Nummer: 2811 Erschienen: 03.07.2015   Kalenderwoche: Seiten: 61 Innenillus: 1 Preis: DM Preis seit 2001 in €: 2,10 €

Bote der Atopen
Julian Tifflor im Arkonsystem - ein Richter unterbreitet ein Angebot
Wim Vandemaan     

Zyklus:  

39 - Die Jenzeitigen Lande - Hefte: 2800 - 2874 - Handlungszeit: 17.11.1517 NGZ bis Januar 1519 NGZ (mit Reisen in Bereiche jenseits der Zeit sowie Abstechern in die Jahre 20.103.191 v. Chr., 99.781 v. Chr., 8050 v. Chr., 971 NGZ und 2577 NGZ) - Handlungsebene:

Großzyklus:  10 - Noch unbekannt / Hefte: 2500 - ? / Zyklen: 36 - ? / Handlungszeit: 1436 NGZ (5050 n.Chr.) - ?
Örtlichkeiten:                
Zeitraum:
Hardcover:
Goldedition:
Leihbuch:
EAN 1: 52811
EAN 2: 4199124602101
Ausstattung:  Risszeichnung
Anmerkungen: 
Besonderheiten: 
"Seite 3"

Auf der Erde schreibt man das Jahr 1518 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ). Menschen haben Teile der Milchstraße besiedelt, Tausende Welten zählen sich zur Liga Freier Terraner. Man treibt Handel mit anderen Völkern der Milchstraße, es herrscht weitestgehend Frieden zwischen den Sternen.
 
Doch wirklich frei sind die Menschen nicht. Die Galaxis steht unter der Herrschaft des Atopischen Tribunals. Die Atopischen Richter behaupten, nur sie und ihre militärische Macht könnten den Frieden in der Milchstraße sichern.
 
Wollen Perry Rhodan und seine Gefährten gegen diese Macht vorgehen, müssen sie herausfinden, woher die Richter überhaupt kommen. Ihr Ursprung liegt in den Jenzeitigen Landen, in einer Region des Universums, über die bislang niemand etwas weiß.
 
Auf dem Weg dorthin kommt es zu einem Unfall, der Perry Rhodan in die Vergangenheit der Milchstraße verschlägt, mehr als 20 Millionen Jahre vor seiner Geburt. Im Gegenzug dringen die kriegerischen Tiuphoren aus dieser Epoche in die Gegenwart ein und greifen mehrere Welten an. Diese unheilvolle Entwicklung ruft jemanden auf den Plan. Es ist der BOTE DER ATOPEN …

 
Die Hauptpersonen
Julian Tifflor Ein New Yorker befindet sich im Arkonsystem.
Attilar Leccore Ein Gefangener auf dem Mond versucht zu fliehen.
Fenckenzer Ein Überschwerer Flottenadmiral mit einem alten Raumschiff.
Matan Addaru Jabarim Atope unterbreitet ein Angebot.

Allgemein
Titelbildzeichner: Alfred Kelsner
Innenilluszeichner: Swen Papenbrock   
Kommentar / Computer: Rainer Castor: Indoktrinatoren und LPV
PR-Kommunikation: Perry Rhodan Silberband 130 - Der Frostrubin
Statistiken:
Witzrakete:
Leserbriefe: Peter Adler / Dietmar Doering / Holger / Peter Kreischer
LKSgrafik:
Leserstory:
Rezensionen:
Lexikon - Folge:                            
Glossar:                                                                    
Computerecke:
Preisauschreiben:
Gregor Paulmann : 1500-Meter-Walzenraumer der Mehandor (Springer) - Extraterrestrische Raumschiffe

Journal

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Journalnews:

Clubnachrichten / ab PR 3001 - Perry Rhodan-Fanszene
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Veranstaltungen:
Sonstiges:

Report

Titelbild:


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Reportriss:


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Reportriss: :

Innenillustrationen

Der Schwarze Palast auf Luna
Zeichner:  Swen Papenbrock  
Seite:25
© Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt



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Inhaltsangabe

Die Ermordung des Atopischen Richters Chuv durch die Kardinal-Fraktoren Perry Rhodan und Atlan ist in der ganzen Milchstraße bekannt gemacht worden. Chuvs Tod hat die Aktionen des Atopischen Tribunals ins Stocken geraten lassen. Die Aufteilung der Milchstraße in Domänen macht keine Fortschritte, auch die Reichweitenbegrenzung aller Raumschiffe der Milchstraßenvölker wird nicht weiter vorangetrieben. Vetris-Molaud nutzt die Untätigkeit des Tribunals, um seinem Neuen Tamanium weitere Staaten anzugliedern.
 
