Der Galornenanzug (I)


Kommentarnummer: 1165

Heftnummer: 2041

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

Galornenanzug    

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

2041

Weitere Teile:

2042            



Nach den Ereignissen in der Galaxis Plantagoo erhielt Perry Rhodan von Kaif Chiriatha, der inzwischen umgekommenen Thoregon-Botin der Galornen, einen speziell auf menschliche Bedürfnisse zugeschnittenen Anzug. Er war nach dem Vorbild eines terranischen SERUNS gefertigt worden und weist somit die SERUN-typischen Charakteristiken und Leistungsparameter auf - also die eines »semireconstituent recycling unit« in Verbindung mit der Rechnerkapazitiät eines Pikosyn galornischer Fertigung, der der Steuerung und Kontrolle der integrierten Mikroaggregate dient. Äußerlich kaum sichtbar, ist der Anzug im wahrsten Sinne des Wortes »vollgestopft« mit hochwertiger, komplett mikro- bis nanominiaturisierter Galornen-Technik, die dem Niveau der Milchstraße etwa um 200 Jahre voraus ist. Da der »Galornenanzug« auf Rhodans Individualschwingungen justiert wurde, ist dieser als einzige Person überhaupt zur Benutzung berechtigt - die Berührung durch einen Fremden gleicht einem Überspringen elektrischer Spannung; ein Effekt, der sich bis ins Unerträgliche steigern kann, sofern das unbefugte Tragen des Anzugs durch einen Dritten versucht würde. Es handelt sich bei ihm um ein exakt auf Perry Rhodan zugeschnittenes Unikat, dessen Vorteil es auch ist, nicht von den in der Milchstraße grassierenden KorraVir-Varianten beeinflußt zu werden.
 
Auf dem linken Oberarm ist das weiße Symbol einer Spiralgalaxis in der Thoregon-Sechseckwabe zu sehen, auf der rechten Brustseite befindet sich ein zentimeterdickes, an eine Buddha-Figur von etwa zehn Zentimetern Höhe erinnerndes Relief - es handelt sich um Moo, ein durch den akustischen oder Gedankenbefehl: »Moo! Aktiv-Modus!« aktivierbares Zwitterwesen, das laut eigener Aussage halb lebendiger, halb robotischer Natur ist. Das Äußere des Anzugs erinnert auf den ersten Blick an eine Metall-Legierung. Er besteht aus dunkelblauem, schimmerndem Stoff, der erst unter dem Mikroskop seine Oberflächen-Feinstruktur in Form metallischer Minischuppen offenbart. Für Perry Rhodan fühlt er sich sehr angenehm an, fast wie Seide, obwohl es sich bei dem Verbundmaterial um ein mehrlagiges, synthoplastisches Kompositmetallnetz mit Polymer- und Biosynthetikeinlagerung und -innenbeschichtung handelt, das leicht und trotz seiner geringen Dicke von eben mal einem Millimeter überaus widerstandsfähig, reißfest und vakuumdicht ist.
 
Schutz- und Isolationslagen gehören ebenso zum Innenaufbau des Anzuggewebes wie Mikrokanäle des Heiz-, Kühl- und Belüftungssystems sowie jene zur Sammlung und Weiterleitung der diversen Ausscheidungsprodukte von Haut und Körper. Zehntausende Mikrokammern beinhalten dezentralisierte Depots für bakterienkleine Nanoroboter, die in die vielfältigen Funktionsprozesse eingebunden sind oder sie überhaupt erst ermöglichen und auch als Kernbestandteil des ausgeprägten Selbstreparaturmechanismus angesehen werden müssen, der von der Notabdichtung bei eventuellen Lecks bis zur Wiederherstellung schadhafter Mikroaggregate reicht. Neben den »festprogrammierten« Basiseinheiten gibt es solche, die den jeweiligen Soll-Anforderungen angepaßt werden können. Darüber hinaus lassen sich in einer Reihe von »Nanofabriken« bei Bedarf solche von ganz spezifischer Struktur und Aufgabe herstellen - quasi ein pseudolebendiger Produktionsprozeß, der in gewisser Weise analog dem von weißen Blutkörperchen oder vergleichbaren Antikörpern im menschlichen Organismus zu sehen ist.
 
Ihre Steuerung und Kontrolle erfolgen über den anzugeigenen Pikosyn auf einer Perry Rhodan weitgehend unzugänglichen »unbewußten« Ebene. Nur in Ausnahmefällen kommt es zu einer direkten Interaktion, wobei auch hier der Pikosyn die Schnittstelle darstellt - also Auskünfte gibt, detaillierte Befehle entgegennimmt oder Alternativvorschläge unterbreitet. Eine nahezu perfekte schmutzabweisende Wirkung wird durch eine Oberflächenaufrauhung im Mikrobereich erzielt; hierbei kommt es zu der Ausnutzung eines Phänomens, das der terranischen Wissenschaft als »Lotos-Effekt« bekannt ist - die winzigen Zacken bedingen, daß jede Art von Verschmutzung quasi von alleine abrinnt, selbst wenn es sich um aschedurchsetzten zähen Honig handelt. Bei Bedarf erlangt der Anzug panzergleiche Festigkeit oder kann sogar kraftverstärkend wirksam werden: In das Anzuguntergewebe sind haardünne spaghettiähnliche Polymergel-Spiralfasern eingewebt, ein kontraktionsfähiges Material, das einerseits muskelkraftverstärkend auf motorische Nervenimpulse anspricht, andererseits »smarte« Bindegewebseigenschaften wie beispielsweise bei Seegurkenhaut simuliert, die im beliebigen Wechsel von weich zu hartem Außenpanzer variieren kann. In Verbindung mit den metallischen Minischuppen und ihrer Kristallfeldintensivierung zur Kohäsionsverstärkung ist es ein Schutzfaktor, der bei tragbaren Kombinationen schwer überboten werden kann.
 
In Masse und Struktur entspricht das Kleidungsstück dennoch eher einem Overall oder einer Leder-Vollkombination mit Stiefeln und Handschuhen, welche eine raumfest-hermetische Verbindung mit dem übrigen Anzug eingehen, von diesem aber auch getrennt und somit ausgezogen werden können. In die Handschuhe eingearbeitete Mento-Rezeptoren, deren Wirkung vor allem auf Effekthärchen beruht, wie sie auch von vielen Insektenarten her bekannt ist, vermitteln Handballen und Fingern eine realistische Berührungsempfindlichkeit bis zu einem Schwellenwert im Sinne einer »Schmerzgrenze«, die allerdings in ihrer Feinabstimmung selbstverständlich regelbar ist. Wie Handschuhe und Stiefel kann auch der aus silbrigbläulichem Flexometall bestehende handbreite Gürtel und der in Hufeisenform den Halsbereich umgebende schwarze Kragen separat abgenommen werden.
 
Fortsetzung im nächsten PRK


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