| Dunkle Obelisken ? |
Kommentarnummer: 1442 Heftnummer: 2318 Erschienen: 01.01.1970 |
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Der Aufmarsch der Terminalen Kolonne ist in eine neue Phase getreten. Auf Befehl des Dualen Kapitäns werden Dunkle Obelisken in Position gebracht. Beim Anflug mit konventionellen Ortergeräten nicht erfassbar, strahlen sie intensiv im UHF-Bereich. Eine Stofflichkeit kann zunächst nicht nachgewiesen werden, das optisch sichtbare Bild ist das eines stiftartigen Schattens, der dann zum 235 Meter hohen Obelisken wird und ultrahochfrequente Peilimpulse abstrahlt. Über die wahre Natur und Aufgabe lässt sich noch nichts sagen, aber es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei den Obelisken - wie bei anderen Mitteln der Chaosmächte ebenfalls - Spuren des so genannten Elements der Finsternis zum Einsatz kommen. Was das unter Umständen zu bedeuten hat, soll nachfolgendes Zitat aus ATLAN-Buch 16 verdeutlichen. Eine Kernlegende des Wächterordens besagte, als Prophezeiung formuliert, dass alle Sterne erlöschen würden, sobald der letzte Ritter der Tiefe nicht mehr am Leben wäre. Armadan von Harpoon hatte diese Aussage lange Zeit für übertrieben gehalten und als verbrämte Mär eingeschätzt, deren tieferer Sinn verborgen blieb. Seit er aber gegen den Dekalog der Elemente gekämpft hatte, ein dem Wächterorden vergleichbares Pedant der Chaotischen Mächte, glaubte er zu wissen , was sich wirklich hinter der Legende verbarg. Der Dekalog war älter noch als der Wächterorden und seine einzelnen Elemente keineswegs statisch, da sich ihre Zusammensetzung einschließlich des Elements der Lenkung im Verlauf der Jahrtausende änderte. Am meisten gefürchtet war hierbei das Element der Finsternis, und obwohl Armadan von Harpoon nur dessen Ausläufer zu Gesicht bekommen hatte, ahnte er seither, was passieren würde, sollten die Ritter der Tiefe die kosmische Auseinandersetzung verlieren, so dass die Mächte des Chaos die Oberhand gewannen. Denn dann würde alles so werden wie das Element der Finsternis.
Es manifestierte sich als Phänomen, das sämtliche Strahlung absorbierte - ob nun normal- oder hyperenergetischer Natur. Alles Licht erlosch, alle Wärmestrahlung wurde verschluckt, jeder Funkimpuls aufgesaugt. Wo diese Finsternis einkehrte, wurde es Nacht. Und in dieser dunkelsten aller vorstellbaren Nächte geschahen Dinge; im Schutz der allumfassenden Dunkelheit ging irgendetwas auf Jagd. Die Gefährlichkeit der Finsternis war ultimat - sie entstammte der kaum messbaren Zeitspanne, da das Universum wild und zügellos war, der Zeit vor dem Schöpfungsprogramm, vor dem Entstehen erster geordneter Strukturen. In diesem Abschnitt der Unschärfe beim Urknall gab es weder Leben noch Tod, weder Ordnung noch Chaos; es gab nur pures Sein in der Grenzenlosigkeit kosmischer Wildnis. Diese totale Finsternis stellte quasi den Urzustand des Universums dar, war der mathematische Punkt, in dem die Gesamtmasse konzentriert war; ein Punkt ohne räumliche Ausdehnung oder zeitliche Dauer, ein Zustand, als die schützende Hüllfunktion der Tiefe noch nicht existierte. In dieser Finsternis gab es kein Wo, kein Wann; Raum und Zeit waren zu sinnlosen Begriffen reduziert. Mit der Ausprägung des kosmischen Schöpfungsprogramms in Gestalt der Kosmonukleotide des Moralischen Kodes wurde diese Finsternis ausgelöscht, doch nicht wirklich beseitigt, denn unter der Oberfläche, verborgen in den Bereichen quantenmechanischer Unschärfe, existierte sie mit ungebrochener Vitalität fort. Jederzeit konnte, wenn das Schöpfungsprogramm beschädigt oder außer Kraft gesetzt und die Tiefe verletzt wurde, diese Finsternis wieder durchbrechen - und dieser Tag musste der finsterste Tag für alle Bewohner des Standarduniversums sein.
Abgrundtiefes Schaudern suchte den Ritter der Tiefe heim, ohne dass sich die Erinnerungen verdrängen ließen. Er hatte seinerzeit das unsagbare Fremde in der Finsternis umherschleichen gefühlt und es unbewusst personifiziert, obwohl es vermutlich nur Kräfte waren, die diesem besonderen Zustand entsprangen. Vielleicht handelte es sich auch um archetypische Widerspiegelungen aus seinem Inneren, verdrängte und vergessene Atavismen, die dann hervorbrechen konnten, wenn allein die Finsternis da war, die dieses Zustandes von Nicht-Raum und Nicht-Zeit bedurften, um wirklich zu werden, da sie dann zum Kern aller Beachtung heranwuchsen …
Armadan hatte sich nur durch rasche Flucht dem Angriff des Elements der Finsternis entziehen können. Seither wusste er, dass die Reduzierung der vertrauten Raumzeit auf diese Dunkelheit nie überhand nehmen durfte, denn in ihr lauerten Kräfte, die einen Punkt erreichen konnten, von dem an es kein Zurück mehr gab ...
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