Am 27. April 1518 NGZ wird Julian Tifflor, der sich noch immer in der GAUPELLAR GUZDRIN aufhält, dem Schiff des Überschweren Fenckenzer, vom Atopischen Richter Matan Addaru Jabarim ins Baagsystem eingeladen. Der Walzenraumer des Flottenadmirals landet schon am Folgetag auf dem fast vollständig von den Arkoniden verlassenen Planeten Arkon I. Matan und Tifflor haben einiges gemeinsam, zumindest kann Tifflor seit seinem Jahrmillionenmarsch ebenso wenig als menschliches Wesen bezeichnet werden wie der Richter. Im Gespräch der beiden uralten Unsterblichen äußert der Atope Besorgnis wegen der Tiuphoren, deren Erscheinen in dieser Epoche nicht dokumentiert ist. Er möchte Tifflor mit einer Atopischen Sonde als Bote in die Jenzeitigen Lande schicken. Der Terraner soll in Erfahrung bringen, ob und wann welcher Richter als Ersatz für Chuv entsandt wird, denn gemäß der Atopischen Ordo müssen immer zwei Richter pro Sterneninsel im Einsatz sein. Matan befürchtet offenbar, GA-yomaad könne in Vergessenheit geraten. Er sagt, er habe sich atopisch vergegenwärtigt (aber keine Zeitreise unternommen), um das Hier und Jetzt zu stabilisieren, denn dort existiere eine Chronogene Labilität. Durch den Eintritt der Tiuphoren in den Zeitriss sei die Chronokohärenz mindestens der Milchstraße gefährdet.
 
Tifflor bittet um Bedenkzeit und sucht Tormanac da Hozarius auf. Der Körper des Zarlt liegt im Sterben, doch sein Bewusstsein ist im Messingtraum aktiv wie eh und je, tatsächlich soll es mit Hilfe einiger Zhy-Famii ganz in die Messingwelt übertragen werden. In dieser virtuellen Realität findet auch das Treffen statt. Tormanac meint, Matan wolle Tifflor kaltstellen. Als der Arkonide den Terraner fragt, ob dieser der dritte Kardinal-Fraktor sei, entgegnet Tifflor, dieser müsse erst noch geboren werden, das werde aber bald geschehen. Tifflor erfährt, dass Tormanac ein neues Arkonidenreich aufbauen will. Der Zarlt und die anderen Messingträumer sollen praktisch zu Geistern in der Maschine werden und EPPRIK-Robotraumer übernehmen, die auf geheimen Werftplaneten gebaut werden. Mit Tormanac sterben 20 Feuerfrauen. Nach dem Tod seines Körpers ruft sein weiter existierendes Bewusstsein im Sender Satatron das Ewige Imperium aus. Dieses Imperium existiert überall dort, wo von arkonidischen Messingträumern beseelte Robotschiffe unterwegs sind.
 
