsaufnahmen


Kommentarnummer: 1728

Heftnummer: 2604

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

            



Das Solsystem verschwunden, die BASIS entführt – die Ereignisse des 5. September 1469 NGZ sind an Dramatik schwer zu überbieten.
 
Zu den Hintergründen liegen derzeit nur wenige Informationen vor, und wie die Aussagen des rätselhaften Ennerhahl und jene nicht minder seltsamen von Delorian Rhodan eingeschätzt werden können, bleibt abzuwarten – insbesondere mit Blick auf das Multiversum-Okular der BASIS und den Anzug der Universen. Stand der Dinge dürfte sein, dass beide Ereignisse in Zusammenhang zu stehen scheinen. Inwieweit das tatsächlich so ist, wird herausgefunden werden müssen.
Im Verlauf von Rhodans Pressekonferenz kam es im Solsystem zu den ersten absonderlichen Phänomenen. Plötzliche Dunkelheit, Fastabsturz der Solaren Residenz sowie das, was zunächst provisorisch als Gravospaltung umschrieben wurde. Seit 14.05 Uhr Terrania-Standardzeit war aus Sicherheitsgründen die Stahlorchidee im Futteral des geleerten Residenzsees verankert, Prallfelder sicherten das Gebäude zusätzlich ab.
 
Die seltsame Störung trat an vielen Stellen im gesamten Solsystem auf, auch in näherer galaktischer Umgebung kam es zu leichten Raumbeben. Erste Vermutungen brachten damit Auswirkungen des Hypersturms beim Antares-Riff in Verbindung – immerhin ist das Epizentrum des schon seit der Erhöhung der Hyperimpedanz im Herbst 1331 NGZ tobenden Hypersturms nur 172 Lichtjahre von der Erde entfernt. Mitunter führt er zu extremen Verzerrungen der Raum-Zeit-Struktur und die absonderlichsten Phänomene, was wegen der geringen Distanz häufig Auswirkungen auf das Solsystem hatte und hat.
 
Exakt um 18.31 Uhr Terrania-Standardzeit gab es um das Solsystem in rund einem Lichtjahr Entfernung Raumverzerrungen, die sich verdichteten, in Richtung Solsystem drifteten und sich blitzschnell vereinigten. Der Swoon Dschingiz Brettzeck lieferte exklusive Bilder des Senders Augenklar, welche zeigten, dass eine violett pulsierende Energieblase von fast einem Lichtjahr Durchmesser das Solsystem blitzschnell abschottete, immer heftiger pulsierte und dann mit vielfacher Überlichtgeschwindigkeit implodierte. Danach war das Solsystem verschwunden; es gab kein energetisches Echo, keine Trümmer, keine hyperenergetischen Effekte. Nichts! Die Heimat der Menschheit war ... einfach weg.
 
An Bord der BASIS traten schon vorher vergleichbare Effekte im kleineren Maßstab auf. Etliche Personen starben – immer gab es einen seltsamen Energieausbruch, verbunden mit einer äußerst geringfügigen, wenngleich anmessbaren Abweichung der Strangeness vom Basiswert Null sowie einem seltsamen violetten Flimmern, als entstünde um das Opfer kurzzeitig eine energetische Blase und bräche wieder zusammen. Ähnlich wie das Solsystem waren alle Opfer für etwa eine Zehntelsekunde von diesem Aureoleneffekt einer »Raum-Zeit-Blase« umgeben.
 
Bei allen Leichen und von den Energiefluktuationen betroffenen Objekten wurden überdies minimale Spuren von blauen Hyperkristallen gefunden. Sie sind unbekannter Natur, am ehesten jedoch – rein äußerlich – mit blauem Mivelum zu vergleichen, einem Hyperkristall mit einem verhältnismäßig geringen hyperenergetischen Potenzial.
 
Laut Nemo Partijan, dem aus dem Stardust-System stammenden Hyperphysiker, der als Kapazität vor allem auf dem Gebiet der Quintadim-Topologie gilt, stimmen die minimalen Strangeness-Veränderungen mit keiner etablierten Theorie überein. Strangeness ist ein reiner Zahlenwert zwischen Null und Eins, der aussagt, wie groß die Differenz eines Fremduniversums zum Standarduniversum ist, das definitionsgemäß den Wert Null hat. Je größer die Abweichung, desto entfernter oder fremdartiger ist das Universum. Winzige Abweichungen stehen im Allgemeinen für Pararealitäten beziehungsweise parareale Wirklichkeiten. Nebeneffekte des Strangeness-Werts abweichend von Null können starke UHF-Bremsstrahlung sein, die Desorientierung von Lebewesen, der Ausfall von Technik.
 
Die übrigen damit verbundenen Phänomene sind ganz andere als bei den Aureoleneffekten beobachtet, bei denen es sich um sehr frequenzkomplexe und kurzzeitige, aber leider völlig fremde Einflüsse handelt, die zu keiner Standardtheorie passen. Partijan wörtlich: »Wenn ich nicht wüsste, dass es Humbug ist, würde ich sagen, dass hier gerade ein anderes Universum in unseres einzudringen versucht.« Und weiter: »Jeder Vergleich hinkt, aber wenn sich hier wirklich ein fremdes Universum etabliert, bricht es vielleicht sofort wieder zusammen und hinterlässt Rückstände – eben jene blauen Hyperkristalle. Vielleicht stammen sie aus diesem fremden Universum. Wie gesagt, nur eine Hypothese ...«


Alle Seiten, Datenbanken und Scripte © PR & Atlan Materiequelle (1997 - 2019)