Nummer: 1 Erschienen: 30.09.2011   Seiten: Innenillus: Preis: 3,90 €

Sternenstaub
Frank Borsch

Zyklus:  

NEO 1 - Vision Terrania - Hefte: 1 - 8 - Handlungszeit: 19.Juni 2036 bis 6.August 2036

Großzyklus:  NEO 01 - Epoche 1 / Hefte: 1 - 100 / Zyklen: / Handlungszeit:
Örtlichkeiten: Terra / Luna / / / /
Zeitraum: 17. bis 27.Juni 2036
ISBN:
EAN 1:
EAN 2:
Ausstattung: 
Anmerkungen: 
Besonderheiten: 
Anlässlich des 5. Weltcon 2011, wurde eine Sonderauflage mit Altarfalz an die Con-Besucher verteilt. Diese enthielt in der Mitte kolorierte Illustrationen der Hauptpersonen von der Künstlerin Marie Sann.
"Rückseite"

Das Jahr 2036: Überbevölkerung, Klimawandel und Terrorismus - die Menschheit steht kurz vor dem Untergang. Zudem steigen die Spannungen zwischen den Machtblöcken. In dieser Lage startet der amerikanische Astronaut Perry Rhodan mit drei Kameraden zum Mond - denn dort geschieht Unheimliches. Mit einer uralten Rakete brechen die vier Astronauten ins Abenteuer ihres Lebens auf. Auf dem Mond treffen sie auf die menschenähnlichen Arkoniden. Rhodan erkennt die Schwäche der Aliens - und er schlägt ihnen einen gewagten Handel vor. Sein Ziel: Er will Frieden für die Menschheit. Sein Preis: Er muss sich gegen alle Regierungen der Welt stellen.

 
Die Hauptpersonen
Perry Rhodan
Reginald Bull
Clark Flipper
Dr. Eric Manoli
Thora
Crest da Zoltral
John Marshall
Sid González
Sue Mirafiore
Allan D.Mercant

Allgemein
Titelbildzeichner: Dirk Schulz  Horst Gotta
Innenilluszeichner:  
 