Nach diesem Zwischenspiel fliegt Tifflor mit der GAUPELLAR GUZDRIN nach Luna. Der ehemalige Erdmond befindet sich immer noch im Orbit des zum Atopischen Konduktor umgewandelten Planeten Arkon III. Im Schwarzen Palast trifft sich Tifflor mit Matan und erklärt seine Bereitschaft, als Bote der Atopen zu arbeiten. Er fordert nur freies Geleit für die GAUPELLAR GUZDRIN. Matan ist einverstanden, erklärt aber, Tifflor benötige eine spezielle Befähigung. Er führt den Terraner zum 5. Oktober 1916, zur Schlacht an der Somme im Ersten Weltkrieg. Ein deutscher Meldegänger namens Adolf Hitler wird von einem Granatsplitter tödlich verwundet, doch die Welt sieht ohne ihn nicht unbedingt besser aus: Deutschland erstarkt im Geheimen, verbündet sich mit Japan und entwickelt neue Waffen. New York wird im Jahre 1981 atomar vernichtet, Tifflors Eltern sterben vor seiner Geburt. Würde Tifflor, unsichtbar im Schützengraben anwesend, den Granatsplitter ablenken, so dass Hitler überlebt und den Zweiten Weltkrieg sowie den Holocaust anzettelt, dafür aber einen viel schrecklicheren Krieg verhindert? Nach dieser Lektion in atopischer Moral startet Tifflor mit der walzenförmigen, aus Patronit bestehenden Atopischen Sonde. Außer ihm ist nur noch der Toloceste Aus der Lichtkluft an Bord. Die Sonde hat einen Autopiloten mit Matans Gesicht.
 
Währenddessen auf Luna: Boyton Holtorrec wird seit der Kaperung des Richterschiffes CHUVANC, an der er mitgewirkt hat, von den Onryonen gefangen gehalten. Die für das Verhör zuständigen Spezialisten treten mit dem Wunsch an Bonthonner Khelay (den Ryotar von Iacalla) heran, sich Holtorrecs Bewusstsein auf chirurgischem Wege zu nähern. Holtorrec hat zwar zugegeben, spontan mit den Terranern gemeinsame Sache gemacht zu haben, um die Onryonen aus der Knechtschaft des Atopischen Tribunals zu befreien, aber die Verhörspezialisten gehen davon aus, dass mehr dahintersteckt. Sie glauben, Holtorrec täusche vor, ein abtrünniger Jaj zu sein, um zu verschleiern, dass er nicht allein gehandelt hat. Khelay stimmt der Operation zu. Holtorrec soll zu einem Agenten gemacht und freigelassen werden, damit er die Onryonen zu seinen Mittätern führt. Khelay und die Verhörspezialisten wollen einen "Unfall" inszenieren, damit Holtorrecs Misstrauen nicht geweckt wird.
 
Die Onryonen ahnen nicht, dass der vermeintliche Raumvaterkommandant wirklich ein Gestaltwandler ist. Er ist Attilar Leccore, Chef des terranischen Geheimdienstes TLD. Er belügt seine Kerkermeister so geschickt, dass diese zu glauben beginnen, unter den Onryonen existiere Opposition gegen die Atopen. Da er Holtorrecs Gestalt schon seit Monaten beibehält, läuft Leccore allerdings Gefahr, die eigene Identität zu verlieren. Zu dem "Unfall" soll es während eines Gesprächs Khelays mit Holtorrec kommen, doch der Koda Aratier nutzt die Gelegenheit, um den Ryotar mental abzutasten und sich dann in eine Mikro-Bestie zu verwandeln. Nachdem er Khelay ausgeschaltet und dessen Pyzhurg-Statuette an sich genommen hat, nutzt Leccore die Fähigkeit der Mikro-Bestien zur Strukturverhärtung und entkommt. Für seine Flucht verwandelt er sich in einen Shukumishemu, dessen filigraner Leib selbst durch allerfeinste Fugen passt und Kontakt mit Positroniken aufnehmen kann. Dann kopiert er die Onryonin Zvou Genneryc und anschließend Khelay, in dessen Erinnerungen er die Information findet, dass eine Überschwerenwalze auf Luna gelandet ist.
 
