Der Zeitriss


Kommentarnummer: 1933

Heftnummer: 2809

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

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Entstanden ist der Zeitriss – den der Kelosker Gholdorodyn als Chrono- dimensionales Chasma bezeichnete – als Folge oder Nebenwirkung der Sabotage durch die Laren. Statt in die Jenzeitigen Lande verschlug es die ATLANC und die RAS TSCHUBAI am 17. November 1517 NGZ beim Flug durch die Synchronie aufgrund der unfreiwilligen Zeitreise ins Jahr 20.103.191 vor Christus.
 
Austrittspunkt war hierbei eine Position, die sich rund 150.000 Lichtjahre unterhalb der Hauptebene der Milchstraße befand. Normaloptisch – »mit bloßem Auge« – ist das Phänomen des Zeitrisses nicht wahrzunehmen. Es kann aber von Ortungssystemen erfasst werden und erstreckt sich quer durch die Milchstraße bis hinauf zum Kugelsternhaufen M 13/Thantur-Lok, der sich etwa 20.500 Lichtjahre oberhalb der Milchstraßenhauptebene befindet – mit dem Atopischen Konduktor im Arkonsystem als Eintrittspunkt der fehlgeschlagenen Reise.
Ortungstechnisch dargestellt wird das Phänomen als aufrissartiges düsterrotes Wabern – letztlich die visuelle Umsetzung der angemessenen, aus dem Riss sickernden Quantenfluktuationen. Die Quanten tragen ein fremdes Chrono-Signum – sie stammen ebenso aus ferner Vergangenheit wie aus der Relativzukunft. In ihrem Einflussbereich werden Zeit-, Raum-, Masse- und Energie-Anomalien beobachtet.
 
Der Riss in der Raumzeit ist überdies keine gerade Direktverbindung zwischen den Endpunkten, sondern folgt vielmehr einer Zickzacklinie, die besonders aktive Zonen aufweist. Schon in der Vergangenheit wurde bemerkt, dass sich die Quantenfluktuationen verstärkten und die scheinbare Risstiefe sich auf einer Länge von mehreren Hundert Kilometern vergrößerte (PR 2800).
 
Beim nur zwei Lichtjahre vom Planeten Olymp entfernten Bereich, durch den die drei Sterngewerke der Tiuphoren die Gegenwart erreichten, ist seit November 1517 NGZ ein mehr als 630.000 Kilometer langer Abschnitt des Zeitrisses besonders aktiv. Er wurde vom algustranischen Professor Armand Sentaire, Experte für temporale Phänomene an der Waringer-Akademie von Terrania, mit dem Begriff Perforationspassage umschrieben.
 
Sonden, Kleinstraumschiffe sowie Experimentalraumer, die sich dem Phänomen im Standarduniversum näherten, wurden lediglich ab- oder herausgedrängt. Versuche, mittels Linearflug oder Transition einzudringen, scheiterten ebenfalls: Kein Flugobjekt konnte sich innerhalb des Zeitrisses materialisieren. Derart anfliegende Schiffe wurden ebenfalls zurückgeschleudert und dabei erheblich beschädigt, teilweise vollständig zerstört.
 
Da die angemessene hyperenergetische Strömung, salopp gesagt, in Richtung der Raumzeit der Gegenwart strömt und alle Eindringlinge mehr oder weniger sanft abstößt, ergab sich hinsichtlich der Tiuphoren, dass diese aus der Vergangenheit stammen müssen, obwohl in der Gegenwart die wahre Herkunftszeit noch nicht ermittelt werden konnte. Während in Gegenrichtung der Riss nicht passierbar ist, folgten die Tiuphoren bei ihrer Reise quasi dem natürlichen Fluss der Zeit von der Vergangenheit in ihre relative Zukunft. Dabei ist allerdings der Zeitriss im Sinne einer Abkürzung zu verstehen, die den »Direktsprung« von der Vergangenheit in die Gegenwart ermöglichte.
 
Noch ist nicht bekannt, wie viele Perforationspassagen insgesamt entlang des Zeitrisses existieren und inwieweit sie sich in unterschiedlichen Richtungen und Geschwindigkeiten verschieben. Dass es dergleichen aber gibt, gilt als sicher. Ebenso, dass die Tiuphoren das Phänomen mindestens im gleichen Maß wie die Galaktiker zu erforschen versuchen.
 
Für die Tiuphoren wiegt der Verlust des Sterngewerks PRUITENTIU schwer. Somit ist es mehr als verständlich, dass Tomcca-Caradocc Accoshai Informationen in die Vergangenheit von Phariske-Erigon schicken will, um dort Tiuphorenschiffe für die Bedingungen der Zukunft – sprich die Gegenwart des Jahres 1518 NGZ – auszurüsten. Also etwas, das den Galaktikern nicht möglich ist.
 
Nach Rücksprache mit dem Orakel der XOINATIU nimmt Chettcoim Kontakt mit dem Catiuphat auf und erhält einen Hinweis auf einen Streckenabschnitt des Zeitrisses, der für eine Botschaft durchlässig sein sollte. Chefwissenschaftler Paxa Hunycc befindet diesen für besonders tauglich, ja als ideal, wenn es darum geht, zum Informationsaustausch einen stabilen Übergang in die Vergangenheit zu schaffen. Das Orakel stimmt dem nach einer Überprüfung zu. Und tatsächlich gelingt es via Sextadim-Banner der XOINATIU, Kontakt mit einem Sterngewerk der Vergangenheit aufzunehmen, der MORRCROI – genauer mit ihrem Sextadim- Banner. Die Tiuphoren haben nun eine stabile Verbindung in die Vergangenheit …


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