Inhaltsangabe

Im 21. Jahrhundert hat die Menschheit mit vielen Problemen zu kämpfen. Naturkatastrophen nehmen zu, es kommt zu Missernten, die Rohstoffquellen gehen zur Neige und die politische Weltlage ist im wahrsten Sinne des Wortes explosiv, denn es gibt viele Atommächte, die einander zumindest misstrauisch gegenüberstehen. So plant die Volksrepublik Iran eine neue Offensive gegen den Irak, bei der taktische Nuklearwaffen eingesetzt werden sollen. Würden die Angegriffenen, wie zu befürchten ist, mit einem strategischen Gegenschlag antworten, dann würden die mit den Kontrahenten assoziierten Großmächte in Ost und West in einen globalen Atomkrieg hineingezogen werden. Schlimmer noch als diese Krisen ist die Hoffnungslosigkeit, die sich in allen Teilen der Welt breit macht. Angesichts all dieser Bedrohungen treten idealistische Bemühungen wie die der NASA in den Hintergrund. Der Vorstoß der Menschheit ins All ist das Lebenswerk Lesly Pounders, der als Vater der bemannten Raumfahrt in den USA gilt. Drastische Budgetkürzungen machen ihm jedoch das Leben schwer. Seine letzte Hoffnung ist die STARDUST, ein für den mehrmaligen Gebrauch bestimmtes Raumschiff, das von der (allerdings extrem störanfälligen) NOVA-Rakete ins All gebracht und zur Versorgung der Mondbasis Armstrong Base eingesetzt werden soll. Pounder hofft, Armstrong Base auf diese Weise zur ersten echten Kolonie der Menschheit im Weltraum ausbauen zu können. Sein wichtigster Mann ist Perry Rhodan, bester Testpilot der US Air Force und Kommandant der STARDUST-Mission. Im Mai 2036 bricht der Kontakt mit Armstrong Base ab. Daraufhin startet die STARDUST früher als geplant am 19. Juni zum Mond. Die vierköpfige Besatzung, bestehend aus Rhodan, dessen bestem Freund Reginald Bull, Bordarzt Dr. Eric Manoli und Bordastronom Clark G. Flipper, soll herausfinden, warum sich Armstrong Base nicht mehr meldet. Soweit die offizielle, von Pounder bei einer Pressekonferenz verkündete Version. Die Öffentlichkeit erfährt nicht, was wirklich geschehen ist. Kurz vor dem Abbruch der Funkverbindung hat Armstrong Base ein Bild zur Erde gefunkt, das von einer automatischen Sonde auf der erdabgewandten Seite des Mondes aufgenommen worden ist. Es zeigt ein riesiges kugelförmiges Objekt, das im Inneren eines Kraters steht. Es kann sich nur um das Raumschiff einer außerirdischen Macht handeln! Das wahre Ziel der STARDUST-Mission ist dem Departement of Homeland Security (HS) nicht verborgen geblieben. Allan D. Mercant, Agent dieses Geheimdienstes, treibt sich seit einem Jahr auf dem Raumhafen Nevada Fields herum. Mercant teilt die Ziele der HS jedoch nicht. Deshalb eröffnet er Pounder, dass sich eine Atombombe im Inneren des STARDUST-Bodenfahrzeugs befindet. Damit sollen die möglicherweise feindlich eingestellten Fremden ohne Wissen der Raumfahrer vernichtet werden. Der Tod der STARDUST-Besatung wird in Kauf genommen... Der Start der STARDUST verläuft reibungslos. Die Rakete macht sich auf den langen Weg zum Erdtrabanten. Zu den Beobachtern auf der Zuschauertribüne gehört John Marshall, ehemals Investment-Banker und jetzt Betreiber des Asyls "Pain Shelter" für heimatlose Jugendliche in Houston. Marshall mag Menschenansammlungen eigentlich nicht, denn dort fühlt er sich oft wie überwältigt von den Gefühlen der anderen. Sid, einer seiner Schützlinge, ist jedoch derart begeistert vom Weltraum und allem, was mit Raumfahrt zu tun hat, dass Marshall diese Unannehmlichkeiten auf sich nimmt. Sid wird immer aufgeregter. Als die Rakete abhebt, verschwindet der Junge in einer Lichterscheinung. Kurz nach Marshalls Rückkehr ins Pain Shelter wird Sid von einem HS-Agenten dorthin zurückgebracht. Der Junge ist im gesperrten Bereich der Nevada Fields aufgegriffen worden. Niemand kann sich erklären, wie es ihm gelungen ist, die strengen Sicherheitseinrichtungen zu überwinden. Marshall hat allerdings andere Sorgen. Von Sharon Tierney, seiner Geliebten und Verwalterin der Stiftung "Human Health Foundation", die das Pain Shelter betreibt, erfährt er, dass die Insolvenz droht. Marshall hat das Geld der Stiftung zwar gut angelegt, aber die Börsen sind weltweit auf Talfahrt, und so kann die in neun Tagen fällige nächste Rate für das Asyl - mehr als 20.000 Dollar - nicht mehr aufgebracht werden. Als Sid hiervon erfährt, verschwindet er erneut. Inzwischen ist die STARDUST in den Mondorbit eingeschwenkt. Bevor das Schiff in den Schatten des Mondes eintritt, so dass die Funkverbindung zur Erde abbricht, erhält Rhodan von Pounder eine versteckte Warnung. Der Landeanflug gerät fast zur Katastrophe. Ein unbekannter Einfluss legt die Computersteuerung lahm. Rhodan landet das Schiff manuell auf der erdabgewandten Seite des Mondes. Ein erneuter Start ist unmöglich, zumal