Angewandte Halbraum-Technologie (I)


Kommentarnummer: 1558

Heftnummer: 2434

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

            



Tarquina ist die zentrale Wohnwelt der Cypron, da ihre eigentliche Heimat, Cyprona, vor rund 650 Jahren von der Terminalen Kolonne TRAITOR vernichtet wurde. Tarquina wird auch die »Tauchende Welt« genannt, weil der Planet in eine bewegliche Halbraumblase eingekapselt ist. Wie ein Taucher entschwindet sie von der sichtbaren »Oberfläche« der Galaxis Tare-Scharm, ohne entmaterialisiert zu werden - und befindet sich stattdessen in einem eigenen Miniaturuniversum. Ausgedehnte Anlagen im Weltall über den Polen dienen der Projektion und Aufrechterhaltung der Halbraumblase, die einen Durchmesser von rund 89.000 Kilometern erreicht. Ihre »Begrenzung« zeigt sich als düsterrotes Glimmen, von schwarzen Schemen überzogen, die wolkengleich dahinziehen. Mehr über diese Welt und das, was Perry Rhodan dort erlebt und erfährt, schildern der vorliegende und der kommende Roman. Wir wenden uns an dieser Stelle der eingesetzten Technik zu, da sich wieder einmal zeigt - sogar in der 20 Millionen Jahre entfernten Vergangenheit -, dass die sogenannte Halbraum-Technologie bei Weitem nicht nur mit Lineartriebwerken ausgeschöpft war und ist.
 
Es gab eine Zeit, da galt die Halbraum-Technologie als neues »Nonplusultra.« Es war die Zeit eines Professor Doktor Arno Hieronymus Kalup, die Epoche der ersten terranischen Lineartriebwerke und der späteren HÜ- Schirme. Und es gab eine Zeit, da galt die Halbraum- Technologie eher als überholt, primitiv und zum »alten Eisen« gehörend. Es war die Zeit eines Payne Hamiller, eines Sato Ambush und anderer, die Zeit forcierter Paratron- und Grigoroff-Technologie, die Epoche von Metagrav-Triebwerken und vielfach gestaffelten Paratronschirmen.
 
Aber schon vor den Umwälzungen, die mit dem Hyperimpedanz-Schock von 1331 NGZ verbunden waren, hatte sich immer wieder gezeigt, dass die Möglichkeiten der Halbraum-Technologie längst noch nicht konsequent bis zu ihrem Ende ausgereizt wurden. Eine Einschätzung, die seither immer wieder eher bestätigt als widerlegt wurde und erneut beweist, dass es selten angebracht ist, das »Kind mit dem Bade« auszuschütten. Nicht zuletzt die Stoßimpuls-Generator-Plattform ZEUT-80 hat bewiesen - angesichts Sonnenzapfung, Situationstransmitter und einer auf Halbraumniveau angesiedelten Hyperkavitation -, dass auch und gerade mit Halbraum-Technologie der erhöhten Hyperimpedanz recht wirkungsvoll »ein Schnippchen« geschlagen werden kann. Es war seinerzeit Atlan, der am 24.April 2042 an Bord der DRUSUS die grundsätzlichen Erklärungen zum Halbraumeffekt der Kunstwelt Wanderer lieferte, auf denen später Professor Kalup aufbaute. Das Einstein-Kontinuum ist ein unanschauliches Gebilde, der Hyperraum ist es noch in weitaus stärkerem Maße. Wie könnte dann die Kreuzung zwischen beiden, der Halbraum, etwas anderes sein ?
 
Machen wir uns ein Modell. Stellen wir uns den Hyperraum als ein Gebilde vor, das um ein fünfdimensionales Achsenkreuz aufgespannt ist. Versetzen wir dieses Gebilde in Drehung und messen der einen Hälfte der fünfdimensionalen Kugel, die als Rotationsfigur dabei entsteht, eine höchst merkwürdige Eigenschaft bei. Sie verzerrt die Achsen, die sich jeweils in ihr befinden. Sie verkürzt sie, und zwar ist das Maß der Verkürzung eine stetige Funktion der Rotationsgeschwindigkeit. Beim Eintritt in die verzerrende Kugelhälfte hat die Achse noch ihre ursprüngliche Länge, dann beginnt sie, sich zu verkürzen. In dem Augenblick, in dem sie die Hälfte des Weges durch die verzerrende Kugelhälfte zurückgelegt hat, ist die Achse völlig verschwunden. Danach beginnt sie wieder zu wachsen, und in der Sekunde, in der sie aus der verzerrenden Halbkugel austritt, hat sie ihre ursprüngliche Größe wiedererlangt. Da es sich um eine Halbkugel handelt und das Koordinatengerüst des Hyperraums aus fünf Achsen besteht, sind an der Verzerrung in jedem Augenblick zwei oder drei Achsen beteiligt, niemals mehr und niemals weniger.
 
… Da Wanderer in keinem Augenblick sichtbar ist, andererseits aber, nach den Signalen zu urteilen, die die Station Strukturtaster fortwährend empfängt, niemals völlig dem Hyperraum angehört, muss die fünfte, also die j-Achse, sich in einem Zustand dauernder Verzerrung befinden, ohne jemals ihre volle Länge zu erreichen und ohne jemals ganz zu verschwinden. Denn erreichte sie ihre volle Länge, befände sich Wanderer vollständig im Hyperraum, und die Taster würden keine Signale mehrempfangen. Verschwände sie jemals ganz, dann würde Wanderer im selben Augenblick auf den Bildschirmen auftauchen, denn ein Verschwinden der j-Achse bedeutet Rückkehr ins Einstein-Universum … (PR 69)


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