Leccore/Khelay lässt sich von dessen Chauffeur, dem Terraner Aogosto Saraiva, nach Luna City bringen. Er kopiert nun auch Saraiva, denn der Lunare Widerstand hat schon zweimal vergeblich versucht, den Chauffeur anzuwerben. Leccore bietet den Widerständlern nun eine dritte Gelegenheit. Wie erwartet wird Leccore/Saraiva von einem Mitglied des Widerstands unter Drogen gesetzt, entführt und zu Pri Sipiera gebracht. Der Anführerin des Widerstands ist klar, dass sie nicht den echten Saraiva vor sich hat, denn dieser wurde zur selben Zeit anderswo gesehen. Leccore gibt sich Sipiera nicht zu erkennen, gewinnt aber ihr Vertrauen. Mit Hilfe der Widerständlerin gelingt es ihm, sich trotz der onryonischen Kontrollinstanzen an Bord von Fenckenzers Schiff zu schleichen. Zwei Flaschen Tequila Luna (nur echt mit Raupe) sowie auffällig/unauffällig umgebaute Roboter spielen dabei wichtige Rollen. Fenckenzer wundert sich zwar ein wenig über den nackten Menschen inmitten von Glasscherben, den er im Laderaum seines Schiffes vorfindet und der sich als Attilar Leccore vorstellt, ist aber gern bereit, den Mann nach Terra zu bringen.
 
Während des Fluges mit der Atopischen Sonde bekommt Tifflor vom Autopiloten der Sonde Gesichter gezeigt. Gesichter, die Tifflor kennt. Sie rufen Erinnerungen wach. Für Tifflor ist die Reise in die Jenzeitigen Lande wie eine Heimkehr.

Johannes Kreis

 
Rezension

Wenn ich Romane von Hartmut Kasper lese, mache ich mir fast immer irrsinnig viele Notizen, lasse letztlich aber nur wenig davon in die Handlungszusammenfassung einfließen. Entweder weil es sich um zwar faszinierende, aber für die Roman-/Zyklushandlung oder gar für das ganze Perryversum vollkommen irrelevante Details handelt (dass nur ein winziger Bruchteil in all den Jahren je wieder irgendeine Rolle gespielt hat oder auch nur mal erwähnt wurde, gibt meiner Einschätzung meist Recht), oder weil es durchaus interessante Informationen sind - aber nicht in Bezug auf die manchmal etwas episoden- bzw. bruchstückhaft wirkende Romanhandlung. So ist es auch diesmal. Der Roman ist randvoll gepackt mit verblüffenden Ideen und wichtigen Neuigkeiten, die Kernhandlung dagegen ist nicht so aufregend. Zum Beispiel wird Leccores Flucht lang und breit geschildert, bis hin zu der zugegebenermaßen amüsanten, im Grunde aber völlig unbedeutenden Episode mit der Raupe im Tequila. Das alles wird über viele Kapitel hinweg ausgewalzt. Dem gegenüber werden geradezu epochale Erkenntnisse in der Tifflor-Handlungsebene quasi in Nebensätzen abgehandelt. Ich muss allerdings zugeben, dass ich auch nicht weiß, wie man all diese Informationen geschickter in einen einzigen Roman hätte hineinpacken können. Außerdem hat sich Kasper erfolgreich davor gedrückt, in Sachen Atopen und Tiuphoren Klartext zu reden. Es bleibt bei Andeutungen. Fest steht immerhin, dass die Tiuphoren sowohl den Atopen als auch den Onryonen namentlich bekannt sind. Thaivva Kholleqo, die Geniferin der CLOSSOY, spricht zudem mit Bonthonner Khelay über das Unbegrenzte Imperium von Tiu. Matan scheint aber weniger wegen der konkret von den Tiuphoren ausgehenden Bedrohung besorgt zu sein als wegen der Tatsache, dass sie überhaupt in der Gegenwart auftauchen. Das hätte nach seiner Kenntnis nicht geschehen dürfen.
 