nicht genug Treibstoff vorhanden ist. Rhodan und Bull begeben sich mit dem Bodenfahrzeug zur Quelle des Fremdeinflusses - es ist das fremde Raumschiff. Bull ist überwältigt vom Anblick der fast 500 Meter durchmessenden Kugel. Für Rhodan ist jedoch klar, dass die Fremden trotz ihrer weit überlegenen Technik keine Götter sind, denn das Raumschiff ist offensichtlich abgestürzt und kann ebenso wenig vom Mond entkommen wie die STARDUST. Rhodan, der Pounders Warnung verstanden hat, vernichtet das Bodenfahrzeug. Dann geht er auf das Kugelschiff zu, obwohl er erkannt hat, dass es in einen Energieschutzschirm gehüllt ist, der ihn bei Berührung töten würde. Die Fremden beweisen, dass sie keine gewissenlosen Ungeheuer sind, indem sie den Schirm deaktivieren, bevor Rhodan ihn erreicht. Rhodan und Bull werden an Bord geholt. Sie werden von Crest begrüßt, einem alten Mann aus dem Volk der Arkoniden. Crest unterscheidet sich bis auf unwesentliche Kleinigkeiten nicht von einem ganz normalen Menschen. Crest führt Rhodan und Bull durch das gewaltige Schiff namens AETRON. Die Menschen erfahren einiges über die Außerirdischen - zum Beispiel, dass keineswegs alle Arkoniden so aktiv sind wie Crest. Fast die gesamte Besatzung ist der Lethargie verfallen und beschäftigt sich mit unverständlichen Fiktivspielen. Nur Crest und Thora, die Kommandantin der AETRON, unterliegen dieser Dekadenz noch nicht. Thora betrachtet die Menschen jedoch im Gegensatz zu Crest als Tiere, bestenfalls als Barbaren, mit denen Arkoniden sich nicht abgeben dürfen. Rhodan und Bull werden eingesperrt. Bevor Bull eine Dummheit machen kann, indem er versucht, die Tür mit Plastiksprengstoff zu öffnen, beschließt Thora, die beiden auszusetzen. Das wäre gleichbedeutend mit ihrem sicheren Tod. Rhodan hat jedoch erkannt, dass Crest an Leukämie erkrankt ist und mit den Mitteln der AETRON anscheinend nicht geheilt werden kann. Er bietet ihm Hilfe an; Dr. Manoli soll den Arkoniden untersuchen. Crest willigt ein, und so wird die gesamte STARDUST - mitsamt Manoli und Flipper - in einen Hangar der AETRON geholt. Manoli bestätigt Rhodans Diagnose. Es gibt ein Heilmittel, aber das ist nur auf der Erde verfügbar. Dort spitzt sich die Lage allmählich zu. Mercant nimmt Kontakt mit zwei befreundeten Agenten Chinas und Großrusslands auf, die ähnlich eingestellt sind wie er, und teilt sein Wissen über die Geschehnisse auf dem Mond mit ihnen. Allen ist klar, dass die überlegene Technologie der Außerirdischen nicht nur einer einzigen Nation in die Hände fallen darf. Ein Krieg wäre dann unausweichlich. Die drei Agenten beginnen damit, Nukleardepots und Raketenabwehreinrichtungen ihrer jeweiligen Länder zu sabotieren. Ihre Machenschaften fliegen schon nach drei Tagen auf. Mercant wird auf dem Raumhafengelände inhaftiert. Pounder, der genau über Mercants Aktionen im Bilde ist und seine Motive teilt, ermöglicht dem Agenten die Flucht und verschafft ihm eine neue Identität. Ein gewisser Homer G. Adams, CEO der General Cosmic Company, nimmt an einer Touristenführung im Pain Shelter teil. Er überreicht Marshall einen Scheck über genau jene Summe, die der Stiftung für den Weiterbetrieb der Einrichtung fehlt und will sogar den Ausbau des Heims finanzieren. Adams stellt nur eine Forderung: Das Pain Shelter soll in Zukunft besonderen Menschen Zuflucht gewähren, die von Adams ausgewählt werden. Marshall stimmt zu. Jetzt erst erfährt er, dass Sid wegen Bankraubs gesucht wird. Der Junge ist mitten im Tresorraum eines Geldinstituts erschienen. Obwohl es ihm nicht gelungen ist, etwas zu entwenden, wird das Pain Shelter von Polizeikräften belagert. Zwei von Marshalls älteren Schützlingen glauben, der Einsatz gelte ihnen, und erschießen eine Polizistin. Marshall spürt ihren Tod, als ob es sein eigener sei. Er und eines der Kinder namens Sue geraten ins Kreuzfeuer. Plötzlich erscheint Sid aus dem Nichts und greift nach Marshall, dem es vorkommt, als werde er von einer Welle grellen Lichts davongetragen. Die reparierte STARDUST kehrt zur Erde zurück. Crest ist mit an Bord, wie für die ganze Welt erkennbar wird, als sich Rhodan per Bildfunk bei Pounder meldet. Rhodan denkt allerdings nicht daran, auf Nevada Fields zu landen. Stattdessen lenkt er die STARDUST zur Wüste Gobi. Raketen werden auf die STARDUST abgefeuert, und obwohl sie mit arkonidischen Aggregaten aufgerüstet wurde, kann sie nicht allen Geschossen ausweichen. In letzter Sekunde erscheint ein 60-Meter-Beiboot der Arkoniden, gesteuert von Thora, und schießt die Raketen ab. Am 27. Juni 2036 steht die STARDUST mitten in der Wüste Gobi. Sie wird durch einen für irdische Waffen undurchdringlichen Energieschirm geschützt. Rhodan entfernt den Aufnäher mit der amerikanischen Flagge von seiner Uniform.

