Die Anoree (II)


Kommentarnummer: 1950

Heftnummer: 2826

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

            



Die Anoree übernahmen die Verwaltung der Schwarzen Sternenstraßen undsiedelten nach Jauccron (Zweite Heimat) um, da die Sonne Gemesch zu erkalten begann. Mithilfe ihrer technologischen Überlegenheit machten sie die Aiscrou,Vaasuren, Cutenexer und Gimtras (die alle nur Etappen des Lebenszyklus einer Spezies sind) zu ihren Helfern und übertrugen ihnen einen Teil der komplexenVerwaltung des Sternenstraßennetzes. Durch Einbrüche in der zivilisatorischenEntwicklung der Anoree ging jedoch ein Teil ihres Wissens und ihrer Erinnerung andie Herren der Straßen verloren. Unter dem Trauma dieses Verlustes wurde schließlich die Suche nach den Machraban, die hinter dem Ereignishorizont eines besonders massiven Schwarzen Lochs Zuflucht gefunden haben sollten, zurheiligsten Aufgabe der Anoree. Auch Reisen über die Schwarzen Sternenstraßendurften nur noch zu diesem Zweck unternommen werden ...435 NGZ wurden unter der Leitung von Illu Siragusa acht 1800 Meter durchmessende, diskusförmige Raumstationen eingerichtet; die Wissenschaftlerin der Kosmischen Hanse wollte beweisen, dass Schwarze Löcher mithilfe des Einstein-Rosen-Effektes als Transportmedien genutzt werden können.
 
Ort des Geschehenswar Point Siragusa – auch Siragusa-Black-Hole genannt –, ein etwa 324.000 Lichtjahrevon Sol entferntes Schwarzes Loch im Leerraum rund 180.000 Lichtjahreunterhalb der Milchstraßenhauptebene.Als sich Illu Siragusa während einer Vermessung dem Schwarzen Loch zu weitnäherte, verschwanden sie und ihre Begleiter im Jahr 444 NGZ mit einer Space-Jet hinter dessen Ereignishorizont. Der Diskusraumer wurde allerdings nicht vernichtet,sondern von der Kontrollstation des Schwarzen Lochs zum Schwarzen Tor Aguiri inder Kleingalaxis Gorandaar versetzt. Es kam zum Kontakt mit den Anoree – für diese durchaus ein Sensation, da ihre Sternenkarten in der Milchstraße kein Schwarzes Tor verzeichnet hatten. Illu Siragusa ließ sich mit ihren Begleitern auf dem vierten Planeten einer weißenSonne in einer rund 900.000 Lichtjahre entfernten weiteren Kleingalaxis im Vorfeld Neyscuurs nieder, der Terminal Hope getauft wurde (von den Anoree späterTemminalop genannt). Mit ihren Gefährten hatte sie vierzehn Söhne und sechs Töchter. Durch die ständige Inzucht häuften sich über die Generationen aberzunehmend geistige und körperliche Behinderungen an und beschleunigten den zivilisatorischen und kulturellen Verfall der kleinen Gemeinschaft. 1144 NGZ lebten auf dieser Welt etwa 200.000 Temminaloper (die sich selbst als Illumenschenbezeichneten) auf einem zivilisatorischen Stand der Erde in der Mitte des 20.Jahrhunderts. Das in der Nähe gelegene Schwarze Loch erhielt später den NamenAnt-Fay Cantarui – »Loch der Streunenden«.
 
Am 31. Januar 447 NGZ kam es in der unmittelbaren Nähe des KosmonukleotidsDORIFER zur spontanen Deflagration gewaltiger Mengen von Paratau.Verbunden damit waren hyperdimensionale Erschütterungen sowie die Materialisationdes ersten Viertels der Tarkan-Galaxis Hangay im Standarduniversum. Ausder Ferne beobachteten die Anoree die kosmische Katastrophe, deren hyperenergetischeSchockfronten sogar Neyscuur erreichten, nachdem am 28. Februar448 NGZ das letzte Viertel von Hangay materialisiert war. Um das Rätsel der nichtverzeichneten Milchstraße zu lösen, machten sich alle 50.000 Mitglieder eines vonden Anoree abstammenden Zweigvolkes mit ihren zweihundert Raumschiffen aufden Weg zum Ort des unglaublichen kosmischen Geschehens.Die Cantarui – übersetzt die Streuner – hatten sich aus Unzufriedenheit mit ihrerursprünglichen Natur seit jeher bemüht, ihre Körper durch mechanische, syntronischeund gentechnische Mittel zu optimieren. Sie hatten so lange gentechnischan sich selbst herumexperimentiert und Organe durch leistungsstärkere technischeErsatzteile ausgetauscht, bis sie keine Ähnlichkeit mit dem Anoree-Muttervolk mehrhatten. Die Cantaro waren besessen davon, alles Körperliche zu verbessern unddem Fortschritt des Geistes anzupassen. Als gentechnische Mittel nicht mehrausreichend erschienen, um eine weitere Vervollkommnung von Körper und Geistzu erzielen, kam es sogar zur Implantation syntronischer Elemente, sodass bei den Cantaro das Bewusstsein eine teils organische und teils syntronische Basis hatte. Zweifellos vermuteten sie, eine Spur zum legendären Amagorta gefunden zuhaben, den Ort der Abgeschiedenheit als letzter Heimstatt der Durr-ai-rajmscan (Herren der Straßen) oder Machraban (Archäonten) – und erlangten in derMilchstraße als Cantaro in den Dunklen Jahrhunderten eine traurige Berühmtheit als Gehilfen von Monos …


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