Kommen wir zuerst zu den verblüffenden Ideen:
- Kasper wirft die Frage auf, ob Perry Rhodans "Gehirnodyssee" in der Galaxie Naupaum (PR 622 bis 649) überhaupt jemals stattgefunden hat. Schließlich gibt es keinen greifbaren Beweis dafür, abgesehen von der Tatsache, dass sich Rhodans Gehirn während des fraglichen Zeitraums nicht in seinem Körper befunden hat. Aber Rhodans Erlebnisse bei den Yaanztronern hätten auch Einbildung, ein Traum oder dergleichen gewesen sein können.
- Tormanac da Hozarius ruft das Ewige Imperium aus, während im Baagsystem die letzten arkonidischen Trichterbauten demontiert werden. Womöglich werden sich die Arkoniden in zwei große Gruppen aufteilen, nämlich jene, die auf Terra Zuflucht gesucht haben und andere, die sich in eine neue Existenz transzendieren, ihre organischen Körper aufgeben und als Geister in der Maschine weiterleben. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Dieses wie beiläufig eingestreute Detail könnte zur größten Umwälzung in der gesamten arkonidischen Geschichte führen.
- Ich weiß nicht, ob ich alle Puzzlestücke, die uns zum Thema Jenzeitige Lande bis jetzt in die Hand gegeben wurden, richtig zusammengesetzt habe, aber für mich sieht es so aus, als befinde sich die Atopie außerhalb aller Zeitlinien. Selbst relativ Unsterbliche wie Perry Rhodan nehmen die Zeit wahr wie jemand, der in einem durch ein tiefes Tal fahrenden Zug sitzt und nur durch ein einziges kleines Fenster schauen kann. Er bewegt sich von A nach B, sieht immer nur einen Ausschnitt der Landschaft und kann weder zu etwas zurückkehren, das er durch das Fenster gesehen hat, noch kann er dem Zug vorauseilen. Die Atopen dagegen können Vergangenheit, PR-Handlungsgegenwart und Zukunft "sehen" wie jemand, der auf einem Berggipfel steht und das ganze Tal überblickt. Anders als der Zugreisende nehmen sie die Zeit nicht als etwas wahr, das vergeht. Für sie ist jeder einzelne Moment immer gegenwärtig und somit ewig. Sie können sich an jedem beliebigen Zeitpunkt atopisch vergegenwärtigen. Wer sich jetzt an Schlachthof 5 erinnert fühlt, liegt nicht falsch. Verblüffend an dem Ganzen ist die Vorstellung, dass die PR-Handlungsgegenwart gar nicht die Gegenwart ist, sondern eben nur der Abschnitt des Tals, den wir im Perry-Regionalexpress sitzenden Leser gerade wahrnehmen - und dass man den Zug sehr wohl verlassen kann.
 
Jetzt die im Nebensatz vermittelten Informationen:
- Im Jahre 1150 NGZ haben die Onryonen Poycoron gegründet, die erste Präterital-Kolonie (Präterital = Präteritum, also unvollendete Vergangenheit?) im Leerraum nahe der Milchstraße. Das war kurz nach der Epoche der Monos-Diktatur. Es handelt sich durchweg um Dunkelwelten, sie werden als "Weltenrudel" bezeichnet. Von Poycoron aus soll es möglich sein, die "Altwelten" zu erreichen, eventuell sogar das legendäre On-Rayon. Auf der Mission des Atopischen Tribunals in GA-yomaad sollen die verlorenen Schläfer heimkehren ins Rudel.
- Matans Meinung nach existieren die Kosmokraten zeitlos, aber in verschiedenen Aggregatzuständen. Er sagt, früher habe ein Vorschein existiert, jetzt seien sie manifest und in der Zukunft? Das werde Tifflor sehen. Außerdem stehen sich Kosmokraten und Chaotarchen Matan zufolge nicht feindlich gegenüber. Eher stehen sie Rücken an Rücken. Die Atopen stehen auf keiner der beiden Seiten, Matan kann die Kosmokraten aber besser verstehen als die Chaotarchen.
- Ebenfalls Matan zufolge stammen die Tolocesten nicht aus der PR-Handlungsgegenwart. Ein Richter namens Skonten Prenzer habe sie mit den Technoklausen als Köder aus ihrem Chronomathematischen Labyrinth gelockt bzw. er werde das in ferner Zukunft tun.
- Der Atopischen Ordo zufolge müssen immer zwei Richter pro Galaxis aktiv sein. Chuv ist tot, Ersatz steht aus. Was ist mit Larhatoon? Saeqaer ist ja nicht mehr dort, wer also wird sie ersetzen?
- Die als Schlangenhaut bekannte Struktur des Technogeflechts auf Luna ist eine Art Plantage für Ordische Stelen.
- Die Tolocesten kümmern sich bereits um den Zeitriss.
- Im Perryversum gibt es die Beatles im Jahre 1987 noch, John Lennon wurde nicht ermordet. Alle vier Pilzköpfe geben im genannten Jahr ein Konzert auf Ferrol vor einem restlos begeisterten Publikum.
 