Johannes Kreis

Rezension

Vor fünfzig Jahren startete die Perry Rhodan - Serie mit dem Heftroman Unternehmen Stardust. Seither sind mehr als 2600 Romane erschienen - von Hunderten Taschenbüchern, Heftromanen diverser Ableger-Serien und anderen Publikationen ganz zu schweigen - die eine fortlaufende, noch immer nicht abgeschlossene Geschichte erzählen. In Dutzenden Handlungszyklen, bestehend aus meist 100 Romanen, wird die Ausbreitung der Menschheit im All geschildert. Das oft in bewaffnete Auseinandersetzungen mündende Zusammentreffen mit anderen Völkern, der Vorstoß in fremde Galaxien, die Konflikte mit mächtigen Entitäten und die Entschlüsselung der tieferen Geheimnisse des Kosmos sind ebenso Themen dieser Zyklen wie die Schicksale von Einzelpersonen, die dem Leser aufgrund ihrer "relativen Unsterblichkeit" vom Beginn der Serie an bis heute erhalten geblieben sind - darunter natürlich Perry Rhodan selbst. Auf diese Weise ist ein gewaltiges fiktives Universum mit einer mehrtausendjährigen Geschichte entstanden: Das Perryversum. Und genau das ist Fluch und Segen der Serie zugleich. Denn während die Faszination für "Altleser" wie euren Kringel gerade in dieser Komplexität besteht, scheuen sich Neuleser, in eine Serie einzusteigen, deren Zusammenhänge sie nicht kennen, so dass sie selbst bei der Lektüre des ersten Romans eines neuen Zyklus (diese Hefte sind meist besonders einsteigerfreundlich geschrieben) oft nur Bahnhof verstehen. Die Autoren wiederum haben Probleme mit der Wahrung der Serien-Kontinuität und mit der unglaublichen Datenfülle, die im Verlauf von fünfzig Jahren zusammengekommen ist. Außerdem empfinden sie den "kosmologischen Überbau" der Serie und die oft in Gigantomanie ausufernde Supertechnik als störend. Was liegt also näher, als die störenden Elemente über Bord zu werfen und einen Neustart zu wagen? Daher gibt es jetzt, nach dem Vorbild von Batman, "Star Trek" und "Ultimate Marvel", auch ein "Reboot" der Perry Rhodan - Serie. "Sternenstaub" ist eine modernisierte Neufassung von "Unternehmen Stardust". Die Autoren können völlig unbelastet von der bekannten Historie des Perryversums neue Geschichten erzählen, denn die "Neo"-Serie steht, wie verlagsseitig betont wurde, in keinem wie auch immer gearteten Zusammenhang zur klassischen Heftserie. Die Leser müssen keinerlei Vorkenntnisse haben, denn - wie auf dem Cover des ersten Bandes zu lesen ist - die Zukunft startet buchstäblich noch einmal von vorn. Ich weiß nicht, ob mit diesem Konzept wirklich Neuleser gewonnen werden können. Schön wär's, aber ich fürchte: Wer nur den Namen "Perry Rhodan" auf dem Cover liest, wird möglicherweise doch wieder die alten Vorbehalte haben. Ich kann nur schwer beurteilen, ob "Sternenstaub" überhaupt für Neulinge geeignet ist, d.h. ob die von Frank Borsch erzählte Geschichte objektiv so gut und spannend ist, dass sich Leser fernab der Perry Rhodan - Fanszene davon angesprochen fühlen können. Denn ich bin nun einmal "Altleser", und ich kriege den "alten" Perry Rhodan nicht so einfach aus dem Kopf. Das hat immerhin zu einer interessanten Leseerfahrung geführt. Ich musste mir die ganze Zeit klar machen, dass ich es wirklich mit einer Serie zu tun habe, die völlig neu sein will. Dass, um nur ein Beispiel zu nennen, Perry Rhodan nicht der singuläre Dreh- und Angelpunkt der Story ist, der überlegene Held, der alles durchschaut und der die Menschheit schließlich mehr oder weniger im Alleingang zu den Sternen führt. Wahrscheinlich sollte der Superheldencharakter, den Rhodan in der klassischen Heftserie erhält, auf diese Weise abgemildert werden. Blöd nur, dass Rhodan genau deshalb sehr blass bleibt, so dass man sich fragt, wer eigentlich die Hauptfigur dieser Serie sein soll. In der klassischen Serie ist allein Rhodan derjenige, der erkennt, dass die arkonidische Technik nicht nur einer einzigen Nation in die Hände fallen darf. In der "Neo"-Serie haben Mercant und Pounder denselben Gedanken, und sie werden genau wie Rhodan zu "Verrätern" an ihrer Nation. Zwar leitet Rhodan auch hier die Gründung