Der Weltweise von Azdun


Kommentarnummer: 1587

Heftnummer: 2463

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

            



Die erste Begegnung mit dem Weltweisen von Azdun fand in der Neganen Stadt in Tare-Scharm vor rund 20 Millionen Jahren statt (PR 2447). Dort traf Perry Rhodan auf ein Objekt von rund 70 Metern Durchmesser, das an eine überdimensionierte Schneegestöber-Kugel erinnerte - und aus der Nähe an ein leicht deformiertes, riesenhaft vergrößertes Goldfischglas. Diese Außenhülle bestand aber keineswegs aus Glas, Kunststoff oder etwas Ähnlichem, sondern aus einer rätselhaften Energieform. Das Innere der Blase wiederum war von einem Schneegestöber-Effekt erfüllt, bei dem es sich wahrscheinlich um die optisch sichtbare Nebenwirkung eines unbekannten hyperphysikalischen Phänomens handelte.
 
Durch das unbekannte Medium hinter der Barriere trieb ein Wesen, das auf den ersten Blick einer übergroßen Qualle glich. Der gallertartige Organismus war zehn bis zwölf Meter groß und schien hauptsächlich aus Flüssigkeit zu bestehen. Unterhalb der schirmartigen Gestalt gab es einen langen, stielähnlichen Auswuchs sowie ein halbes Dutzend kaum kürzerer Tentakel. In der Körpermitte befand sich ein dunkler Kern, vielleicht ein Nervenzentrum oder das Gehirn des Wesens. Rhodan war sich seinerzeit nicht sicher, ob der Weltweise tatsächlich einen Körper hatte, der ihn an eine Qualle erinnerte, oder ob das nur ein Avatar, ein Sinnbild war, das er ihm vorgaukelte, um ihn nicht zu überfordern.
 
Rhodan erfuhr in der Vergangenheit, dass der Weltweise von Azdun mehr als zehn Millionen Jahre früher bei der Errichtung einer Negasphäre an einem fernen Ort in einem fernen Universum entstanden war. Seither war er in seiner »Weltkugel« mit der Neganen Stadt unterwegs. Für ihn war alles zugleich und überall zugleich - denn er trieb nicht durch ein Schneegestöber in einer energetischen Blase, sondern letztlich mit seinen mentalen Sinnen und dem übergeordneten Wahrnehmungsvermögen durch den Kosmos selbst, durch Zeiten und Galaxien, wie es ihm beliebte, sodass die Umschreibung Weltkugel vollauf berechtigt war. Der Weltweise von Azdun konnte eigener Aussage zufolge überall und zu jeder Zeit sein, und sein körperlicher Standort sei dabei nicht von großem Belang. Vergleiche hinken bekanntlich - aber Ähnlichkeiten zu den Fähigkeiten Harnos wie auch denen eines Zeroträumers können zumindest nicht ausgeschlossen werden. Zweifellos handelt es sich um eine paranormale Art der »Fernwahrnehmung«, die deutlich über
die normalen Leistungen eines Körpers hinausgeht, sei dieser noch so fremdartig wie im Fall der »Qualle«.
 
Anfangs hatten die Herren der Neganen Stadt jedenfalls gehofft, so der Weltweise Rhodan gegenüber, ihn als eine Art mentales Fernrohr oder gar Fernortungssystem benutzen zu können. Aber Aufschlüsse dieser konkreten Art konnte er nicht liefern (PR 2447). In den inzwischen vergangenen Jahrmillionen wuchs der Weltweise zur Vorstufe einer höheren Wesenheit heran. Keineswegs eine mit allzu großer mentaler Stärke - verglichen mit anderen Geist- oder gar Kollektivwesen aber immerhin mit dem Wissen aus nunmehr mehr als dreißig Millionen Jahren versehen sowie der zweifelhaften Auszeichnung bedacht, ein »Vertrauter« des Chaotarchen Xrayn gewesen zu sein. Diese »Gespräche« fanden bestenfalls alle paar Jahrtausende statt und waren Höhepunkte in der Existenz des Weltweisen, weil sie ihn aus dem Dämmer des Alles-zugleich-überallzugleich rissen. Der Weltweise zeigte Rhodan sogar ein »Abbild« Xrayns. eine monströse psionisch aufgeladene Gestalt in Form einer dampfenden veränderlichen Schimäre, die in langsamen Metamorphosen, ins Riesenhafte vergrößert, die äußeren Merkmale humanoider und reptiloider Wesen durchlief.
 
Wie im vorliegenden Roman weiter zu erfahren ist, gibt es mit Isokrain dem Kosmitter einen geheimen Symbionten des Weltweisen. Der rund 2,50 Meter große lnsektoide stammt aus dem Volk der Insk-Karew und gehörte zum Bruderstand der Kosmitter, einer Organisation, die seinerzeit (und immer noch?) in vielen Galaxien im Auftrag von Mächtigen oder Rittern der Tiefe als Kundschafter tätig war. Isokrain kann jederzeit in Form einer materiellen Projektionsmatrix außerhalb der Weltkugel zum Einsatz kommen. Dieser Aktionskörper wird dann mit der alten Persönlichkeit des Kosmitters ausgestattet.
 
Die befruchtende Symbiose mit Isokrain gestattete dem Weltweisen von Azdun eine Entfaltung des Geistes - die auf direktem Weg auf eine körperlose, vergeistigte Existenz hinführte. Genauer. hätte führen sollen, denn der Weltweise sehnt den körperlichen Tod herbei, um die Transformation zur höheren Wesenheit einleiten zu können. Aber ohne eine Vernichtung des »Quallenkörpers« ist diese zum WELTWEISEN nicht zu erreichen …


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