Das ist ganz schön viel Stoff zum Nachdenken und Spekulieren, nicht wahr? Letztere kleine Info ist eine von vielen sehr schönen Vignetten zwischen den Kapiteln der Haupthandlung. Das sind Erinnerungsfragmente Julian Tifflors während des Fluges mit der Atopischen Sonde. Seit seinem bizarren Jahrmillionenmarsch (siehe PR 2592) ist Tiff definitiv kein Mensch mehr. Kein Autor könnte seine Andersartigkeit besser zum Ausdruck bringen als Hartmut Kasper. Diesbezüglich übergebe ich das Wort an meinen Leser Phil, dessen Gastkommentar ich schon vor einer Woche während meines Urlaubs in Griechenland erhalten habe und erst jetzt veröffentlichen kann.
 
Nachtrag vom 16.07.2015: Ein anonymer Gast hat heute Tifflors Erlebnis mit Hitler und dem "anderen" Zweiten Weltkrieg moniert. Gut, Hartmut Kasper hätte zur Veranschaulichung irgendeine andere Epoche der Weltgeschichte nehmen können, aber diese ist nun einmal besonders eindrucksvoll - und meiner Meinung nach auch nicht so weit hergeholt. Nach meinen rudimentären Geschichtskenntnissen hat Hitler den Nationalsozialismus nicht erfunden (zumindest nicht allein), er hat lediglich sein Erstarken vorangetrieben. Ohne Hitler wäre die NSDAP vielleicht eine unbedeutende Splitterpartei geblieben. Dann hätte es vermutlich keinen Krieg gegeben. Oder die Nazis wären wesentlich später an die Macht gekommen, und auch dann wäre ein neuer Krieg meiner bescheidenen Meinung nach nicht unwahrscheinlich gewesen. Hitlers Überzeugungen und Ziele sind ja nicht aus dem Nichts gekommen, vieles davon ist schon vor seinem Auftreten postuliert worden. Und dann hätte Deutschland sicherlich als erste Weltmacht Atomwaffen besessen... Kasper macht hier ein Gedankenspiel, wie es in der Science Fiction gang und gäbe ist. Vielleicht könnte man es sogar als Verneigung vor dem großen Philip K. Dick betrachten, der ein ähnliches Szenario im Roman "Das Orakel vom Berge" entwirft. Ich finde, mit "Nestbeschmutzung" hat das nichts zu tun.

Johannes Kreis  11.07.2015

   
Inhaltsangabe 2


Kommentar / Computer

Indoktrinatoren und LPV

Die hochkomplexen Überlicht-Transitionstriebwerke der Tiuphoren werden Aktoren genannt. Ihre Fortbewegung erfolgt wahlweise durch den fünf- oder sechsdimensionalen (Hyper-)Raum. Auch bei den Offensivwaffen – allgemein Dimensionskatapulte genannt – gibt es die Unterscheidung zwischen penta- und sextadimensionalen Anwendungen, kurz Penta-Katapulte und Sexta-Katapulte. Transportiert werden entweder Explosionskörper auf Materie-Antimaterie-Basis, die Annihilatoren – und/oder spezielle Sonden, die Indoktrinatoren.
 
Letztere können einzelne oder Trupps von Kampfrobotern sein, aber auch kleine bis kleinste – nanotechnische – Einheiten. Sie bestehen aus einem Masse-Energie-Gewebe, kurz MEG. Das MEG kann von festmaterieller Daseinsform (M-Modus) in einen komplexen (Hyper-)Energieimpuls (E-Modus) umgeschaltet werden. In diesem E-Modus können sich die Indoktrinatoren durch (auch höherdimensionale) Schutzschirme bohren und in gegnerische Schiffe eindringen. Dort sondieren und analysieren sie den Raumer und werten die Daten mit dem Ziel aus, die fremden Rechnersysteme zu indoktrinieren, sprich zu übernehmen. Im Erfolgsfall wendet sich das indoktrinierte Schiff gegen seine Besatzung – und/oder gegen andere Schiffe.
 