einer unabhängigen Macht zwischen den Nationen ein, aber ohne die Vorarbeit verschiedener anderer Personen hätte er das wahrscheinlich nicht geschafft. Nicht Rhodan, so wage ich zu spekulieren, wird die Mutanten entdecken. Dieser Part fällt Adams zu. Denn um Mutanten - also Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten - handelt es sich natürlich bei Marshall (Telepath) und Sid (Teleporter). Ich kann nur hoffen, dass aus dem "Pain Shelter" nicht ein Abklatsch von Professor Xaviers Schule für junge Begabte wird - siehe X-Men. Eigentlich ist dieser Aspekt, also die Zerstörung Rhodans als Zentralfigur, auch schon alles, was an "Neo" wirklich neu ist. Abgesehen von der etwas klischeebelasteten (arme Waisen, böse Polizei) John-Marshall-Nebenhandlung natürlich, die es in der klassischen Serie so nicht gibt - dort erfährt man fast nichts über Marshalls Vergangenheit - und diverse Details, die aber nicht ins Gewicht fallen. Die "Neo"-Serie ist nicht etwa eine Neuinterpretation der klassischen Serie. Stattdessen wird "Unternehmen Stardust" fast schon sklavisch genau nacherzählt. Zwar modernisiert, um einige Subplots bereichert und ins Jahr 2036 verlegt, ansonsten aber inhaltlich identisch. Also eher "Remake" als "Reboot". Schade - ich hätte nicht gedacht, dass die Freiräume, die so ein Neustart bietet, nur derart halbherzig genutzt werden würden. Durch den ständigen Wechsel zwischen den verschiedenen Handlungsebenen gewinnt der Roman eine gewisse Dynamik, aber ich bin kein Freund dieses Stilmittels. Es wäre mir lieber gewesen, Borsch hätte sich auf höchstens zwei Ebenen konzentriert. Zumal das Taschenheft mit 160 Seiten ja nun nicht besonders voluminös ist und deshalb keine Streckung durch zusätzliche Handlungsebenen nötig hätte. Der Roman enthält viele interessante Themen und gute Ansätze - aber nichts davon wird richtig ausgearbeitet. Die weltpolitischen Probleme und sonstigen Krisen werden angesprochen, sind aber kaum mehr als eine leicht verschwommene Kulisse, die vermutlich bald wieder ignoriert werden wird. Borsch neigt leider außerdem zu einer gewissen Geschwätzigkeit, die bei einem so dünnen Roman wirklich nicht sein müsste. Dummerweise schleicht sich dann an manchen Stellen auch noch ein unfreiwillig komisches Pathos ein. Manchmal knirscht es ein wenig in der Handlung, etwa wenn zwei Jugendliche vier (!) Sturmgewehre und massenhaft Munition im Pain Shelter verstecken können. Auch frage ich mich, warum es bei den Arkoniden kein Mittel gegen Leukämie gibt. Das sind kleine Schwächen, die man verschmerzen kann, und die Sache mit der Leukämie war ja in "Unternehmen Stardust" genauso. Aber es gibt eine Sache, die mir sehr bitter aufgestoßen ist: Offenbar haben die Arkoniden Armstrong Base vernichtet und damit mindestens vierzehn Menschen ermordet - obwohl ihnen klar sein musste, dass es für diese Aktion längst zu spät ist. Schließlich ist das Bild der AETRON ja schon zur Erde gefunkt worden. Das ist eine krasse Verzerrung des Charakters von Crest und Thora. So etwas haben sich die Arkoniden in der klassischen Serie nicht geleistet. Warum jetzt? Und es wirft ein unschönes Licht darauf, dass Rhodan mit ihnen paktiert, auch wenn er keine andere Wahl hat. Diese Episode ist einfach sinnlos, mit "Neuinterpretation" hat das nichts zu tun. Kann sich eine Serie wie Perry Rhodan behaupten, wenn sie heute ganz neu aufgesetzt wird? Kann PR Neo den heutigen Science Fiction - Fan genauso begeistern, wie es die ersten PR-Hefte in den Sechzigerjahren getan haben? Ehrlich gesagt lese ich die neue Serie nur, weil ich wissen will, inwieweit ihre Handlung von der klassischen Serie abweicht! Ob jemand "Neo" lesen möchte, weil er sich wirklich für die Story interessiert? Dazu ist sie irgendwie zu dünn, nicht spektakulär genug. Ob das Konzept des Neustarts aufgeht, so dass neue Käuferschichten erschlossen werden können? Wir werden sehen. Zum ersten Band kann ich abschließend nur sagen: Da ist noch viel Luft nach oben...

Johannes Kreis

    
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