Nummer: 2707 Erschienen: 05.07.2013   Kalenderwoche: Seiten: 60 Innenillus: 1 Preis: DM Preis seit 2001 in €: 1,95 €

Messingträumer
Mit der KRUSENSTERN im Taranis-System - ein Fürsprecher des Atopischen Tribunals erscheint
Wim Vandemaan     

Zyklus:  

38 - Das Atopische Tribunal - Hefte: 2700 - 2799 - Handlungszeit: 15.06.1514 NGZ bis 17.11.1517 NGZ - Handlungsebene:

Großzyklus:  10 - Noch unbekannt / Hefte: 2500 - ? / Zyklen: 36 - ? / Handlungszeit: 1436 NGZ (5050 n.Chr.) - ?
Örtlichkeiten: KRUSENSTERN   Rhea            
Zeitraum: 25.Juni - 1.Juli 1514 NGZ
Hardcover:
Goldedition:
Leihbuch:
EAN 1: 32707
EAN 2: 4199124601951
Ausstattung:  Risszeichnung
Anmerkungen: 
Besonderheiten: 
Das Titelbild diente als Grundlage für das Deckblatt und den Monat August des Perry Rhodan-Kalenders 2014.
"Seite 3"

Seit die Menschheit ins All aufgebrochen ist, hat sie eine aufregende, wechselvolle Geschichte erlebt: Die Terraner – wie sich die Angehörigen der geeinten Menschheit nennen – haben nicht nur seit Jahrtausenden die eigene Galaxis erkundet, sie sind längst in ferne Sterneninseln vorgestoßen. Immer wieder treffen Perry Rhodan und seine Gefährten auf raumfahrende Zivilisationen – und auf die Spur kosmischer Mächte, die das Geschehen im Universum beeinflussen.
 
Im Jahr 1514 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das nach alter Zeitrechnung dem Anfang des sechsten Jahrtausends entspricht, gehört die Erde zur Liga Freier Terraner. Tausende von Sonnensystemen, auf deren Welten Menschen siedeln, haben sich zu diesem Sternenstaat zusammengeschlossen.
 
Doch ausgerechnet der Mond, der nächste Himmelskörper, ist den Terranern fremd geworden. Seit einigen Jahren hat er sich in ein abweisendes Feld gehüllt, seine Oberfläche ist merkwürdig verunstaltet. Wer zu ihm vordringen möchte, riskiert sein Leben. Dort herrschen die Onryonen, die im Namen des Atopischen Tribunals die Auslieferung Perry Rhodans und Imperator Bostichs fordern.
 
Perry Rhodan flieht an Bord der KRUSENSTERN, eines ausgedienten Fragmentraumers, der sich im Privatbesitz eines exzentrischen Milliardärs befindet. Sein Weg führt ihn in andere Stern-systeme. Dort warten die MESSINGTRÄUMER …

 
Die Hauptpersonen
Perry Rhodan Der von den Atopen gesuchte Terraner besucht das Taranis-System.
Farye Sepheroa Die Pilotin der KRUSENSTERN stellt wenige Fragen.
Freeman Zennor Der Rheaner erhält einen besonderen Auftrag.
Dhayqe Der Tesqire spricht für das Atopische Tribunal.
Announ da Zoltral Die Arkonidin hilft einem Mitglied der Familie.

Allgemein
Titelbildzeichner: Arndt Drechsler
Innenilluszeichner: Swen Papenbrock   
Kommentar / Computer: Rainer Castor: Rätselhafter Balg
PR-Kommunikation: Countdown für Lepso - Band 13 der Perry Rhodan-FanEdition erschienen
Statistiken: GarchingCon 2013
Witzrakete:
Leserbriefe: Armin Müller / Klaus Schulze / Wolfgang Deilmann / Klaus Schmedemann / Jürgen Geringer / Lutz Schroeder / Harald Keiser
LKSgrafik: Kerstin Kehl: Fotos - GarchingCon 2013
Leserstory:
Rezensionen:
Lexikon - Folge:                            
Glossar:                                                                    
Computerecke:
Preisauschreiben:
Gregor Sedlag : NAUTILUS I - Terranische Raumschiffe

