Alomendris (2)


Kommentarnummer: 1621

Heftnummer: 2497

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

            



Alomendris’ neue Qualität wurde mit höchster Bedachtsamkeit eingesetzt - mit der Geduld des Waldes und der Intelligenz der Weißen Herren. Die Phantomkörper nahmen die Gestalt von Robotern an, die von denen der Maschinenzivilisation nicht zu unterscheiden waren. Und die Weißen Herren sorgten für spezielle Identifikationskodes, die eine Entdeckung der »Eindringlinge« wirksam verhinderten. Verbunden damit war eine geradezu elektrisierende Entdeckung. Die 126 Schalen, in deren Nährboden die Kernwälder mit einem Durchmesser von je fünfzehn Kilometern wuchsen, ragten nicht einfach nur in den Boden der Planetenkruste, sondern waren allesamt scheibenförmige Raumfahrzeuge von knapp einem Kilometer größter Dicke. Etwa um 3,5 Millionen Jahren vor Christus führten die Roboter zum ersten Mal einen Rückzugskrieg.
 
Und während die Erish Vikhtold ihre Entscheidungsschlacht schlugen, stiegen die 126 Schiffe Alomendris’ unter Kontrolle des Waldes und der Weißen Herren ins All. Viele Galaxien wurden gestreift, immer auf der Flucht. Niemand folgte ihnen - wie es schien. Schließlich erreichten sie etwa zwei Millionen Jahre vor Christus die Galaxis Cydis-Cym - uns auch als Antlia, AM 1001-270 oder PGC 029194 bekannt, eine rund 4,23 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernte Kleingalaxis von nur 3100 Lichtjahren Durchmesser. Die Scheiben landeten auf dem Steppenplaneten Ninilath, der neuen Heimat von Alomendris ... ... bis es doch noch zu der Katastrophe kam, die keiner mehr erwartet hatte. Boresh Thanorn erschien, der »1-A1-1« der Erish Vikhtold - die unbemerkt einen ersten Brückenkopf auf Ninilath errichtet hatten.
 
Als die ersten Raumschiffe der Maschinenintelligenz landeten, zogen sich die seit Jahrmillionen in fast symbiotischer Verbundenheit mit Alomendris lebenden Weißen Herren schockiert zurück und ergriffen die Flucht. Während die Roboter begannen, eine neue Kriegsmaschinerie aufzubauen, kehrten die Weißen Herren aber zurück, um sich der Verantwortung zu stellen. Und es waren nicht nur 126, sondern Tausende, alle! Um 550.000 vor Christus wurden sie in den Gedankenbunkern stofflich, aktivierten die Schaltungen der Vernichtung. Und während die ersten Kuppeln explodierten, während Boresh Thanorn und andere Phantomkörper mitten in Alomendris’ Wäldern vergingen, opferten sich die Weißen Herren - und rissen dadurch die Denkzentren der Maschinenzivilisation mit in den Untergang. Aus dem Chaos wiederum starteten die 126 Scheibenraumschiffe der Kernwälder und landeten ganz in der Nähe auf dem Planeten Yishra. Lange Zeit warteten die Wälder ab, ob vielleicht doch einer der Weißen Herren zurückkehren würde.
 
Alomendris erholte sich von dem Verlust nicht, büßte viel seiner mentalen Leistungsfähigkeit ein, wuchs nicht mehr in seiner Moral und in seinen Kompetenzen, sondern entfernte sich mit jedem Jahrtausend mehr von den Gedankengängen und Notwendigkeiten der Welt, die »draußen« herrschten. Rund 500.000 Jahre verstrichen, in denen sich Alomendris mental im Kreis drehte. Dann kam es um
45.000 vor Christus zum Kontakt mit einer bis dahin unbekannten Macht, die sich Xybane nannte - und offensichtlich auf den Resten der Erish Vikhtold eine beachtliche Macht und Zivilisation gegründet hatte. Xybane würde in einigen Jahrmillionen zu einer Superintelligenz werden - aber das Geschöpf schien sich in eine negative Richtung zu entwickeln und wollte Alomendris nicht mehr auf seinem Territorium dulden. Damit endete auch diese Episode, Alomendris war gezwungen auszuweichen.
 
Die 126 Kernwälder starteten, wanderten mehr als 49.000 Jahre umher, auf der Suche nach einer neuen, dieses Mal hoffentlich endgültigen Heimat. Schließlich erkannte Alomendris seine Chance in einer Galaxis namens Hangay, einem vermeintlichen Niemandsland der Mächte, das »eben erst« in diesem Teil der Lokalen Galaxiengruppe aus einem anderen Universum materialisiert war. Die Strangeness-Effekte waren noch nicht vollständig verschwunden, als sich Alomendris 484 NGZ hier ansiedelte. Die 126 Kernwälder verteilten sich in dem unbedingten Versuch, unauffällig zu sein. Alomendris wollte nicht bedrohen, nicht kommunizieren, denn die Wälder waren von den gewöhnlichen Wesen viel zu verschieden. Etwa hundert nahmen Positionen zwischen 10.000 und 25.000 Lichtjahren vom galaktischen Rand entfernt ein, die übrigen wagten sich etwas weiter ins Innere vor ... ... doch dann kam die Terminale Kolonne TRAITOR. Alomendris und seine Ableger halfen als Kontaktwälder der Neuen Kansahariyya. 114 überlebten - sowie Kontaktwald Nr. 126 …


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