Wie wirkungsvoll diese Offensivwirkung ist, hat die Besatzung der GALBRAITH DEIGHTON V unter dem Kommando von Oberst Anna Patoman erfahren müssen. Aus diesem Grund hat die Nachfolgeeinheit GALBRAITH DEIGHTON VI zwei positronische Redundanzsysteme erhalten, die im Notfall einen von Indoktrinatoren übernommenen Logik-Programm-Verbund (LPV) desaktivieren und an seine Stelle treten können: einen weiteren LPV (SLEEPER I) und eine kompakte Biopositronik (SLEEPER II). Bei der Basisaktivierung werden aus dem primären LPV sämtliche Informationen über SLEEPER I und SLEEPER II gelöscht. So werden auch SLEEPER I und II konditioniert, das heißt die Systeme wissen gegenseitig nichts mehr voneinander. Sollten sie von Indoktrinatoren übernommen werden, gibt es keine Hinweise auf die jeweiligen Redundanzsysteme.
 
Schon der normale Logik-Programm-Verbund ist ein leistungsfähiges Steuerprogrammsystem vernetzter Rechner, bei dem an Bord eines SATURN-Raumers insgesamt fünf autarke, variabel schaltbare, biopositronisch-hyperinpotronische Großrechnernetze zusammengeschaltet sind. Im Normalfall sind bei Ausfall aller Netzwerke zusätzlich vorhandene hyperinpotronische und positronische Nebenrechner in der Lage, mit einem Notverbund alle Aufgaben zu übernehmen.
 
Ein Netzrechner fungiert hierbei im Allgemeinen als Kontracomputer-Segment. Der Koko – wenngleich diese Abkürzung von Kontracomputer abgeleitet ist – berechnet ständig alle Maßnahmen unter der Annahme der entgegengesetzten Voraussetzungen, die hochgradig unwahrscheinlich sind. Er zweifelt also alles an. Die sich daraus ergebenden Folgerungen treten dann zutage, wenn aufgrund der Berechnungen eine Gefahr erkannt wird, die nicht offensichtlich ist. Der Koko meldet sich erst, wenn im routinemäßigen Ablauf einer Operation aufgrund von gefährlichen Unwahrscheinlichkeiten besondere Handlungen erforderlich werden – oder es wird eine Situationsanalyse eben unter den unwahrscheinlichsten Gesichtspunkten erstellt. Seine Bedienung erfolgt durch einen Spezialisten, den Koko-Interpreter.
 
Zur Befehlsgebung sind beim Einsatz des Logik-Programm-Verbunds nur knappe akustische Kodebegriffe oder wenige »Hauptschalter« erforderlich. In dieser Zeit aktiviert, überwacht und steuert der angeschlossene LPV bei allen denkbaren Manövern, Versorgungsarbeiten, offensiven wie defensiven Waffeneinsätzen und dergleichen alle jene Nebenaggregate, die zum reibungslosen Ablauf des jeweiligen Vorgangs in Betrieb genommen und meist in Bruchteilen einer Sekunde miteinander synchronisiert geschaltet werden müssen.
 
Als Hauptknoten der Großrechnernetze dienen fünf biopositronisch-hyperinpotronische Anlagen, bei denen jeweils die Gesamtmasse des »Plasmazusatzes« mit rund 5300 Kubikmetern dem des Plasmakommandanten eines klassischen Fragmentraumers der Posbis entspricht. Die Verbindung zwischen Plasma und den angeschlossenen Rechnern stellen Abermillionen Bioponblöcke sicher, deren vernetzte Ausläufer die Zellmasse durchziehen. 70 Zentimeter starke Ynkonit-Panzerwände sowie hermetisch abriegelbare Zugänge machen die Kugeln zu autarken Einheiten. Ihr Kern ist von den obligatorischen Ver- und Entsorgungseinrichtungen umgeben, die das Überleben des Zellplasmas gewährleisten.

Rainer Castor

   
NATHAN