Journal

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Clubnachrichten / ab PR 3001 - Perry Rhodan-Fanszene
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Innenillustrationen

Landung auf Rhea
Zeichner:  Swen Papenbrock  
Seite:17
© Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt



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Inhaltsangabe

Perry Rhodan ist zu Gast in Viccor Bughassidows KRUSENSTERN. Das Schiff ist unterwegs zu Bughassidows Heimatwelt Rhea im Taranis-System. Rhea ist ein erdgroßer Trabant des Gasriesen Iapetos. Er wird vor allem von Terranern bewohnt. Cheborparner, Akonen und Arkoniden leben ebenfalls dort. Bughassidows Anwesen befindet sich auf dem Kontinent Great Kernow unweit der 50-Millionen-Stadt New Trerice. Rhodan nutzt die Reisezeit, um sich erstmals mit seiner Enkelin Farye Sepheroa zu unterhalten. Er lässt das Verwandtschaftsverhältnis aber noch unerwähnt.
 
Rhodan glaubt, er könne auf Rhea vorübergehend untertauchen, doch schon am 25. Juni 1514 NGZ, dem Tag von Rhodans Ankunft, erscheint dort ein fremdes Schiff in Form eines Nurflüglers mit 200 Metern Spannweite. Einziges Lebewesen an Bord ist Dhayqe, der sich selbst als Tesqire bezeichnet. Er ist ein Fürsprecher des Atopischen Tribunals, und weitere Tesqiren erscheinen in der folgenden Zeit im Wega- und Illema-System, bei den Swoon und im Kristallimperium. Dhayqe, ein extrem schlanker Humanoider mit je zwei Ellenbogengelenken, vierfingrigen Händen, überlangem Hals, eiförmigem Kopf und schneeweißer Haut, gibt sich betont freundlich und teilt mit, er wolle für Ziele und Zwecke des Tribunals werben. Pinar Cantanzaro, Administrator des Taranis-Systems, verlangt eine gründliche Untersuchung Dhayqes und seines Schiffes, der HELLHÖRIG IST DAS OHR DER GERECHTIGKEIT. Dabei zeigt sich, dass das Schiff voller Technik ist, die ebenso gut aus terranischer Produktion stammen könnte - bis auf das von Dhayqe als "Flexopäm" bezeichnete flexible Hüllenmaterial, das einen starken Memoryeffekt aufweist. Außerdem wird festgestellt, dass Dhayqes Gehirn besonders viele Spiegelneuronen aufweist, die ihm eine starke natürliche Empathie ermöglichen. Er kann sich somit besonders gut auf Stimmungen und Gefühle anderer Lebewesen einstellen bzw. diese imitieren. Da angenommen wird, dass Dhayqe keine Gefahr darstellt, darf er auf Rhea landen, während sein Schiff im Orbit bleiben muss. Ex-USO-Agent Freeman Zennor, Kommandant des Patrouillenschiffes TRELAWNY, soll den Fremden unbemerkt beschatten.
 
Rhodan, Bughassidow und Marian Yonder besuchen das Museum für automatische Kunst auf Rhea. Sie sind auf der Suche nach einem Plasmakommandanten, um die KRUSENSTERN damit zu bestücken und somit leistungsfähiger zu machen. Im MAK gibt es zwar einen solchen Ableger des Bioplasmas der Hundertsonnenwelt, aber er ist zu sehr "entrückt" und hat kein Interesse daran, das Museum zu verlassen. Von Tean Gorsline erwerben Rhodan und seine Begleiter die Information, dass es in der Arkonidenkolonie auf dem Kontinent Blostonia einen zweiten Plasmakommandanten gibt. Die auf Rhea lebenden Arkoniden sind ausgewanderte "Messingträumer" - Nutzer einer neuen Technik, die als letzter Schrei bei den adligen Arkoniden gilt und im Kristallimperium eine Zeit lang illegal war. Die Messingträumer versetzen sich mit Mental-Dilatationshauben in eine vernetzte virtuelle Realität, in der die Zeit langsamer vergeht. Ein reales Jahr entspricht zehn Messingjahren, und somit kann ein Messingträumer, wenn er sich ausschließlich in der virtuellen Realität aufhält, quasi mehrere Leben erleben.
 
