Atlan - Das neue Atlantis    


Nach Exposé von William Voltz

Inhalt

Das neue Atlantis (Heft 300-332):
Handlungszeit: 28. Februar 2648 n. Chr. bis 1. September 2648 n. Chr.
Erschienen: Juli 1977 bis Dezember 1977
Situation:

Die allein auf anraten Razamons von Perry Rhodan und Atlan getroffenen Sicherheitsvorkehrungen, verhindern am 30. August 2648, daß die Erde einer Invasion aus fremder Dimension zum Opfer fällt. Der Dimensionsfahrstuhl Pthor ist im Atlantik gelandet und stellt eine unmißverständliche Drohung dar. Denn die Gefahr ist durch die energetische Schutzschirmglocke nur eingedämmt und nicht bereinigt. Der Invasor hat sich auf der Erde etabliert. Da die fliegende Insel von einem eigenen Schutzschirm - dem Wölbmantel - überspannt wird, der auch mit ausgeklügelster Technik nicht überwunden werden kann, herrscht ein labiles Patt. Als einzige gelingt es Razamon und Atlan durch den Wölbmantel zum Weltenfragment vorzudringen. Allerdings verlieren die beiden Männer ihre gesamte technische Ausrüstung und auf Verstärkung von der Erde warten sie vergebens. Was weder Razamon noch Atlan wissen, der Dimensionsfahrstuhl besitzt eine stark ausgeprägte Eigenzeit. Während auf der Erde nur Stunden vergehen, rasen auf Pthor die Wochen dahin. So bleibt Atlan, dem Späher im Diensten Terras und Razamon, dem Rächer, der vor 10.000 Jahren vom Dunklen Oheim auf die Erde verband wurde, nur auf eigene Faust dieses phantastische Land zu erforschen. Da Razamons Wissen über Pthor Lückenhaft und Veraltet ist und Beobachtungen von Außen durch die wolkenartige Strucktur des Wölbmantels stark erschwert ist, betreten sie praktisch einen unbekannten Kontinent. Sie müssen auf eigene Faust Verbündete gegen die mysteriösen Herren der FESTUNG suchen, den Ragnarök, die Entscheidungsschlacht über das Schicksal Pthors und der Erde, ist nahe.
Allgemeine Anmerkungen:

Bereits während des "Held von Arkon"-Großzyklus nahm der Anteil der Fantasy-Elemente in der Atlan-Serie kontinuierlich zu. Mit dem "neuen Atlantis" riskierten die Autoren einen weiteren, sehr viel weiter gehenden Schritt. Die Hefte 301 bis 332 sind reine “Sword & Sorcery” vor dem SF-Hintergrund des Perry Rhodan-Universums. Oft genug beschränkt sich der SF-Anteil auf die Anwesenheit Atlans. Bei “Sword & Sorcery” (Schwert und Magie) handelt es sich um jene Spielart der Fantasy, die von vielen Lesern vor allem mit der Taschenbuch-Reihe “Conan” von Robert E. Howard in Verbindung gebracht wird. Es geht um die Abenteuer wilder Barbaren in einer vorzeitlichen Welt, in der Männer noch “Kerle” und Frauen noch “Schön und Gehorsam” waren. Die Helden dieser Roman-Gattung gelten als ebenso muskulös - wie unterbelichtet. Lange Zeit galt diese Form der Literatur als unterste Stufe der Abenteuerromane, was dem jeweiligen Werk oft nicht gerecht wurde. Bereits im Herbst 1973 war, mit Dragon, die erste deutsche Fantasy-Serie gestartet worden. Dragon fand jedoch kaum anklang und wurde bereits im April 1974 nach gerade einmal 55 Heften eingestellt. Erst 1999 startete eine 19 bändige von Hugh Walker überarbeitete Hardcover-Version, deren Erfolg so groß war, daß ein neuer Abschlußband verfaßt werden konnte. Zudem erschien ein Fortsetzungsband. Und im Oktober 2000 startete die nicht annähernd so erfolgreiche Buchbearbeitung von Mythor. In der Zwischenzeit hat sich der Fantasy-Boom bereits wieder gelegt.
Zurück in den Juni 1977, vor allem Kurt Bernhardt als Chefredakteur und William Voltz als Exposé-Autor hofften, daß die Zeit zumindest für einen deutschen SF- und Fantasy-Mix reif sei. Vor allem die “Darkover”-Romane von Marion Zimmer Bradley, die eine zeitgemäßere Interpretation der "Sword & Sorcery"-Themen boten und zu jener Zeit erfolgreich im Rahmen der Terra-Taschenbücher erschienen, nährten diese Hoffnung. An dem Erfolg mit Darkover wollte man anknüpfen.

