Atlan - Sonderbeitrag
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Bordrechner (II) - Der Autopilot

von Kurt Mahr

Autopiloten sind heutzutage in See- und Luftfahrt schon weit verbreitet. Der Autopilot, der das rhodan'sche Raumschiff steuert, wird sich jedoch von den heute gebräuchlichen Geräten wohltuend unterscheiden. Er besitzt eine vorprogrammierte Intelligenz. In Situationen, die nicht vorausgesehen werden konnten, wendet er sich nicht an den Kommandanten des Schiffes, sondern an den Bordrechner und erbittet von ihm Unterlagen, sprich Verhaltensmuster, die ihm behilflich sind, die vorliegenden Schwierigkeiten zu umgehen oder zu überwinden. Dem Autopiloten muß bei Start der zu fliegende Kurs nicht vorgegeben werden. Er braucht nur die Koordinaten des Zielortes, dann wendet er sich an den Rechner und erbittet von ihm Angaben über den zu fliegenden Kurs, die Linearflugstrecke, die anzuwendende Beschleunigung, und so weiter. Er überprüft automatisch den Treibstoff, da er sich den gesamten Treibstoffbedarf aus den vom Rechner ermittelten Kursdaten errechnet hat. Ist die vorhandene Treibstoffmenge unzureichend oder auch nur zu knapp, gibt er Alarm an den Rechner, der von sich aus entscheiden muß, ob der Fall unkritisch ist und ohne Alarmierung des Bordpersonals gelöst werden kann oder ob der Kommandant oder sonst ein Verantwortlicher benachrichtigt und um eine Entscheidung gebeten werden muß.

Der Autopilot ist im Vergleich zum Hauptbordrechner ein vergleichsweise "dummes" Gerät. Er besitzt nur geringe Kenntnisse, jedoch eine hohe Rechenkapazität. Sieht er sich vor ein Problem gestellt, das er nicht aus eigener Kraft lösen kann, so wendet er sich stets an den Hauptrechner, der wiederum die gewünschte Information von einem der Online-Speicher holt und sie dem Autopiloten zur Verfügung stellt. Aus den ermittelten Kursdaten programmiert der Autopilot den Antigrav, so daß dieser den verschiedenen Beschleunigungen entsprechend eingesetzt werden kann. Auch die Aktivierung des Antigravs während des Fluges wird selbsttätig vom Autopiloten vorgenommen.
Noch vor Beginn des Fluges informiert sich der Autopilot aus einem der Online-Speicher über charakteristische Punkte, die während des Fluges berührt werden (solare Leuchtfeuer und ähnliches), und über die Position von Hyperfunk-Relais. Auf diese Weise verschafft er sich Bezugspunkte, anhand deren er während des Fluges die Richtigkeit des eingeschlagenen Kurses überprüfen kann, und sorgt gleichzeitig dafür, daß das Schiff den Hyperfunkkontakt mit der Umwelt während der kurzen, eingeschobenen Perioden des Normalfluges nicht verliert.
Während des Fluges wiederum ist der Autopilot verantwortlich für die richtige und reibungslose Ausgabe von Kontroll- und Steuersignalen an die verschiedenen Triebwerk- und Steuerelemente. Es sorgt dafür, daß die im vorraus errechneten Kursdaten auch wirklich erreicht werden, indem er die Tätigkeit der Triebwerke und Steuerorgane laufend überprüft und Schubwerte, Vektoreinstellung, usw. mit den vorgegebenen Werten vergleicht. Im Falle von Abweichungen sorgt er dafür, daß sie durch entsprechende Änderung der Triebwerks- und Steuertätigkeit zum Verschwinden gebracht werden. Über seine Tätigkeit vor und nach dem Flug sowie während des Fluges führt der Autopilot genau Buch. Jeder individuelle Rechen- und Kontrollprozeß wird aufgezeichnet und auf einem der Online-Speicher aufbewahrt. Überdies ist der Autopilot durch die verantwortlichen Offiziere des Schiffes jederzeit abfragbar.

Kommandant und Offiziere haben an ihren Arbeitsplätzen mit Bildschirmen und akustischen Servos ausgestattete Konsolen, über die sie jederzeit mit dem Autopiloten in Verbindung treten und Fragen stellen können. Die Antworten erscheinen als Symbolgruppen auf dem Bildschirm des Terminals. Auch akustische Antworten sind bei bestimmten Autopiloten-Modellen möglich. Eine Umprogrammierung des Autopiloten ist grundsätzlich nicht möglich. Die Gefahr, die durch unsachgemäßes Herumpfuschen an einem der Autopilotprogramme für Fahrzeug und Mannschaft heraufbeschworen würde, ist zu groß.
Es ist jedoch möglich, den Autopiloten aus dem Kontroll- und Steuerkreis auszuschließen und die Lenkung des Raumschiffes auf andere Weise vorzunehmen. Diese Möglichkeit kommt stets dann in Betracht, wenn auf Grund irgendwelcher Gefahren, die einen schnellen Start oder eine sofortige Kursänderung erfordern, die ordnungsgemäße Eingabe von Daten an den Autopiloten nicht erfolgen kann. In diesem Fall übernimmt entweder der zweite Peripherierechner, nämlich das Gerät, das als Gefahrenrechner für den Schutz des Raumschiffes im Falle von Gefahr verantwortlich ist, die Steuerung des Fahrzeuges, oder ein Emotionaut fungiert mit Hilfe seiner SERT-Haube als direkter Pilot.