Mit Hilfe des Schäferhundes Samart, der einem Posbi von der KRUSENSTERN gehört, wird der Plasmakommandant im Trichterbau der Arkonidin Announ da Zoltral aufgespürt. Da Rhodan praktisch zur Familie gehört, erhalten er und seine Begleiter Zutritt. Das Bioplasmahirn ist selbst ein Messingträumer; tatsächlich erschafft es quasi die virtuelle Realität, in der sich die zahlreichen (männlichen und gut aussehenden) Lemuriden tummeln, die Announ in ihrem Haus beherbergt. Rhodan muss sich selbst in den Messingtraum begeben, um den Plasmakommandanten zum Umzug in die KRUSENSTERN zu bewegen.
 
In der Zwischenzeit folgt Zennor seiner Zielperson auf Schritt und Tritt. Dhayqe kommt mit seiner freundlichen Art gut bei den Rheanern an. Als er in einer Talkshow auftritt, gelingt es ihm sogar, die Zuschauer von der Rechtmäßigkeit der Handlungen des Atopischen Tribunals zu überzeugen - jedenfalls solange, bis 240 Onryonenraumer im Taranis-System materialisieren. Ihr Kommandant Becenna Toschk verhängt ein Linearflugverbot. Alle an- und abfliegenden Schiffe werden kontrolliert. Somit müssen sich Rhodan und seine Freunde (zu denen jetzt auch Announ da Zoltral gehört) einen Trick ausdenken, um gemäß Announs Vorschlag nach Perkon im Kristallimperium fliegen zu können. Dort befindet sich die zum Besitz der da Zoltral gehörende Raumwerft DARRID, in der die KRUSENSTERN aufgerüstet werden könnte. Außerdem werden auf Perkon die hierfür (und für die Messinghauben) benötigten Balpirol-Halbleiter hergestellt. Announ transportiert den Plasmakommandanten mit ihrem 300-Meter-Raumer HEYDRANGOTHA. Den onryonischen Inspekteuren wird weisgemacht, das Plasma sei eine exotische Speise. Das Schiff darf weiterfliegen. Die KRUSENSTERN mit Rhodan an Bord folgt.
 
Zennor verfolgt Dhayqe bis in dessen Hotelsuite. Der Tesqire trägt ein Medaillon, das man ihm gelassen hat, da es harmlos zu sein schien. In Wahrheit ist es eine Art biomechanisches Hightech-Instrument, mit dessen Hilfe Dhayqe seine eigene Entführung inszeniert. Dhayqe fliegt zum Space Port Penrhyn und kehrt mit einem "Drifter" (einem autonomen Frachtcontainer) in sein Schiff zurück. Es gelingt Zennor, dem Tesqire auch dorthin zu folgen. Doch plötzlich erlischt das Deflektorfeld seines Kampfanzuges. Dhayqe hat die ganze Zeit gewusst, dass er beschattet wurde...

Johannes Kreis

 
Rezension

Der erste Beitrag des zweiten Expokraten zum neuen Zyklus macht endgültig klar, dass die Atopen und ihre Handlanger ein falsches Spiel treiben. Leider wird Freeman Zennor wahrscheinlich keine Gelegenheit haben, seine diesbezüglichen Erkenntnisse an irgendjemanden weiterzugeben! Dabei verwickelt sich Dhayqe meiner Meinung nach selbst in Widersprüche. So deutet er an, das Atopische Tribunal werde den Terranern gegen die kommenden Bedrohungen im Jahrtausend der Kriege beistehen - Gefahren wie jene also, deren Abwehr man Perry Rhodan jetzt vorwirft! Dhayqe behauptet außerdem, das Tribunal habe jede Befugnis, Rhodan und Bostich anzuklagen. Was er diesbezüglich sagt, ist blanker Unsinn. Im übertragenen Sinne meint er, jemand könne dafür verurteilt werden, in Terrania City einen Kaugummi auf die Straße gespuckt zu haben, weil das in der Galaxie Wieheißtsienochgleich bei Todesstrafe verboten ist. Wenn es ihnen darum geht, präventiv gegen Rhodan vorzugehen, dann könnte man das mit der gängigen Praxis der Sicherungsverwahrung vergleichen. Das klingt noch nicht mal so unplausibel. Allerdings gehe ich davon aus, dass die Sache mit der Ekpyrosis völlig aus der Luft gegriffen ist. Niemand kann sagen, ob an dieser Geschichte das Geringste dran ist...
 