Landkarte
Die Karte links ist eine Landkarte des Weltenfragmentes Pthor - Schauplatz des Zykluses






Routenkarte
Die Karte rechts zeigt die Stationen, die Razamon und Atlan, Koy und die Odinssöhne auf dem Weg zur FESTUNG zurücklegen.

Danke an Horst Hoffmann für die Originalkarte, die im Atlan-Heft Nr. 300 enthalten war bzw. seiner erweiterten Karte aus Heft 320 und Dank an Werner Fleischer für eine Überarbeitung und Günter Ruch für die Auswahl der Farben und der Symbole der Burgen und vor allem für die Idee und das Beispiel. Zusätzliche Abweichungen von der Originalkarte von Horst Hoffmann, insbesondere zusätzliche Orte, Wälder, Gebirge, Burgen die nicht den Odinssöhnen gehören, die Insel Tschuuhrt beruhen auf von mir (Bernd Labusch) eigenmächtig vorgenommene Erweiterungen.

 

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Allgemeine Überlegungen von Bernd Labusch:

Kaum daß das Thema des neuen Großzyklus bekannt war, gab es die ersten Proteststürme gegen dieses Sakrileg - an der reinen und wahren Science-Fiction. Ich persönlich konnte und kann dies nicht nachvollziehen. Bestand doch für mich gerade darin der Reiz dieses Abschnitts - eine Fantasy typische Romanhandlung, hier das Milieu des Reise- und Ritterromans, mit der inneren Logik einer Hard-SF-Serie zu verbinden. Anders als in der Mutter-Serie Perry Rhodan, wo William Voltz oft den entgegengesetzten Weg ging, also Fantasy in SF-Kleidern präsentierte. Vor allem Atlans Extrasinn ist in jedem Roman beständig darum bemüht, alle Phänomene Pthors in ein naturwissenschaftliches Raster zu pressen und logische Gründe für das Funktionieren z. B. von Magie zu finden.
Magie ist in der Atlan-Serie nichts anderes, als Technik, deren wissenschaftliche Grundlagen den Anwendern unbekannt oder gar rätselhaft sind - oft handelt es sich um für den Leser vertraute Technik wie z. B. Funkgeräte oder Mofas. Die Magier von Oth würden in einem anderen Abschnitt der Serie als Mutanten umschrieben werden. Die Götter unterscheiden sich von anderen Humanoiden nur durch ihre relative Unsterblichkeit. Und Roboter sind auch auf Pthor einfach nur Roboter. Allerdings weisen die Roboter von Wolterhaven einige Macken auf, die die Posbis der Hundertsonnenwelt wie Aphiliker wirken lassen. Erste Verständnisprobleme hatte ich mit den Dellos, die als Androiden bezeichnet werden, obwohl sie im SF-Jargon wohl eher als genetisch manipulierte Klone umschrieben würden. Wie es kommt, daß derartige als roboterhaft beschriebene Wesen, plötzlich völlig gegen ihren Charakter handeln können oder, wie im Fall der Mutter von Koy, sogar Schwanger werden, bleibt seltsam.
Das Hauptproblem war meiner Meinung nach, daß die Thematik des für eine Fantasyserie typischen sich Umschauens und hier mal Waffen einsammeln und dort mal Verbündete finden, über 33 Hefte gestreckt, sehr langatmig wird, wenn den Autoren nichts wirklich Originelles zu den jeweiligen Schauplätzen einfällt, besonders schlimm war hier der Blutdschungel. Und die Leidensgeschichte der Odinstochter Thalia, die sich als Odinssohn Honir verkleidet und trotzdem von Atlan durchschaut wird, ihn deshalb umbringen will, nur um sich in den Arkoniden zu verlieben, war nicht mehr lustig, sondern nur noch billigstes Klischee.
Daher wird ab Heft 315 verstärkt auf die Herren der FESTUNG eingegangen. Auch wenn die jeweiligen Bemühungen der Neffen des Dunklen Oheims (immerhin die offiziellen Hauptgegner Atlans) nie so weit in den Vordergrund treten, wie es der Leser sonst von VPM-Serien gewohnt ist. Letztlich beginnt der Kampf gegen die FESTUNG recht unvermittelt im Heft 329 und endet mit der Nr. 331. Heft 332 handelt bereits davon, wie sich die Sieger die Macht auf Pthor aufteilen. Überhaupt blieb die Serie, mit Darkover verglichen, stark hinter den eigenen Möglichkeiten zurück. Obwohl im viel stärkerem Maße als sonst auf die kulturellen und gesellschaftlichen Hintergründe der Romanvölker eingegangen wurde. Insgesamt war dieser Unterzyklus vor allem ein interessantes Experiment.

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© Schrotys Materiequelle         © Seite und Kommentar von Bernd Labusch