| Vario-Konzept (1) |
Kommentarnummer: 1692 Heftnummer: 2568 Erschienen: 01.01.1970 |
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Mit dem vielfältigen Gebrauch von Masken aller Art haben wir uns bereits früher beschäftigt (PRK 2457). Moderne Robottechnik und Biomedizin gestatten Dinge, von denen in früheren Zeiten bestenfalls geträumt werden konnte. Ob TLD, Solare Abwehr, USO, akonisches Energiekommando oder die Celistas der Arkoniden – aus der mitunter turbulenten galaktischen Geschichte der letzten Jahrtausende sind verdeckte Einsätze mit entsprechenden Masken in beträchtlicher Zahl überliefert. Höhepunkte dieser Entwicklung waren zweifellos Verkleidungen, wie sie kaum noch perfekter gestaltet werden konnten – von einem Lemy Danger in der Vogelmaske bis zu den Siganesen im Paladin-Roboter, derdem Äußeren eines Haluters nachempfunden war. Aber auch in anderer Hinsicht wurde dieser Weg beschritten.
Die über die Jahrtausende perfektionierte Verwandlung Ricos zu einem immer menschlicherenÄußeren und Verhalten ist uns aus den Berichten Atlans bekannt. Meech Hannigan von der Abteilung III ist ein weiteres Beispiel: Der »Robot-Sergeant« war ein äußerlich perfekt getarnter Roboter mit den Kräften und den spezialisierten, sensorischen Erfassungssystemen eines hoch entwickelten Maschinenwesens, bei dem allerdings niemand, der nicht darüber informiert war, ihn in seiner Körpermaske für etwas anderes als einen Menschen hielt. Fast schon menschlich mutete der nie beseitigte »Konstruktionsfehler« an, der ihn bestimmte Laute falsch aussprechen ließ – und aus dem eigentlichen Vornamen »Mitchell« in der Kurzform »Mitch« ein »Meech« machte. In eine ganz andere und hier doch passende Kategorie wiederum muss die »Vollprothese« des USO-Spezialisten Sinclair Marout Kennon eingeordnet werden.
Am 3. August 2406 wurde der Körper des Mannes bei der Flucht von Lepso in einer Space-Jet weitgehend vernichtet.
Aber er überlebte, kämpfte mit den Kräften seines besonderen Gehirns gegen den Wahnsinn an, der ihn infolge der Qualen überwältigen wollte. Er hielt durch und erreichte am 4. August 2406 den Planeten Tahun. Der verbrannte Körper wurde noch am gleichen Tag mit allen Ehren bestattet. Was jedoch von dem Mann erhalten geblieben war, schwamm zunächst in einem kugelförmigen, durchsichtigen Kunststoffbehälter vom doppelten Durchmesser eines menschlichen Schädels. Die Bioplast-Füllung stand unter einem geringen Außendruck. Das Gehirn war in seiner Gesamtheit entnommen und zusätzlich zur vorhandenen Hirnhaut mit einer transparenten und druckfesten Zellfolie umhüllt worden. Kleinhirn, Stammhirn, Zwischenhirn, Mittelhirn mit einem geretteten Teil des verlängerten Marks und sogar die wichtige Zirbel- und Hirnanhangdrüse fanden in den beiden Schutzhäuten ebenfalls ihren Platz.
Allein die blutführenden Schlagadern und zahllosen Nervenenden durchbrachen die unerlässlich wichtigen Häute. Die Perforationsgebiete wurden von synthetischen Gewebebuchsen abgedichtet. Sie hatten gleichzeitig die Aufgabe von organischen Reizweichen, in denen die erste Trennung ausstrahlender Gehirnimpulse vorgenommen wurde. Von den Spezialisten des Medo-Centers der USO wurde dieses Gehirn in einen perfekten Robotkörper verpflanzt, der aus nahezu unzerstörbarem Super-Atronital-Compositum bestand, während das Gehirn selbst fortan in einer Stahlhülle verankert war, die die fünffache Dicke der Körperbleche erreichte. Die Körperverkleidung bestand aus zellstabilisiertem Biomolplast mit einem künstlichen Nervensystem, das jedoch zur Vermeidung von Schmerzen aller Art über eine Sensibilitätsschaltung verfügte.
Auf diese Weise verbanden sich die Möglichkeiten eines Roboters – Kennon wörtlich: ... nehme den stärksten Ertruser auf den Arm. Ich erreiche eine Sprungweite von 28,6 Metern unter einem Gravo und laufe unbegrenzt hundertfünf Kilometer schnell in der Stunde ... (ATLAN 2) – mit jenen eines menschlichen Wesens. Dass Timber F. Whistler inzwischen ein ähnliches Schicksal erlitt, bildet die Brücke zur nahen Vergangenheit und Gegenwart – denn mehr oder weniger direkt beteiligt beziehungsweise involviert war hier jemand, dessen zugrunde liegendes »Vario-Konzept« bis ins 30. Jahrhundert zurückreicht. Inwieweit beim als VARIO-500 umschriebenen »Superroboter« überhaupt noch von einem Roboter gesprochen werden konnte, ist ein anderes Thema. Er wurde seinerzeit im Rahmen des 500-Jahres-Plans entwickelt, um auf Olymp einen Vertreter zu haben, sobald das Solsystem beim »Fall Laurin« – dem unmittelbaren Angriff auf das Heimatsystem der Menschheit – durch das ATG-Feld in die Zukunft versetzt wurde. Die bekannteste pseudovariable Kokonmaske des VARIO-500 war jene von Anson Argyris.
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