Der Roman enthält einige für Hartmut Kasper typische bizarre Einfälle und Abschweifungen. Es ist schon erstaunlich, welche Kniffe er sich immer wieder ausdenkt, um ein bisschen fabulieren zu können, ohne in Konflikt mit dem kanonischen Perryversum zu geraten. Diesmal: Perry Rhodan im Messingtraum. Wie weiland Captain Kirk überredet er sozusagen einen Computer. Wenn auch nicht zur Selbstzerstörung, und vor allem mit einem viel besseren Trick. Außerdem werden einige hoch interessante Infohäppchen eingestreut. Tormanac da Hozarius ist Vizeimperator neben Bostich! Und nicht nur das: Er hat für den Aufbau einer mächtigen Robotflotte gesorgt. Zu den Vorwürfen, die dem Imperator von den Atopen gemacht werden, gehören der unprovozierte Überfall auf das Solsystem und die Folterung Reginald Bulls.
 
Insgesamt also ein sehr schöner Roman. Ein paar Kritikpunkte habe ich aber vorzubringen. Zum Beispiel gibt sich Rhodan nicht besonders viel Mühe, inkognito zu bleiben, obwohl er weiß, dass ein Vertreter des Atopischen Tribunals auf Rhea weilt. Darüber hinaus verstehe ich nicht, warum sich Announ da Zoltral so ungemein entgegenkommend verhält. Liebe unter "Verwandten" wird's wohl nicht gewesen sein, warum also greift sie Rhodan so tatkräftig unter die Arme, wobei sie sich in größte Gefahr begibt? Ebenso wenig verstehe ich, warum man Dhayqes persönliche Besitztümer nicht einkassiert hat, und wenn das Medaillon noch so harmlos ausgesehen haben mag. Und schließlich: Wenn die Onryonen doch so wahnsinnig gut über alles informiert sind, was mit der Milchstraße im Allgemeinen und den Terranern im Besonderen zu tun hat, warum erkennen sie dann einen Haufen Posbi-Bioplasma nicht, wenn ihnen das Zeug unter die Nase gehalten wird?

Johannes Kreis  07.07.2013

   
Inhaltsangabe 2


Kommentar / Computer

Rätselhafter Balg

Es ist nicht bekannt, ob »Balg« tatsächlich die offizielle Bezeichnung für das Objekt ist. Das Wort stammt laut Pri Sipiera aus einem Gespräch zwischen den Mitgliedern einer onryonischen Reinigungsequipe. Der Widerstand auf Luna hatte schon eine Weile Kenntnis von dem »Tempel«, den die Onryonen in der Nähe des Clark G. Flipper-Building errichtet hatten: Das ist ein grauer Quader von 50 mal 42 mal 33 Metern Größe, den das Technogeflecht in mehreren Lagen wie ein verschlungener Garten umgibt. Der an einen Sarkophag erinnernde Behälter mit dem Balg maß 2,3 mal 1,9 mal 1,5 Meter und bestand aus gepresstem und versiegeltem Mondgestein. Verborgene Technik oder einen mechanischen Öffnungsmechanismus gab es nicht – Rhodan und Co. mussten den Behälter aufbrechen, um an den Balg heranzukommen.
 
Seiner Bezeichnung wurde das Gebilde insofern gerecht, als Rhodan es spontan an eine annähernd rechteckige, abgeworfene Schlangenhaut erinnerte. Schon die Unterbringung dürfte dafür sprechen, dass es sich um einen Gegenstand handelte, der für die Onryonen von zentraler Bedeutung war oder ist. Ob nun »nur« hinsichtlich seiner Symbolik oder auch in funktioneller Hinsicht, muss dagegen offenbleiben. Die Aktionen bis zu seiner Vernichtung waren alles andere als erbaulich ...
 
