Heiligt der Zweck die Mittel ?


Kommentarnummer: 1115

Heftnummer: 1991

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

            



Es ist schon schlimm genug, wenn religiöse Eiferer in eine andere Galaxis einfallen und, von ihrem Glauben durchdrungen, an Dingen wie dem Sonnentresor manipulieren, dessen Inhalt nichts mit ihrer Religion zu tun hat, sondern eine gewaltige Gefahr wie die Guan a Var birgt. Daß Shabazza sein aufhetzendes Händchen im Spiel hatte, hat hierbei eher untergeordnete Bedeutung, denn inzwischen nimmt die Auseinandersetzung eine neue Dimension an. Solange es »nur« um den Sonnentresor ging, bestand für die Bewohner Chearths zwar die von ihm respektive den Sonnenwürmern ausgehende Bedrohung, doch die 200.000 Raumschiffe der Algioten waren »zielorientiert gebunden«. Diese Lage hat sich geändert, seit der machthungrige Dro ga Dremm die Gunst der Stunde nutzte und das Kommando übernahm. Hier haben wir es nun mit einem totalen, uneinsichtigen Fanatiker zu tun, der seinen Willen ohne jede Rücksicht auf Verluste durchsetzt - in seinem Größenwahn will er ganz Chearth erobern und zur tazolischen Religion bekehren. Damit ist eine »neue Qualität« der Auseinandersetzung erreicht, denn von einer »Zwangsmissionierung« halten die Gharrer, Wlatschiden und wie sie alle heißen erst recht nichts. Kein Wunder also, daß man sich Gedanken darüber macht, wie das Problem am schnellsten und effektivsten gelöst werden könnte. Für Atlan, Icho Tolot und die übrigen Galaktiker, auch für Ganzetta und seine Wlatschiden, gibt es eigentlich keine lange Diskussion über die ethische Seite.
 
Sie sehen sich als Verteidiger, es geht um die Abwehr einer Invasion, und mit fanatischen Extremisten gibt es kein Verhandeln - diese Versuche, namentlich über Vil an Desch, sind allesamt gescheitert. Jetzt heißt es handeln, und wenn sich mit der Öffnung der »versiegelten« Gomrabianischen Hyperraumhügel eine »elegante«, für die eigene Seite mit möglichst wenig Verlusten verbundene Möglichkeit eröffnet, muß diese genutzt werden. Daß hier über den Tod von Abermillionen gesprochen wird, ist naturgemäß die Kehrseite der Medaille, doch für übermäßige Skrupel ist wenig Platz - die Algioten unter Dro ga Dremm kennen solches ebenfalls nicht! Chearther werden zur tazolischen Religion »umgedreht«, immenses Leid und Schmerz und Tod stehen bereit, ungezählte Opfer werden zu beklagen sein! Militärische Logik, auch Zweckmäßigkeit genannt, ist immer inhuman - dieser Ausspruch stammt von Atlan; er trifft für die Situation in vollem Maß zu. Angesichts der Entwicklung beim Sonnentresor und ihrer dramatischen Zuspitzung kann man sich nicht noch lange mit den Algioten herumschlagen; also hinein mit ihnen in den »Abgrund der Hyperraumhügel« …
 
Deshalb läßt sich Mhogena schließlich gegen seine eigene Überzeugung überreden und stimmt Atlans Plan zu; das Leben der Chearth>Völker muß Vorrang vor dem Schicksal fremder, grausamer, fanatischer Invasoren haben. Doch diese Rechnung wurde ohne Mhogenas Gewissen gemacht. Es ist eines, am grünen Tisch eines Planungsstabes etwas zu beschließen, aber etwas anderes, genau diesen Beschluß dann in höchst eigener Person in die Tat umzusetzen! Bezogen auf die normaluniverselle Umgebung der Galaxis Chearth handelt es sich bei den Gomrabianischen Hyperraumhügeln um einen Bereich, der hinsichtlich des »Lockruf-Einflusses« rund fünfzig Lichtjahre Durchmesser erreicht, im Kern der eigentlichen »Hügel«-Phänomene jedoch auf etwa zehn Lichtjahre beschränkt ist.
 
Quasi als »Rand« lassen sich die extremen, amplitudenartig dargestellten Verzerrungen anmessen. Beim »Siegel« der Meister des Grauen Sandes haben wir es mit einem »paranormalen Verschluß« zu tun, der vor allem der Abschwächung des Lockrufes dient; es wurde seinerzeit also weniger das Phänomen an sich unzugänglich gemacht, als vielmehr seine Gefahr durch die hypnotische Verlockung »versiegelt«. Normalerweise sind für die Aufhebung beziehungsweise Erzeugung dieses »Siegels« viele Meister des Grauen Sandes notwendig. Damit Mhogena dieses Aufgabe alleine bewerkstelligen kann, bedarf es der Hilfe der Haluter: Da diese sich auf dem Hinflug nach Chearth im Rahmen des Yaronag-Baus ohnehin mit künstlicher UHF-Erzeugung beschäftigen mußten, stehen als »Abfallprodukt« Projektoren und Transformer zur Verfügung, die zumindest unmoduliert-ungerichtete UHF-Emissionen erzeugen können - und diese tangieren auch das Spektralband des »Paranormalen« Mhogena kommt demnach die Aufgabe eines Katalysators zu, und nur deshalb kann er als Einzelner die Aufgabe wahrnehmen: Er nimmt die von den Halutern erzeugte UHF-Emissionen auf und benutzt seine Gabe der Psi-Reflexion, um ihnen ein spezifisches Muster aufzuprägen. Das »Siegel« wird gelöst, die Algioten stürzen sich zu Tausenden ins »Tiefe Tal« ... Das mitansehen zu müssen, geplagt von der eindringlichen Stimme seines Schattenbruders, des Totlings, der sich nach langer Zeit erstmals wieder meldet, verbunden mit dem Gestank des Todes, dieser durchdringenden, beißenden Ausdünstung - Mhogena droht zu zerbrechen, Schuldgefühle und Gewissenskonflikte steigern sich bis zum Unerträglichen, und er schließt mit letzter Kraft das »Siegel«. Aber mehr als 10.000 Raumschiffe der Algioten sind ins Nirgendwo verschwunden. Es bleibt abzuwarten, ob der fünfte Bote Thoregons sich von diesem traumatischen Erlebnis nochmals erholt. Zu wünschen wäre es ...
 
Apropos 1991:
Mit der »Operation Wüstensturm« beginnt der Golfkrieg zur Befreiung Kuwaits von der irakischen Besatzung, Israel wird mit Scud-Raketen beschossen, Kuwaits Ölquellen werden von den Irakern angezündet; der Warschauer Pakt wird aufgelöst, der Zusammenschluß zur Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) zur Auflösung der Sowjetunion und der Absetzung Präsident Gorbatschows; in Jugoslawien beginnt der Bürgerkrieg; Film des Jahres ist »J.F.K - Tatort Dallas«; Hit des Jahres »Wind of Change«


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