Rein äußerlich betrachtet schien es sich tatsächlich um ein organisches, wenngleich abgestorben wirkendes Material zu handeln – eben wie die abgeworfene Haut einer Schlange. Erste Untersuchungen auf Luna bescherten noch kein befriedigendes Ergebnis. Die involvierten Wissenschaftler vermochten nicht einmal mit Sicherheit zu sagen, ob das hautähnliche Material überhaupt organischer Herkunft war. Nach den intensiveren Untersuchungen – zunächst an Bord der KRUSENSTERN und später durch Sichu Dorksteiger – hat sich das Rätsel kaum verkleinert.
 
Bei der ersten Analyse sprach die Ara-Medikerin Jatin davon, dass eukaryotische Zellstrukturen inklusive darin enthaltener Zellkerne, Mitochondrien, Zentriolen und mehr vorgefunden wurden. Alle Zellvorgänge sind zum Erliegen gekommen. Es liegen Merkmale einer Nekrose vor. (PR 2703)
 
Die überaus komplexe DNS wies neben der Phosphorsäure und der Desoxyribose mindestens elf heterozyklische Nukleobasen auf – im Gegensatz zu den vier von Lemurerabkömmlingen: Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin. Durchaus möglich, dass bereits die erste Einschätzung problematisch war, handelt es sich bei Eukaryoten doch um Lebewesen, die einen Zellkern haben. Bereits die nähere Betrachtung der »Mitochondrien« zeigte dagegen, dass sie nur oberflächlich aus biologischen Baustoffen bestanden, während sich im Inneren der Doppelmembran etwas verbarg, was an Nanomaschinen erinnerte. Verbunden damit wiederum war die Vermutung, es mit einem Gebilde zu tun zu haben, das auf Zellebene ein biotechnologischer Hybride war.
 
Oder, wie Jatin es formulierte: Dieses Ding ist eigentlich nicht organisch. Es scheint vielmehr organisch-biologisches Leben zu imitieren. Oder imitiert zu haben. Denn wie gesagt: Alle Zellvorgänge sind zum Erliegen gekommen. Auch diese Nanomaschinen arbeiten nicht mehr. Der Balg bildete biologisches Leben bis hin zu Vorgängen auf Zellebene fast perfekt ab. Er sieht aus wie etwas, das sich eine denkende Maschine unter Leben vorstellt. Aber es wohnt kein echter Schöpfungsfunken in ihm. (PR 2703)
 
Organe gab es keine, die Vitalfunktionen des aktiven Balgs waren dezentral auf alle Zellen verteilt – ebenso die Intelligenz. Jede Nanomaschine in jeder Zelle trug einen Teil bei, vergleichbar einem vernetzten Rechnerverbund.
Sichu Dorksteiger wiederum erkannte, dass die kleinsten Einheiten der fremdartigen Struktur einem Virion oder Viruspartikel von rund fünfzig Nanometern Größe glichen. Die Gebilde hatten keinen eigenen Stoffwechsel, konnten keine Proteine herstellen oder sich replizieren, dennoch waren sie zu einem zusammenhängenden Gewebe vernetzt, als handle es sich um Zellen in einem Körper. Hinzu kamen die bereits an Bord der KRUSENSTERN nachgewiesenen technischen Einsprengsel in Form der würfelförmigen Nanomaschinen, die selten eine Größe von mehr als zwanzig Nanometern erreichten, manchmal allerdings netzartige Geflechte bildeten.
 
Auf Dauer war der Balg nicht lebens- oder existenzfähig, sondern gehörte wie ein Ableger zu etwas oder jemand anderem. Einmal abgelegt, war er zu langsamem Sterben verurteilt, seit er von seinem »Ursprungskörper« getrennt worden war. Es blieb letztlich nur eine undefinierbare Brühe, deren wichtigste Elemente Sauerstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff und Stickstoff sowie geringe Mengen Phosphor, Silizium und diverse Metalle waren.

Rainer Castor

   
NATHAN